Thalmässing
Zukunftsvision: Im Hologramm ein Grab betreten

Thalmässinger Museum Fundreich setzt zahlreiche moderne Technologien ein Besonders für junge Besucher attraktiv

01.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:21 Uhr

Das Museum Fundreich setzt auf moderne Technik: Claudia Durst demonstriert an einem Display, wie man mehr Informationen über einzelne Exponate erhält und Eva Schultheiß (unten, links) zeigt Siedlungen in der Eisenzeit auf der interaktiven Landkarte. Eine Einblendung auf einer überdimensionalen Grabungskarte hilft, die gefundenen Knochen als Teil des Skeletts einer Frau zu identifizieren. - Fotos: Bader

Thalmässing (HK) "Archäologie erleben" hat sich das Thalmässinger Museum Fundreich auf die Fahnen geschrieben. Und obwohl es eines der kleineren Museen im Landkreis ist, hat hier die Digitalisierung bereits seit 2013 Einzug gehalten. Damit können Besucher Grabungsstellen entdecken und Informationen zu Funden bekommen. Ein Traum der Organisatoren wäre jedoch noch ein Hologramm, damit Besucher bei Ausgrabungen virtuell dabei sein können.

 

Vorher war das Fundreich ein Museum, wie man es kennt: "Ein paar Ausstellungsstücke und daneben jede Menge Tafeln mit Texten", sagt Claudia Durst vom Landratsamt Roth, das das Museum in Thalmässing betreibt. "Doch nach dem Umbau sollte es nicht nur frischer, sondern auch moderner werden."

Ein Beispiel hat der Besucher schon direkt am Beginn des Rundgangs vor sich. Hier erfährt er nicht nur, dass ihn farblich abgesetzte Zeitleisten durch das Museum, begleiten, damit er immer weiß, ob die jeweiligen Fundstücke beispielsweise den Bajuwaren oder Kelten zuzuordnen sind, sondern er steht zudem vor einer großen interaktiven Landkarte.

"Hier sieht er auf einen Blick, wie das Gebiet rund um Thalmässing inklusive Flüssen und Anhöhen aussieht ", sagt Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß. Und es handelt sich nicht etwa um eine einfache topographische Karte, sondern um ein komplettes Landschaftsrelief. Hier werden über einen Beamer Städte und Flüsse genauso eingeblendet wie Hinweise zum archäologischen Wanderweg und zum Geschichtsdorf in Landersdorf. Nach der leichten Berührung eines der Felder, die etwa in die Bronze- oder Eisenzeit entführen, erwacht die Karte zu neuem Leben. Themenabhängig sind dann beispielsweise Freilandstationen der Altsteinzeit, Grabstätten im Frühmittelalter oder Siedlungen der Eisenzeit zu sehen. "Da kann sich der Besucher besser orientieren und, was viel wichtiger ist, er sieht, dass wirklich alle Fundstücke aus der Region sind", sagt Schultheiß. "Da ist dann der Bezug zu den Ausstellungsstücken ein ganz anderer, man sieht genauer hin."

An der gegenüberliegenden Wand finden sich auf den ersten Blick nur kahle Vitrinen, in denen eher kleine, teils verloren wirkende Fundstücke liegen. Trotzdem ziehen die seltsamen Nadeln, Steinchen und gebogenen Metallteile den Blick auf sich. Doch was ist das, was hier zu sehen ist? Es gibt keine erklärende Tafel, nicht einmal einen kurzen Hinweis. "Hier arbeiten wir mit einem besonderen Display", erklärt Durst und zieht einen an einer Schiene befestigten Monitor über eine der Vitrinen. Schon erwacht das durchsichtige Display, hinter dem immer noch das Ausstellungsstück zu sehen ist, zum Leben. Wie bei einem Head-up-Display im Auto, das die Geschwindigkeitsanzeige auf die Frontscheibe spiegelt, damit der Fahrer den Blick auf der Straße lassen kann, erscheinen nacheinander die Informationen: aus welcher Zeit das Fundstück stammt, was es genau ist und wie es verwendet wurde. Bei einer Bronzenadel, die auf den ersten Blick einem Schaschlikstäbchen gleicht, erfährt man, dass viele Schmuckstücke aus diesem Metall gefertigt wurden, und sieht an einer später eingeblendeten Silhouette eines Menschen, dass diese zum Feststecken des Gewandes genutzt worden ist. "Wir möchten nicht gleich mit Fakten überfrachten, wir wollen Interesse wecken", sagt Durst. "Und wen ein Stück interessiert, der erfährt über das Display alles Wissenswerte." So werde die Ausstellung nicht überfrachtet und der Besucher könne trotzdem mit wenigen Klicks mehr erfahren. Aber mit der modernen Technik will Durst noch mehr erreichen: "Ich hoffe, dass wir damit auch Schüler erreichen. Dass sie die Technik nutzen und nicht wie bei einer Tafel einfach vorbeigehen."

Wie bei einer Führung, bei der man den Referenten zu Details befragen kann, funktioniert auch die kleine Filmstation im Obergeschoss des Museums Fundreich. Hier werden nicht Beiträge in Endlosschleife immer wiederholt, vielmehr sieht man einfach nur eine Auswahl an Themen: "Was ist Archäozoologie oder Paläobotanik? Und wie funktioniert eine dendrochronologische Bestimmung oder die C14-Methode? "Hier soll sich jeder das herauspicken, was ihn gerade interessiert", sagt Schultheiß, hält den kleinen Kopfhörer ans Ohr und tippt dann auf die Anzeige C14. "Es sind sehr informative, aber ebenso kurze Beiträge", so die Kreisheimatpflegerin. "Hier erfährt man in nur drei Minuten alles wirklich Wichtige zum Thema."

Faszinierend ist auch der Bodenbelag im nächsten Raum. Auf überdimensionalem Millimeterpapier sind Scherben von Tongefäßen, Schmuckstücke, Steinwerkzeuge und vieles mehr eingezeichnet. "Das ist nichts anderes als der Grabungsplan der Archäologien, der die Lage der Fundstücke angibt und in dem sogar erkennbar ist, in welcher Tiefe etwas gefunden wurde." In einer nahen Vitrine sind unter anderem schmückende Arm- und Beinreifen sowie Gewandklammern zu sehen. Diese finden sich skizziert auch auf dem Millimeterpapier zwischen scheinbar verstreuten Knochenfragmenten. Kaum nähert man sich aber den Vitrinen, wird auf dem Boden die Gestalt einer Frau eingeblendet. "Dann sieht man mit einem Blick, dass es eben keine verstreuten Knochen und einfach herumliegende Schmuckstücke sind, sondern man erkennt, dass hier die Überreste einer Frau gefunden wurden, die an der Lage der Knochen klar erkennbar ist", sagt Schultheiß. Und noch mehr: "Jetzt sieht man auch, dass die hübschen Armreifen nicht nur einfach neben ihr herumlagen, sondern dass sie diese zum Zeitpunkt ihres Todes getragen hat."

Mit Blick auf ein Display, bei dem man auf Knopfdruck etwas über ein Hügelgrab erfahren kann, gerät Durst ins Schwärmen: "Mein Traum wäre es, wenn es in einigen Jahren statt dieses einfachen Monitors die nötige Technik gäbe, damit man einen solchen Grabhügel in einem riesigen Hologramm wirklich betreten und sich darin dann wirklich umsehen könnte."

Und da bereits jetzt viele Ausgrabungen mit der 3-D-Fotografie dokumentiert werden, erhofft sie sich noch mehr. "Wenn man dieses Material verwendet, könnte ein Besucher in einem Hologramm live bei der Ausgrabung dabei sein, könnte Erdschicht für Erdschicht abtragen und entdecken, was darunter kommt."

Damit würde sich das Motto "Archäologie erleben" im Thalmässinger Museum Fundreich in Zukunft noch umfassender realisieren lassen.