Landkreis Roth
Herausragende Leistungen auch ohne großen Titel

Vizeweltmeisterin und Weltcupzweite: Milena Slupina erneut für die Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis nominiert

09.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:35 Uhr
Schwarz-Rot-Gold statt Regenbogentrikot: Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2017 muss sich Milena Slupina vom TSV Bernlohe in der Saison 2018 mit dem Titel der deutschen Meisterin im Kunstradfahren begnügen. −Foto: Fischer

Roth (HK) Zur Titelverteidigung bei der Weltmeisterschaft hat es zwar nicht ganz gereicht, aber ungeachtet dessen hat die Rother Kunstradfahrerin Milena Slupina auch im vergangenen Jahr eine starke Saison hingelegt. Deshalb ist die Sportlerin des Jahres 2017 im Landkreis Roth auch für die Wahl 2018 nominiert.

Weltmeisterin hin oder her: Bei den Kunstradfahrern muss man sich "jedes Jahr von ganz unten heraufarbeiten", sagt Milena Slupina. Also hat die heute 23-Jährige, die sich 2017 zur besten Kunstradfahrerin der Welt krönte, in der Saison 2018 wie alle anderen bei der Bezirksmeisterschaft angefangen, die die damalige Weltmeisterin freilich gewann. Ebenso wie später die bayerische Meisterschaft und dann auch die deutsche Meisterschaft.

Der wichtigste Termin im Wettkampfkalender von Milena Slupina war aber eindeutig die Weltmeisterschaft in Belgien. Der Druck als Titelverteidigerin sei schon enorm hoch gewesen, blickt die Rotherin zurück. "Jeder erwartet, dass man immer gewinnt". Daher versuchte sie sich vor diesem Wettkampf nicht allzu viele Gedanken über die mögliche Titelverteidigung zu machen, die sie am Ende nur knapp verpasste.

Mit 190 Punkten - das höchste Ergebnis, das bislang bei einer WM gefahren wurde - hatte Slupina zwar die Vorrunde überzeugend für sich entschieden. Im Finale unterlief ihr jedoch ein Patzer. Geschlagen geben musste sich die 23-Jährige deshalb ihrer Nationalmannschaftskollegin Iris Schwarzhaupt aus Stuttgart. Den Weltmeistertitel nicht verteidigt zu habe, sei natürlich "etwas traurig, aber man kann ja nicht immer Erste werden und auch der zweite Platz ist ein klasse Erfolg", sagt Slupina. Ebenfalls Zweite wurde die Vorzeigesportlerin des TSV Bernlohe beim neu eingeführter Weltcup im Kunstradfahren. Dafür reiste Milena Slupina zusammen mit ihrer Mutter und Trainerin Petra nicht nur quer durch Europa. Nach den ersten Stationen in Tschechien und der Niederlande ging es im August sogar nach Hongkong. Auch beim Weltcupfinale im unterfränkischen Erlenbach präsentierte die 23-Jährige vor der Jury ihr bis ins Detail geplante Programm. Eine kleine Unachtsamkeit kostete ihr am Ende jedoch den ersten Platz. Fünf Sekunden vor Ablauf der Zeit rutschte das Rad weg. Mit vier Punkten Rückstand ersten Weltcupsiegerin belegte Slupina am Ende den zweiten Rang.

Und noch einmal musste sich Milena Slupina im vergangenen Jahr trotz ihres enormen Könnens mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Beim German Masters legte sie im Finale eine Spitzenleistung mit 191,50 Punkten vor - ein neuer Weltrekord. Diesen überbot aber nur wenig später die neue Weltmeisterin Iris Schwarzhaupt.

Trotz der vielen knapp verpassten Titel in der vergangenen Saison ist bei Milena Slupina der Spaß am Kunstradfahren ungetrübt. Für ihre große Leidenschaft verzichtet sie auch fast vollständig auf Freizeit. Neben dem Beruf - nach dem Masterabschluss mit 1,0 hat die Rotherin eine Vollzeitstelle als Konstruktionsingenieurin in Schwabach angetreten - nutzt sie die restliche Zeit für das Training und die Wettkämpfe. "Im vergangenen Jahr hatte ich an genau zwei Wochenenden frei", sagt Milena Slupina. Mit ihrer Mutter Petra hat sie im vergangenen Jahr rund 20000 Kilometer im Auto für das Kunstradfahren zurückgelegt. Mit dem neu eingeführten Weltcup liegen die Gesamtkosten für die Saison bei rund 14000 Euro. Geld, das bislang vor allem aus der Familienkasse kommt.

Einige kleinere Unternehmen aus dem Landkreis beteiligten sich in der vergangenen Saison an den Kosten. Trotz der zahlreichen Erfolge wartet Milena Slupina aber weiterhin auf einen festen Sponsor. "Das ist schon ein bisschen traurig", sagt sie. Denn Preisgelder gibt es in ihrer Randsportart nicht und die Deutsche Sporthilfe habe ihren Antrag auf Bezuschussung im Frühjahr abgelehnt. Die damalige Weltmeisterin sei noch nicht lange genug erfolgreich, hieß es darin. "Ich werde jetzt dann noch einmal einen Antrag stellen", sagt Slupina.

Von den hohen Kosten will sich Slupina aber auch in der neuen Saison nicht abschrecken lassen, sondern weiterhin mit voller Energie antreten. Die mögliche Titelverteidigung bei der Wahl zur "Sportlerin des Jahres" im Landkreis Roth wäre da eine zusätzliche Motivation - und auch ein kleiner Trost für das Jahr der zweiten Plätze.

Simon Fischer