Roth
Suchtproblem steht im Vordergrund

Jürgen Schnell von der Diakonie bietet seit 15 Jahren Hilfe für Autofahrer, die betrunken am Steuer erwischt wurden

25.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:36 Uhr
Den nächsten Kurs für Autofahrer mit einem Alkoholproblem hält Jürgen Schnell von der Diakonie ab 9. Oktober. −Foto: Schmitt

Roth/Hilpoltstein (rsc) Pro Jahr werden in Deutschland etwa 100000 Führerscheine entzogen.

Viele Autofahrer verlieren ihre Fahrerlaubnis, weil Alkohol im Spiel ist. Wer seinen Führerschein wieder bekommen will, muss zuvor fast immer die berüchtigte "Medizinisch-Psychologische Untersuchung" (MPU) absolvieren, die durchaus anspruchsvoll und zu Unrecht als "Depperlestest" verschrien ist.

Um die notwendige Vorbereitung auf eine MPU zu unterstützen, bietet die Suchtberatung der Diakonie Roth-Schwabach seit 15 Jahren Kurse an. Am 9. Oktober beginnt ein neuer. Dann trifft sich die 30. Führerscheingruppe für alkoholauffällige Verkehrsteilnehmer im Haus der Diakonie am Rother Kirchplatz 7.

Leiter ist von Anfang an der Suchttherapeut Jürgen Schell. Sein Ziel ist es stets, die acht bis zwölf Teilnehmer zu motivieren, ihr früheres Trinkverhalten kritisch zu hinterfragen und dauerhafte Verhaltensänderungen zu etablieren. Am Ende eines erfolgreich durchlaufenen Kurses sollten die Teilnehmer fähig sein, die Zweifel an ihrer Eignung, verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilnehmen zu können, auszuräumen. "Mehr als zwei Drittel schaffen das auch", sagt Schell über die Erfolgsquote des Kurses. "Weitere im zweiten Anlauf. " Zehnmal anderthalb Stunden wendet er dafür bei den Gruppensitzungen auf. Das Programm ist kostenlos. Denn die gesamte Angebotspalette der Suchtberatungsstellen wird zu 90 Prozent vom Bezirk Mittelfranken finanziert.

Vor jedem Kurs finden Vorgespräche statt. Denn bei vielen Verkehrsstraftätern dauere die Alkoholkarriere bereits länger. Deshalb müsse man erst einmal abklären, wie es überhaupt weitergehen könne, sagt Schell. "Die Anbindung an eine Suchtberatung ist hier von Vorteil. " Denn für einige reicht die Gruppe nicht: Sie brauchen eine Therapie, bevor an eine Rückkehr in den Straßenverkehr zu denken ist", erklärt Schell. "Wir schauen uns also erst das Suchtproblem an und entscheiden dann, wie es weitergeht", sagt der Experte. Die Suchtberatung Roth-Schwabach sei bestrebt, die Ratsuchenden auf dem aktuellen Stand der MPU-Begutachtungsleitlinien und neuer Suchtforschungserkenntnisse zu beraten. "Mancher Klient bekommt aus seinem Umfeld, aber auch von Fachleuten bisweilen widersprüchliche Empfehlungen, die zu einer starken Verunsicherung beitragen können", sagt Schell.

Die Diakonie hat sich 2003 entschlossen, die Gruppe ins Leben zu rufen. Hauptgrund dafür war das Fehlen von Anbietern verkehrspsychologischer MPU-Vorbereitungskurse im Landkreis Roth und in Schwabach. "Von 2000 bis 2003 hatten sich die Erstkontakte wegen Führerscheinverlust gehäuft", erinnert sich Schell an die Gründungsphase. Konzeptionell war die Führerscheingruppe schon immer als Baustein der Angebote bei der Suchtberatungsstelle zwischen Beratung und Therapie gedacht. Der erste Kurs fand im Herbst 2003 statt. Seither bietet die Diakonie jährlich zwei Gruppen an. Das entspricht offenbar dem Bedarf in der Region Roth-Schwabach. "Die Nachfrage ist gleichbleibend gut", hat Schell in 15 Jahren festgestellt.

Die nächste Gruppe beginnt am 9. Oktober und umfasst bis 11. Dezember zehn Gruppenabende, jeweils von 18 bis 19.30 Uhr. Veranstaltungsort ist der Gruppenraum der Diakonie Roth-Schwabach, Kirchplatz 7, in Roth. Anmeldung über die Suchtberatung unter Telefon (09171) 96270. Ein Vorgespräch ist erforderlich.