Hilpoltstein
Der Landkreis verneigt sich vor Milena Slupina

Einzigartig in 40 Jahren Sportlerehrung: Weltmeisterin im Kunstradfahren reißt Besucher von den Stühlen

12.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:02 Uhr
Die neuen Sportler des Jahres im Landkreis Roth sind Tischtennisspieler Alexander Flemming, Kunstradfahrerin Milena Slupina, die Triathletinnen vom La Carrera TriTeam Rothsee und die U18-Junioren der Leichtathletik-Gemeinschaft Landkreis Roth. −Foto: Münch

Hilpoltstein/Roth - Das lange Warten hat sich gelohnt, allein für diesen besonderen Moment: Die Sportlerehrung des Landkreises Roth zog sich am Freitagabend schon mehr als zwei Stunden hin und war noch längst nicht an ihrem Ende angelangt, als eine Weltmeisterin die Menschen von den Stühlen riss.

Alle Sportler und Ehrengäste erhoben sich in der Sporthalle der Anton-Seitz-Schule in Roth von ihren Plätzen, um Milena Slupina mit tosendem Applaus ihre Hochachtung zu zeigen. Eine solche Szene der Würdigung hat die Sportlerehrung in ihrer 40-jährigen Geschichte noch nicht erlebt.

Die neuen Sportler des Jahres, zu denen Slupina gut eine Stunde später wieder zählen sollte, waren da noch gar nicht gekürt, als die Rother Kunstradfahrerin mit ihrem Auftritt zur Auflockerung des langwierigen Ehrungsmarathons an der Reihe war. Dass sie als neue Weltmeisterin, Weltcup-Gesamtsiegerin und Weltrekordhalterin bei der Wahl nicht zu schlagen sein würde, schien angesichts ihrer herausragenden Erfolge in den vergangenen Monaten eine Selbstverständlichkeit. Doch gerade so, als ob sie es der Sportlerfamilie im Landkreis Roth erst noch beweisen müsste, gab Slupina eine rund zehnminütige Kostprobe ihres Könnens, an deren Ende die Ovationen der sichtlich beeindruckten Zuschauer standen.

"Das war schon etwas ganz Besonderes", sagte Milena Slupina später, als sie schon zum insgesamt fünften Mal die gläserne Trophäe überreicht bekommen hatte. Es sei sozusagen das Sahnehäubchen auf ihre perfekte Saisongewesen, und das selbst unter erschwerten Bedingungen. Ist die Wettkampffläche der Kunstradfahrer sonst 11 mal 14 Meter groß, hatte die Weltmeisterin in der Sporthalle der Anton-Seitz-Schule deutlich weniger Platz zur Verfügung. Trotzdem hatte sie es sich vorgenommen, auch bei dieser Showfahrt einige Elemente aus ihrem WM-Programm wie etwa die rasanten Drehungen auf dem Hinterrad oder den schwierigen Lenkerhandstand zu präsentieren. Und im Vergleich zu den Wettkämpfen, die auf fünf Minuten begrenzt sind, drehte Slupina bei ihrem Auftritt bei der Sportlerehrung sogar fast doppelt so lange ihre Runden.

Wohl alle, die die Weltmeisterin zuvor noch nie auf dem Kunstrad gesehen haben, bekamen zumindest eine Ahnung davon, wie viel Trainingsarbeit hinter diesem Können steckt. "Über einen so langen Zeitraum so erfolgreich seinen Sport zu betreiben, das erfordert wirklich höchste Disziplin", würdigte Landrat Herbert Eckstein und verwies darauf, dass Milena Slupina schon vor zehn Jahren zum ersten Mal zur Sportlerin des Jahres gekürt worden war. Dass sie nun schon zum fünften Mal auf den Sportlerthron im Landkreis gewählt wurde, erachtete auch Eckstein als völlig verdient. "Das ist einfach weltstark, was diese außergewöhnliche Sportlerin in letzter Zeit geleistet hat. "

Wie schon bei der Sportlerwahl 2013 konnte sich Slupina gemeinsam mit dem Tischtennisspieler Alexander Flemming über den Titelgewinn freuen. "Das ist mir wirklich eine große Ehre", sagte der Kapitän des Hilpoltsteiner Zweitligateams über die Auszeichnung, "vor allem, weil ich ja nicht hier geboren bin. " Doch zumindest ein halber Hilpoltsteiner sei der Leipziger ja längst geworden, sagte Hilpoltsteins Tischtennis-Manager Bernd Beringer. Schon seit zehn Jahren trägt Flemming das TV-Trikot - wenn er nicht gerade als einer der weltbesten Spieler in der Tischtennisvariante Clickball um lukrative Erfolge kämpft.

Neben den neuen Sportlern des Jahres hob Landrat Herbert Eckstein auch die Stammgäste des Ehrenabends hervor. Als einziger, der schon bei der ersten Sportlerehrung im Jahr 1976 ausgezeichnet wurde, bekam am Freitagabend der Rother Schütze Georg Klemm eine weitere goldene Medaille umgehängt. Insgesamt wurde Klemm bei den bisherigen 40 Sportlerehrungen nicht weniger als 36 Mal für seine Erfolge eingeladen. Damit führt er die Rangliste der geehrten Sportler vor den beiden Leichtathleten Wolfgang Eberler aus Röttenbach (31 Mal) und Gundula Reuter aus Leerstetten (27 Mal) an. Dahinter folgt mit Erwin Gloßner aus Thalmässing ein weiterer Schütze, der seit 1995 ohne Unterbrechung zur Sportlerehrung eingeladen wurde und der nun von Landrat Herbert Eckstein als insgesamt 20000. Geehrter in der Geschichte dieser Veranstaltung aufgerufen wurde.

Passend zum Jubiläum kramte Eckstein auch noch die Anekdoten heraus, wie sich einst der Rother Leichtathlet Leonhard Schroll und der Zehnkämpfer und langjährige Landtagsabgeordnete Manfred Weiß um die Regularien der Sportlerehrung gestritten haben sollen, und dass der erste Triathlet, der geehrt wurde, im Jahr 1984 ein gewisser Detlef Kühnel war, der später das Rother Ironman-Rennen ins Leben rief. So erstreckte sich der offizielle Teil des Ehrenabends auch heuer wieder über mehr als drei Stunden. Doch ungeachtet der Tatsache, dass nicht alle Gäste von der Länge der Veranstaltung begeistert sind, gab sich Eckstein unbeirrt. "So wie sie ist, ist unsere Sportlerehrung einfach einmalig und schön. Ein echtes Festival des Sport im Landkreis. "

HK


 

Jochen Münch