Landkreis Roth
Junge Champions und alte Helden

Die neuen Sportler des Jahres im Landkreis Roth sind zwischen 12 und 22 Jahre jung

14.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Die neuen Sportler des Jahres im Landkreis Roth: Die jungen Zweiradfahrer Daniel und Alexander Stark, Tischtennistalent Hannes Hörmann, Kunstrad-Weltmeisterin Milena Slupina und die Nachwuchsleichtathletinnen Leonie Polster, Sina Appeltauer und Karolin Schorsack (von links). Nicht im Bild sind die ebenfalls zum Team der LG Landkreis Roth gehörenden Rhona Schmidt und Anna Latzko. −Foto: Münch, Jochen

Roth (HK) Der Landkreis Roth hat ein Herz für junge Sportler. Dieses Signal hat die Sportlerehrung am Freitagabend in die Region gesendet. Denn alle neuen Sportler des Jahres, die von den Eingeladenen im Vorfeld des Ehrenabends gewählt wurden, sind zwischen 12 und 22 Jahre jung.

Aber auch die ältere Generation kam bei der Gala zu Ehren - sogar der 62-jährige Landrat.

Auf Herbert Eckstein wartet ein Jahr voller Jubiläen. 1993 zum Rother Landrat gewählt, stehen dem SPD-Politiker aus Wendelstein heuer viele Termine in Haus, die er inzwischen zum 25. Mal absolviert. Die Kür der Sportler des Jahres in Roth war ein solcher Jubiläumstermin. Aber auch im Altbekannten steckt manchmal etwas Neues. Und so erlebte der kürzlich 62 Jahre alt gewordene Landrat am Freitagabend tatsächlich eine Premiere: Nach weit über 10000 Sportlern, die in seinem Namen seit 1993 mit einer Urkunde ausgezeichnet wurden, gehörte Eckstein diesmal selbst zu den Geehrten.

Zu verdanken hat er die Ehrung der Männergymnastik des TSV Georgensgmünd, die allein schon mit ihrem höchst unterhaltsamen Auftritt unter dem Motto "Historische Turnstunde" für einen Höhepunkt des rund dreieinhalbstündigen Ehrungsabends sorgte. Zum Schluss der Gaudi im Turnvater-Jahn-Stil holten die Männer im weißen Feinripphemd und den aufgemalten Schnurrbärte dann noch Eckstein in ihre Mitte, um ihm sein wohl liebstes Geschenk zu machen. So bekam der Landrat für seine "außerordentlichen Verdienste als Altschiedsrichter und als Retter, Bewahrer und Förderer der fränkischen Presssackkultur" zwei prächtige Presssäcke überreicht.

Um die geliebte Brotzeitspezialität von den Georgensgmünder Turnern in Empfang zu nehmen, brach Eckstein mit seinem Vorsatz, den Sportlern an diesem Abend so fern wie möglich zu bleiben. Wegen einer Erkältung verzichtete er auf das Händeschütteln mit den 552 Geehrten aus 23 Sportarten, um möglichst niemanden anzustecken. Nah an sich heran ließ er sonst nur noch die vier Männer, um die Eckstein die ganze Zeit ein Geheimnis gemacht hatte. Von Beginn an hatte er die Gäste in der Halle rätseln lassen, wer denn bei Ecksteins erster Sportlerehrung im Jahr 1994 geehrt und auch diesmal ausgezeichnet wurde. Erst spät am Abend lüftete er das Geheimnis. Es waren der Obermässinger Schütze Karl Schmid, der Wendelsteiner Schütze Werner Schmid, der Georgensgmünder Tischtennisspieler Walter Bachmann und Triathlet Marcus Schattner.

Letzterer - mit 50 Jahren der Jüngste des Jubiläumsquartetts - war aber nicht nur der Historie wegen zur Sportlergala gekommen. Schattner hatte ja auch die Chance, erstmals zum Sportler des Jahres gekürt zu werden. Es wäre zwar sicher ein Vergnügen gewesen, den Ausdauersportler von der TSG Roth, der bei seinen Wettkämpfen den Zieleinlauf immer in vollen Zügen genießt, den Landkreistitel bejubeln zu sehen. Doch daraus wurde nichts für "Mister Rothsee-Triathlon". Denn die wahlberechtigten Sportler haben "offenbar einen Narren an Hannes Hörmann gefressen", wie Landrat Eckstein das Ergebnis interpretierte.

Bereits zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren bekam das 14-jährige Tischtennistalent aus Röttenbach die gläserne Eins-Trophäe überreicht. Für seinen Verein, den TV Hilpoltstein, ist dieser Titel auch eine Bestätigung dafür, dass es sich gelohnt hat, die Nachwuchsarbeit für die größten Talente auf eine professionellere Basis zu stellen. Denn seit einigen Monaten kann Hannes Hörmann an jedem Tag der Woche mit Ex-Nationalspieler Cornel Borsos vom Bayerischen Tischtennisverband und Szilard Csölle, ein Exprofi aus der Slowakei, zum Üben an der Platte stehen.

Zuvor wäre er fast aus dem Nationalkader geflogen, wie Eckstein erzählte. Besonders, als sein älterer Bruder Henrik mit dem Tischtennisspielen aufgehört hatte, fehlten Hannes Hörmann zu dieser Zeit die passenden Trainingspartner, was sich bald in schlechteren Leistungen niederschlug. Doch die Formkurve zeigt längst wieder nach oben. "Das Training ist wirklich sehr gut geworden", sagt Hannes Hörmann, der seinen Platz im Nationalkader inzwischen gefestigt hat. Auch wenn er mit Rücksicht auf die Schule nicht an allen internationalen Turnieren teilnimmt, bei denen er an den Start gehen könnte.

Auch für die neue Sportlerin des Jahres, Milena Slupina, steht es noch nicht fest, ob sie alle großen Wettkämpfe in diesem Jahr bestreiten wird. Auf die amtierende Weltmeisterin im Kunstradfahren wartet zwar der neu eingeführte Weltcup, doch die Reisen, die bis nach Hongkong führen würden, gehen ins Geld. Und da es in dieser Sportart selbst auf höchster Ebene keine nennenswerten Prämien zu gewinnen gibt, hofft Slupina noch auf Sponsoren. Einen Teil der Reisekosten will sie aber auch selbst erwirtschaften: Denn just am Tag der Sportlerehrung hat die 22-Jährige ihren ersten Arbeitsvertrag nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium unterschrieben.

Am Abend rollte sie dann im regenbogenfarbenen Weltmeistertrikot durch die Rother Sporthalle, um mit ihren 12- und 14-jährigen Vereinskameraden Daniel und Alexander Stark - die neue Männermannschaft des Jahres - ihr Können auf dem Kunstrad zu zeigen. "Wir sind alle stolz auf dich", sagte Landrat Eckstein zu Slupina, die nun wie Hannes Hörmann zu den wenigen dreifachen Sportlern des Jahres gehört. Den Rekord hält Triathletin Rebecca Robisch mit vier Titeln. Um mit ihr gleichzuziehen, hofft Slupina - die zuvor 2009 und 2013 triumphierte - aber nicht schon wieder vier Jahre lang warten zu müssen.