Hilpoltstein
Spekulationen über den richtigen Erntezeitpunkt

Hopfenbegehung heuer ohne Schlepper und Anhängerwagen - Frühblühende Dolden sind eine Herausforderung

16.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
Bei der Begehung wird der Hopfen genau unter die Lupe genommen. −Foto: Leykamm

Spalt (HK) Wäre es nicht so in der Einladung angekündigt worden, hätten sich die rund 40 Teilnehmer der jährlichen Hopfenbegehung im Spalter Anbaugebiet ungläubig die Augen gerieben: Stand diesmal doch kein Schlepper mit zwei Anhängerwagen und Brettern als Sitzgelegenheiten zur Verfügung, sondern ein klassischer Reisebus.

Die besehenen Stöcke mit ihren frühblühenden Dolden indes geben Rätsel auf - wann soll diesmal geerntet werden? Bevor sich die Gruppe allerdings auf in die weite Flur machte, galt es den Blick in den Museumshopfengarten mitten in Spalt selbst zu werfen. Fast 300 Stöcke werden hier von Georg Werzinger und seinen Mitstreitern gepflegt, ein guter Teil der hier gepflückten Dolden findet Verwertung im sogenannten "Saumarktbier", in welchem die hier beim Hopfenzupferfest gepflückten grünen Aromabringer landen. Der Garten selbst sei heuer einige Male durchwässert worden. "Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht", verdeutlichte Werzinger die besonderen Wetterbedingungen in diesem Jahr. Aber auch bei solchen gelte: "Als Braumeister kann man stolz sein, Hopfen dieser Qualität direkt vor der Haustür zu haben", so Uwe Schulz, der genau dieses Amt bei der benachbarten Stadtbrauerei ausübt. Dank dieser Nähe gelänge es immer wieder "charaktervolle Biere" zu kreieren, betonte deren Geschäftsführer und Bürgermeister Udo Weingart. Die "wuchtige Wilma" sei hierfür das neueste Beispiel.

Und schon hieß es "einsteigen" statt "aufsitzen". Warum, erläuterte der Vorsitzende des Spalter Hopfenpflanzerverbandes, Georg Zeiner. Es seien versicherungsrechtliche Gründe gewesen, die hier ein Umdenken und ein Umsteigen in den Bus erfordert hätten. Das trockene Wetter der vergangenen Monate mit den hohen Temperaturen sorgte dafür, dass sich der Hopfen zu zügigem Wachstum und einer frühen Blüte hinreißen lies. Die Folge: In vielen Gärten des Spalter Anbaugebietes sind bis zu 80 Prozent der Dolden bereits ausgebildet. Nun ist guter Rat teuer: Schon in der ersten Augusthälfte ernten um ein Vertrocknen zu verhindern? Oder doch lieber auf eine Nachblüte und Regen warten? So empfahl es bei der Rundfahrt der Obersteinbacher Pflanzer Hans Zeiner. Es sei zu überlegen, "beim Ernten auf die Bremse zu treten." Allerdings sei sein Garten auch in den Genuss von Regen gekommen, der in der Region in den letzten Monaten nur punktuell niederprasselte. Auf Tröpfchenbewässerung bei fehlendem Nass von oben setzt deshalb der Mosbacher Klaus Meyer. Katharina Zwengauer als neue Spalter Hopfenkönigin fasste sich schließlich ein Herz: "Ich fühle eine negative Stimmung und möchte Euch Mut zusprechen." Jetzt heiße es "Daumen drücken, dass der Regen kommt und der Hagel sich zurückhält." Er habe in Spalt "die letzten Jahre nur schöne Hopfen gesehen und das ist auch heuer so", relativierte Johann Pichlmaier , Präsident des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer, die Lage.

Nichtsdestotrotz aber "sind die Bestände heuer einfach eher schwächer", räumte Georg Zeiner ein. Allerdings habe man 2017 auch ein Rekordjahr verbuchen können. Die nächsten Wochen seien entscheidend. Ungeachtet der Wetterlage gibt es derzeit einen weltweiten Aufwärtstrend. Auf über 60000 Hektar wird Hopfen angebaut, eine solche Spitzenmarke wurde zuletzt vor zwei Jahrzehnten erreicht. In Spalt konnte mittlerweile die Marke von 400 Hektar geknackt werden. Langfristig drohe damit allerdings wieder die Überversorgung, gab Frank Braun, Chef der Spalter Hopfenverwertungsgenossenschaft, zu bedenken.

Jürgen Leykamm