Allersberg
Geschichte alter Gebäude entdecken

Auftaktveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals - Führungen im Torturm und dem Gilardihaus

06.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:00 Uhr
Der Allersberger Torturm ist eines der sanierten Gebäude, die beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag vorgestellt werden. −Foto: Schultheiß

Hilpoltstein (HK) "Entdecken, was uns verbindet", ist das Motto des Tages des offenen Denkmals am Sonntag, 9. September. Jetzt hat Landrat Herbert Eckstein bei der Auftaktveranstaltung in Georgensgmünd über den Stand in der Denkmalpflege informiert und die Bürger eingeladen, diesen Tag zu nutzen, um sich die vielen sehenswerten Kleinode im Landkreis Roth einmal aus der Nähe anzusehen.

Baudenkmäler sind laut Eckstein allesamt mit dem Begriff Heimat verbunden, den sie würden einen Ort prägen. Zwei solche hervorstechende Gebäude, die am Sonntag bei Führungen erkundet werden können, sind der Allersberger Torturm und das Gilardihaus.

20 Denkmäler in privater Hand würden derzeit instandgesetzt. 15 davon seien nicht mehr in der Hand der früheren langjährigen Besitzer, sondern gehörten neuen Eigentümern, die sich bewusst für ein Denkmal entschieden hätten. Meist sanieren sie das Bauwerk, um hinterher darin auch zu wohnen.

Eckstein warb dafür, solche Objekte zu erwerben und in wertvollen Wohnraum umzuwandeln. Nur so würden historische Gebäude revitalisiert. In der Denkmalbörse des Landkreises, die im Internet unter www.landratsamt-roth.de zu finden ist, seien Denkmäler in Wort und Bild vorgestellt, die einen neuen Besitzer suchen. Und Eckstein dankte bei der Auftaktveranstaltung auch gleich den Denkmalbesitzern, die in den vergangenen Jahren ihr Haus zu einem Schmuckstück umgewandelt haben und damit das historisches Gepräge eines Ortes erhalten.

Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz freute sich, die Denkmalfreunde an der ehemaligen, im fränkischen Stil errichteten Synagoge begrüßen zu können. "Vor 30 Jahren konnte die Gemeinde das Gebäude erwerben und durch mehrere glückliche Umstände konnten wir es so erhalten." Derzeit diskutiere man hier, wie man die Nutzung weiterentwickeln könne. In der benachbarten ehemaligen Bäckerei auf dem Marktplatz, die die Gemeinde erworben hat, würden die Sanierungsarbeiten in den nächsten Tagen beginnen. Das Erdgeschoss soll dann weiterhin öffentlich zugänglich sein, während in den beiden anderen Stockwerken vier behindertengerechte Wohnungen entstehen. "Das beugt einer Verödung des Ortszentrums vor", begründete er das Engagement der Gemeinde.

Kreisbaumeister Ralph Möllenkamp stellte anhand von Lichtbildern einige Denkmäler vor, die im vergangenen Jahr denkmalgerecht saniert wurden. Unter anderem eine sehr große Scheune in Regelsbach und einige Wohnstallhäuser. Die Bilder belegten deutlich, wie zeitgemäßer Wohnkomfort mit den Anforderungen des Dankmals in Einklang zu bringen ist.

Shoshana Sauerbier-Tietz, die bei der Gemeindeverwaltung für Öffentlichkeitsarbeit, Kultur und Tourismus zuständig ist, erläuterte die Baugeschichte der 1734 errichteten Synagoge. Zusammen mit dem jüdischen Friedhof und dem Taharahaus sei sie ein Zeugnis des mehr als 300-jährigen, fränkischen Landjudentums. Begonnen habe es im ausgehenden Mittelalter mit der Vertreibung der Juden aus den Städten. Sie mussten dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Schutzabgaben bezahlen, um hier wohnen zu können, "eine Einnahmequelle für den Landesherrn", sagte sie.

Irene Heckel illustrierte die Geschichte durch im Pfarrarchiv festgehaltene Geschichten, beispielsweise, dass ein Pfarrer durch die Fenster schaute, um zu sehen, wie der jüdische Gottesdienst abläuft. "Bis zu 40 Prozent Juden gab es einst in Georgensgmünd", erfuhren die Gäste von Sauerbier-Tietz.

Erhalten habe sich die Synagoge, in der bis 1937 Gottesdienste stattfanden, weil ein Privatmann sie erwarb. 1988 konnte die Gemeinde die Synagoge erwerben. Heute finden dort Kulturveranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen statt.

Eckstein dankte den Kreisheimatpflegerinnen Annett Haberlah Pohl und Eva Schultheiß, die das Programm für den Tag des offenen Denkmals zusammengestellt haben sowie den Heimatkundlern, die sich mit Führungen beteiligen.

Das Programm zum Tag des offenen Denkmals sind in einem Faltblatt des Landkreises Roth zu finden. Dieses kann im Internet unter www.urlaub-roth.de im Menü Publikationen&Download und dem Unterpunkt Download Prospekte heruntergeladen werden.

Eva Schultheiß