Wendelstein
Über Paris fliegen

Moi et les autres versprühen französische Lebensart in der Jegelscheune

01.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:18 Uhr
Moi et les autres erweisen sich als perfekte Botschafter für die leichte französische Lebensart. −Foto: Unterburger

Wendelstein (ub) Eigentlich wollten sie schon 2018 ein Konzert in der Jegelscheune geben, aber da mussten sie absagen, weil die Sängerin erkrankt war.

Nun holten sie das Gastspiel nach und begeisterten das Publikum in der sehr gut besuchten Jegelscheine: Moi et les autres - Ich und die anderen.

Im Mittelpunkt steht die französische Sängerin Juliette Brousset. Zum Jazzstudium ist sie einst über den Rhein nach Mannheim gekommen, hat Moi et les autres gegründet und ist dort heimisch geworden. Sie spricht akzentfrei deutsch, singt aber auf französisch. Um sich hat sie den Gitarristen und Komponisten David Heintz, den Akkordeonisten und Meister auf der Mandoline Eric Dann, Andreas Manns am Kontrabass und Simon-Tobias Ostheim am Schlagzeug geschart. Obwohl alle in Mannheim leben, ist die Formation ein Botschafter für die leichte französische Lebensart inklusive ihrer musikalischen Traditionen.

Juliette Brousset besitzt große Bühnenpräsenz. Ihr ungezwungener, natürlicher Umgang mit dem Publikum, ihre mit Witz und Charme vorgetragene Moderation und ihre glockenreine Stimme verzaubern Zuhörerinnen und Zuhörer. Die allermeisten Lieder stammen aus ihrer Feder und der ihrer Band-Kollegen. Die Musik geht direkt in Herz und Ohr.

Inhaltlich drehen sich die Lieder um Aufbrechen, Weggehen, aber auch Ankommen. Die Sängerin träumt von "anderen Horizonten", man streift durch Wiesen und Bäche, schnürt den Rucksack, irrt durch die Pariser Metro, wandelt nachts durch Montmartre, steigt in einen Heißluftballon und fliegt über Paris. "Ich will weg wie die anderen, die sich getraut haben", singt Juliette Brousset, "ich will die sein, die geht - und frische Luft atmen. "

Sängerin Brousset erweist sich als wahres Energiebündel. Man hört ihr gern zu, ihre gewinnende und charmante Art überträgt sich auf die Zuhörerinnen und Zuhörer, die mit den Füßen im Takt wippen oder im Rhythmus mit den Fingern schnippen - frei nach dem Motto von Helge Schneider: "Hauptsache, es schwingt. "

In ihren Liedern berichtet die Gruppe vom stressigen Alltag der Musiker, vom "Wirbel des Lebens", von der "Sucherei nach Schätzen" und vom Leben im Einklang mit der Natur. Besonders aufwühlend ein Stück, das sich mit dem Thema "Sel" (Salz) befasst. "Damals hörten wir, dass ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer gesunken ist", erzählt die Sängerin, "und wir fragten uns: Wie wäre das, wenn wir flüchten müssten mit Tränen in den Augen? Die salzige Träne vermischt sich mit dem salzigen Meer. " Ein beeindruckendes, verstörendes Lied mit bedrohlichen Geräuschen und Szenarien, einem wahren Klanggewitter und einem langen Angstschrei am Ende.

"Doch wir haben die Hoffnung und eine gemeinsame Vision, dass es ganz anders gehen kann", holt sie das Publikum wieder zurück in unseren friedlicheren Alltag. "Manchmal darf man sich auch ein bisschen freuen", sagt Juliette Brousset und freute sich auf das Frühlingserwachen, "ich liebe den Frühling und die Natur. " Als Zugabe gibt es ein Medley bekannter französischer Chansons.