Schwabach
Stadt Schwabach schaut auf ihre Rohre

Vorbildlich bei der Sanierung von Abwasserkanälen und Trinkwassernetz - Aktionstag mit vielen Informationen

04.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:51 Uhr
Schulklassen erfahren bei einer Führung durch die Info-Ausstellung viel Wissenswertes über die Sanierung von Abwassersystemen. −Foto: Schmitt

Schwabach (HK) Die Stadt Schwabach und ihre Stadtwerke sind Vorbild in Bayern beim Erhalt des Abwasserkanal- und Trinkwasserleitungssystems. Das hat Ministerialrat Michael Haug als Vertreter des bayerischen Umweltministeriums während eines Aktionstags im Markgrafensaal erklärt.

"Schau auf die Rohre" war die Info-Schau samt Ausstellung für Schüler und Podiumsdiskussion mit Netzbetreibern betitelt. Laut Ministerium stehen in den nächsten Jahren zehn bis 15 Prozent aller gemeindlichen Rohre und Kanäle zur Sanierung an.

Staatsregierung, Gemeinde- und Städtetag sowie verschiedene Verbände haben den Aktionstag ins Leben gerufen, um sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Kommunen das Bewusstsein für die Bedeutung der Sanierung zu schaffen. "Schließlich handelt es sich um das größte Vermögen der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat", erklärte Michael Haug, der pro Jahr in allen Kommunen Bayerns einen Investitionsbedarf von 300 Millionen Euro für realistisch hält.

Denn die Systeme seien in die Jahre gekommen. Fast überall stammen sie aus den 1960er Jahren. Ihre durchschnittliche Lebensdauer wird mit etwa 50 Jahren veranschlagt.

Sowohl die Stadtwerke als auch das Tiefbauamt in Schwabach sind hier auf dem Laufenden. Beide sind auf der Webseite der sieben Aktionstage in allen Bezirken Bayerns als Fallbeispiele für besonders gelungene Kanal- und Leitungsinstandhaltung benannt. So saniert die Stadt ihr 200-Kilometer-Kanalnetz Stadtteil für Stadtteil mit einem Aufwand von bis zu 1,5 Millionen Euro pro Jahr, wie Amtsleiter Jürgen Barthel erklärte.

Die Grundlagen dafür hat Schwabach bereits zu Beginn der 1990er Jahre mit der Einführung der Luftvermessung des Kanalnetzes sowie einer Erfassung der Geodaten in einer Datenbank gelegt. Heute ergänzen fahrbare Roboter mit Kamera im Kanal diese Arbeit.

Laut Geschäftsführer Wilfried Klinger haben die Stadtwerke in den vergangenen fünf Jahren 15 Millionen Euro für die Instandsetzung ihrer Leitungen aufgewendet. Für die weitere Erneuerung gilt ein sehr langfristiger Plan. Bis 2050 sollen jährlich 2,5 bis 3,5 Kilometer Wasserleitungen erneuert werden. Dafür sind von 2019 bis 2023 zehn Millionen Euro vorgesehen.

Weitere zehn Millionen Euro sollen in den nächsten fünf Jahre in die Gewinnungs- und Aufbereitungsanlagen fließen, wie Klinger erklärte. Für den Zeitraum von 2050 bis 2094 sollen pro Jahr 1,8 Kilomeer ertüchtigt werden. Für die Reihung der Streckenabschnitte arbeitet man mit der durchschnittlichen Lebenserwartung der unterschiedlichen Leitungstypen und einer Schadensstatistik, welche die Häufung von Rohrbrüchen dokumentiert.

Bei der Podiumsdiskussion vor Stadtwerke-Chefs und Bürgermeistern aus ganz Mittelfranken wiesen Experten auf Bedeutung und Tragweite eines funktionierenden Systems der Wasserversorgung hin. Thema waren auch die Leitungs- und Kanalteile auf Privatgrund.

Juliane Thimet vom bayerischen Gemeindetag forderte dabei dazu auf, die Bürger unbedingt miteinzubeziehen. "Schließlich sanieren sie für die Nutzer, die es auch bezahlen", sagte die Juristin. Zugleich wies sie auf das Infoangebot des Veranstalter-Verbunds hin. "Flyer, Broschüren, Plakate und die Homepage mit Fallbeispielen bilden einen Leitfaden fürs Sanieren mit Plan", sagte Thimet.

Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl lobte in der Diskussion die bayerische Staatsregierung. Ihr Programm für Zuschüsse zu Härtefällen sei sehr sinnvoll und sollte über die nächsten drei Jahre hinaus fortgeführt werden, sagte der SPD-Kommunalpolitiker.

Sein Rohrer Amtskollege Felix Fröhlich mahnte eine Beteiligung der verschiedenen Straßenbaulastträger an den gemeindlichen Kosten der Entwässerung an. "Von Kreis-, Staats- und Bundesstraßen fließt Fremdwasser in unsere Kanäle", sagte Fröhlich. Die pauschalen Zuwendungen reichten bei weitem nicht aus, um die Kosten dafür zu decken, haben Fröhlich und seine Verwaltung berechnet.

Robert Schmitt