Nürnberg
Umzug stört Krisenstab nicht

Arbeitsfähigkeit des Gesundheitsministerium laut Ministerin Melanie Huml "jederzeit und dauerhaft" gewährleistet

08.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:34 Uhr
Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege zieht seit 2017 sukzessive nach Nürnberg um. In Zeiten der Krise stellt sich dabei die Frage, ob ein zweigeteiltes Ministerium überhaupt leistungsfähig ist. −Foto: Pelke

Nürnberg - Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) steht seit der Corona-Krise im Mittelpunkt.

 

Im Fokus steht dagegen nicht der Umzug nach Nürnberg. Zur Erinnerung: Seit 2017 zieht das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sukzessive in die Frankenmetropole um. Die Verlagerung der Behörde ist Teil der Heimatstrategie.

Auf Anfrage teilt Melanie Huml mit, dass die Krisenbewältigung durch den Umzug des Ministeriums nicht negativ beeinträchtigt werde. Bereits seit dem Auftreten des ersten Verdachtsfalls hätten sich Mitarbeiter, die mittlerweile in Nürnberg ihren Dienst verrichten, mit der Eindämmung des neuartigen Virus befasst.

"Auch dem Coronavirus-Krisenstab Bayerns, der am 1. März seine Arbeit aufnahm und seit 16. März als Katastrophenstab zusammentritt, haben Mitarbeiter des Dienstsitzes Nürnberg zugearbeitet", lässt die Ministerin über einen Sprecher mitteilen. Zum 19. März sei mit der "Taskforce Corona-Pandemie" zudem eine gesonderte Organisationsstruktur im Gesundheitsministerium geschaffen worden, die eine Bündelung aller erforderlichen Informationen sowie die effektive Umsetzung gebotener Maßnahmen ermöglichen würde. "Diese Einheit ist mit Mitarbeitern aus allen Abteilungen des Ministeriums besetzt - darunter auch vom Dienstsitz Nürnberg. "

Der Behördenumzug behindert demnach wohl nicht die Arbeit des in der Krise besonders gefragten und geforderten Ministeriums. Die Arbeitsfähigkeit des Hauses sei "jederzeit und dauerhaft" gewährleistet, erklärt Huml und verweist darauf, dass derzeit schon aus Gründen der Infektionsprävention die meisten Besprechungen sowieso per Videokonferenz stattfinden würden.

Das Ministerium hat laut Huml außerdem für den Zeitraum der Ausgangsbeschränkungen seinen rund 300 Mitarbeitern deutlich erweiterte Möglichkeiten zur Telearbeit eingeräumt. Demnach seien auch die Mitarbeiter am Dienstsitz in Nürnberg aktuell "in gleicher Weise und Intensität" in die Arbeit der "Taskforce Corona-Pandemie" eingebunden. "Dazu gehört zum Beispiel ganz konkret die Erarbeitung der bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung", erklärt die Gesundheitsministerin weiter, die vor ihrer Karriere als Politikerin selber als Ärztin im Krankenhaus gearbeitet hat.

Am Nürnberger Dienstsitz seien aktuell mehr als 110 Mitarbeiter aus allen Abteilungen sowie dem Ministerbüro tätig. Insgesamt will die Ministerin mit ihren Aussagen wohl verdeutlichen, dass die Frage des Dienstortes in Corona-Zeiten nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Auch wenn zum Beispiel die erste Sitzung des Coronavirus-Krisenstabes ausgerechnet in München und nicht in Nürnberg unter Leitung von Gesundheitsministerin Melanie Huml und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) stattgefunden hat. Neben den Ministern aus Franken - Huml wohnt in Bamberg, Herrmann in Erlangen - ist übrigens auch der Präsident des Erlangener Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, aus Franken nach München gereist, um an den ersten Beratungen des Krisenstabes in der Landeshauptstadt teilnehmen zu können.

Derweil ist die Frage, ob der Umzug dem Krisenmanagement des wichtigen Ministeriums irgendwie in die Quere kommen könnte, offensichtlich auch in der Politik angekommen. "Wir müssen nach der Corona-Krise genau schauen, welche Auswirkungen der Teilumzug auf die Arbeit und das Funktionieren des Ministeriums in dieser Ausnahmesituation gehabt hat", sagt beispielsweise Peter Bauer, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler (FW) aus Ansbach und fordert gleich im nächsten Atemzug, dass es Denkverbote bei der Analyse nach seinen Vorstellungen nicht geben dürfe.

"Bei der Manöverkritik mit dem Ziel, die Arbeit des Ministeriums zu optimieren, muss nach dem Ende der Krise alles auf den Tisch", ist sich Bauer sicher, der nicht nur im Gesundheitsausschuss des Landtages sitzt, sondern gleichzeitig auch der Patienten- und Pflegebeauftragter der Staatsregierung ist. Grundsätzlich findet der Zahnmediziner den Umzug des Gesundheitsministeriums von München nach Nürnberg richtig. "Aktuell leben wir durch das Virus jedoch in besonderen Zeiten", findet Bauer.

HK