Wassermungenau
Olympische Träume in Wassermungenau

Dressurreiterin Eileen Henglein ist für die Wahl zur Sportlerin des Jahres nominiert - Platz im Bundeskader als nächstes Ziel

06.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:54 Uhr
In der Spitzenklasse der bayerischen Dressurreiterinnen angekommen: Eileen Henglein hat aber noch viel höhere Ziele. −Foto: Henglein

Wassermungenau (HK) Ludwig Wechsler ahnte es schon kurz nach der Geburt seiner Tochter. "Das ist eine künftige Olympiasiegerin, ich weiß nur noch nicht in welcher Sportart", verkündete er, als er die neue Erdenbürgerin am 25. August 2000 erstmals an sich drücken konnte. Heute wandelt Eileen Henglein tatsächlich auf diesen Spuren. "Vielleicht irgendwann Olympia", sagt die 18-jährige mit Blick auf ihre sportliche Zukunft. Die jüngste Vergangenheit hat ihr jetzt immerhin schon mal die Nominierung für die Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth eingebracht.

Schon im Jahr 2016 hat Eileen Henglein den Titel einer Mannschafts-Europameisterin in der Pony-Dressur errungen. Jetzt ist sie Dank ihrer überragenden Begabung schon eine Stufe weiter. Seit kurzem gehört sie als "Junge Reiterin" zum Bayernkader der Dressurreiterinnen der S-Klasse. "Alonso" und "Licosto" heißen ihre großen Pferde, die sie dabei lenkt.

Eine eigene Prüfung musste Eileen dafür nicht absolvieren. "Weil sie auf dem Pony so viel gewonnen hat", erklärt Mutter Birgit Henglein, die großen Anteil am Erfolg der Tochter hat. "Von der Mama habe ich das Gefühl für Pferde, vom Papa den Ehrgeiz", sagt Eileen Henglein. Gewissermaßen entdeckt hat sie ein mittelfränkischer Pferdefachmann. Dieter Schüle aus Ansbach, einer der bedeutendsten Dressurrichter Deutschlands, hat Eileen für höhere Aufgaben empfohlen. Die Pferde für die Erfolge der Tochter hat die 54-Jährige ebenfalls ausgebildet.

Mutter Birgit Henglein wiederum hat ihre Leidenschaft von ihrem Vater übernommen. Hans Henglein hat Pferde geliebt. Der 2014 verstorbene Unternehmer rettete häufig Pferde vom Schlachthof und holte sie mit nach Hause. "Mit denen habe ich gearbeitet", erinnert sich Birgit Henglein. Auch die ersten Ponys für die Enkelin gingen auf Hans Hengleins Konto. "Er war sehr stolz auf Eileen", sagt Birgit Henglein. Denn ihr außergewöhnliches Talent wurde schnell entdeckt.

2009 saß sie erstmals auf einem Pony. Danach gewann sie sechs Wettbewerbe der "Führzügelklasse" hintereinander. Schnell ritt sie Prüfungen nach internationalem Standard und fand Aufnahme in den Frankenkader. 2011 folgte die Aufnahme in den Bayernkader. Ihr Name schallte zu dieser Zeit offenbar wie Donnerhall durch die deutsche Reiterlandschaft.

Obwohl man die Bayern bei der den Norddeutschen dominierten Pferdedressur immer belächelt, setzte sich Henglein bei Sichtungen und Turnieren zunehmend durch. "Am Ende wusste stets jeder, wer Eileen Henglein ist", sagt Birgit Henglein. In Bayern hat sie damals ohnehin schon alles gewonnen. Sie war fränkische und bayerische Meisterin in der Ponydressur. 2011 war erstmals die Bundestrainerin in Wassermungenau aufgetaucht. Cornelia Endres leitete damals den Reiterstützpunkt des Deutschen Olympischen Komitees. Seither gehörte Eileen Henglein dem Bundeskader der Ponyreiter an - auch mit Unterstützung aus Mittelfranken: Constance Rügheimer leitet in Pleinfeld ein eigenes Dressurzentrum und kann auf zahlreiche Erfolge mit verschiedenen Pferden und Reitern verweisen.

Üblich ist es, zum Training nach Pleinfeld zu fahren. Für Eileen aber macht sie eine Ausnahme. Deren Übungseinheiten leitet Rügheimer in Wassermungenau. Außerdem fährt sie zu jedem großen Turnier mit. "Constance sieht Eileens Talent und unterstützt sie, wo sie kann", sagt Birgit Henglein. Die Pleinfelderin war deshalb auch dabei, als Eileen Henglein heuer die bayerische Meisterschaft der Juniorenklasse gewann.

Wichtig ist beim Dressurreiten, dass Reiter und Pferd auf den Punkt fit sind. Aber nicht nur das. Die Qualität des Pferdes hat entscheidenden Anteil am Erfolg des Duos. "Es gibt Dressurpferde, die eine halbe Million Euro kosten", erklärt Birgit Henglein. Das will man sich bei den Hengleins nicht leisten. "Bisher hat ihre Technik und ihr gutes Reiten Nachteile ausgeglichen", weiß Birgit Henglein. Um die nächsten Ziele zu erreichen, braucht Eileen aber ein besonders gutes Pferd. Schließlich soll die Aufnahme in den Bundeskader der "Jungen Reiter" bald erreicht werden. Ab 21 Jahren will sich Eileen für die "Grand Prix"-Dressur qualifizieren. "Das wird schwer", sagt sie. Die familiäre Unterstützung wird dabei noch mehr zum Tragen kommen als bislang schon. Auch Ludwig Wechsler wird alles tun, um diesen Weg zu fördern. Denn nur dann kann sich seine Prophezeiung bei der Geburt erfüllen. Denn die "Grand-Prix"-Dressur ist es, die bei Olympischen Spielen verlangt wird.
 

SPORTLER DES JAHRES 2018

Über 500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus 22 Sportarten zeichnet Landrat Herbert Eckstein am Freitag, 11. Januar, bei der Sportlerehrung des Landkreises Roth in der Sporthalle der Anton-Seitz-Schule in Roth aus. Alle Sportlerinnen und Sportler, die an diesem Abend geehrt werden, haben im Vorfeld die Möglichkeit, ihren Sportler des Jahres und ihre Sportlerin
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