Thalmässing
Der Ernst des Lebens ist ein Käse

Thalmässinger Rektor Ottmar Misoph plädiert für möglichst viel Spaß als Mittel zum leichteren Lernen Spielerische Tricks im Klassenzimmer

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Lauter Neulinge: Lehrerin Anja Mangold, ebenso frisch an der Thalmässinger Grundschule wie ihre Schüler von der 1a, lernt ihre Schützlinge spielerisch kennen. - Foto: Luff

Thalmässing (luf) Einem großen Ziel ist der erste Schultag für die Erstklässer in Thalmässing untergeordnet: Alle Beteiligten aus dem Lehrerkollegium wollen den Schülern die Anspannung vor dem neuen Lebensabschnitt nehmen, die diese vielleicht haben. Ein Spruch von Eltern und Großeltern ist kaum auszurotten, weiß der Rektor Ottmar Misoph.

Der Ernst des Lebens solle mit der Schulzeit beginnen? "So ein Käse", ruft er den Eltern in der Aula zu. Einen derartigen Druck "können Sie vergessen"!


Warum das der Fall ist, ist schnell erklärt: Mit Spaß lernt es sich einfach leichter. Und so ist einzig der Spaß eine durchaus ernste Sache, wie Misoph findet: "Wenn in der ersten und zweiten Klasse der Spaß misslingt, hat man viel kaputtgemacht", sagt er. Denn die Anfangszeit präge die weitere Schullaufbahn. Und so streut er immer wieder kleine Scherze schon in seine Begrüßungsworte ein, bringt Eltern, Großeltern und Kinder gleichermaßen zum Lachen. Als es aus den Reihen der Zweitklässer im Hintergrund, die für die Neulinge nicht nur ein Lied gesungen, sondern auch kleine Schultüten für sie gebastelt haben, fürchterlich kracht - offenbar ist etwas heruntergefallen -, bemerkt der Rektor trocken: "Jetzt gibt es einen Zweitklässer weniger."

Den Eltern schreibt er ins Stammbuch, sie sollten ein Wort in Großbuchstaben auf ein Blatt Papier schreiben und dieses an den Kühlschrank heften: Gelassenheit. Ja, das eine Kind könne schneller lesen, das andere besser rechnen, das nächste tut sich im Sport hervor. Stärken und Schwächen gesteht der Schulleiter allen zu, deshalb das Motto der Schule: "Jedes Kind ist anders anders." Bei den Kleinen weckt Misoph die Vorfreude auf das, was kommt. Es sei spannend, etwas Neues zu lernen", sagt er. "Es macht Spaß, das Fernsehprogramm lesen zu können, ohne auf Mama oder Papa angewiesen zu sein." Lautes Kichern verrät, dass sich die Erstklässer schon fast so weit wähnen.

38 Kinder erleben an diesem Tag ihren ersten Schultag, 21 Jungs und 17 Mädels. Die Lehrerinnen Anja Mangold, 1 a, und Marita Fumy, 1 b, haben je 19 Kinder in ihren Klassen. Diese Klassenstärken sei "für Bayern gut", sagt Misoph. Bevor er nach der Einteilung der Kinder in die beiden Klassen - die dabei von den Älteren ihre Geschenke erhalten - diesen das Podium überlässt: "Das sind die Damen und Herren der ersten Klassen", stellt er sie noch in den Mittelpunkt. Beifall brandet auf. Stolze Schulanfänger gehen mit ihren Schultüten in die Klassenzimmer.

Dort stellt sich Anja Mangold ihrer 1 a erst einmal vor. Sie hoffe, sie gehöre zu der netten Sorte Lehrer, sagt sie, nicht zur grimmigen. Die Pleinfelderin hat nach ihren Unterrichtstätigkeiten in München und Nürnberg nun eine Stelle angetreten, die weitaus näher bei ihrer Heimat liegt, erzählt sie.

Dann stellen sich Jule, Maxi, Lahja und all die anderen vor. Zunächst holen sie ihre Namenschilder, die an die Tafel gepinnt sind. So bekommt die Lehrerin gleich spielerisch einen Eindruck, wie firm die Erstklässer im Alphabet schon sind und ob sie ihren Namen erkennen. Fast alle schaffen das problemlos. "Wer ist so mutig und zählt die Mädchen und Jungen", fragt Mangold in die Runde. Wiederum erhält sie viele hochgereckte Finger als Reaktion. Der Zahlenraum bis annähernd 20 scheint also auch kein Problem zu sein. Mit derlei Tricks kitzelt die Lehrerin den Eifer der Kinder heraus und macht sich unbemerkt ein Bild von ihnen.

Schwieriger für die Schüler ist die Antwort auf die Frage, wer Wiwo sei, der Name, der auf dem einzig verbliebenen Schild an der Tafel steht. Hase, Maus, Mensch oder Ratte, raten die Kinder durcheinander. Oder gar der Mann von der Zeitung? Alles falsch. Wiwo heißt der rote Kakadu - eine Handpuppe -, der die Erstklässer in den nächsten Monaten begleitet und "mit uns Lesen und Schreiben lernt", erklärt Mangold. Ein Lied von der CD über einen Kakadu gibt's obendrein. Mit so viel Spaß ist ein guter Anfang gemacht.