2. Tischtennis-Bundesliga
Spektakuläres Duell ohne Sieger

2. Tischtennis-Bundesliga: TV Hilpoltstein und Hertha BSC Berlin trennen sich nach viereinhalb Stunden mit 5:5

24.10.2021 | Stand 29.10.2021, 3:34 Uhr
Knappe Angelegenheit: Herrmann Mühlbach (rechts) verlor beim 5:5 gegen Hertha BSC Berlin nicht nur sein Eingangsdoppel mit Petr Fedotov (links) im fünften Satz, sondern auch das abschließende Einzel. Mit 11:13 im Entscheidungssatz musste er sich Hartmut Lohse geschlagen geben. −Foto: Tschapka (Archiv).

Roth/Hilpoltstein - Es war ein episches Match, und mehr als das: Nach rund viereinhalb Stunden hat der TV Hilpoltstein der alten Dame Hertha BSC Berlin beim 5:5 einen Zähler abgetrotzt und sich ein ordentliches Punktepolster für den nahenden Winter zugelegt.

Bis auf weiteres sind die Burgstädter in sicheren Tabellengefilden der 2. Tischtennis-Bundesliga unterwegs. Ein Szenario, das vor wenigen Wochen kaum jemand für möglich gehalten hatte.

Wie kann das gehen? Man nehme vier höchst unterschiedliche Spielertypen. Rampensau Alexander Flemming, der jeden Punkt abfeiert, als wäre es der letzte. Linkshänder Andy Pereira, der mit seinem filigranen Tischtennis die Bälle so grandios verteilen kann. Petr Fedotov, der 23 Jahre junge Russe, der der Abteilung Attacke angehört und schließlich Aufschlagspezialist Hermann Mühlbach, dessen Analysen auch noch das kleinste Detail eines Matches ausloten. Dazu mit Hannes Hörmann ein junges, wildes Eigengewächs im Hintergrund. Das Mischverhältnis scheint zu stimmen.

Aber klar war auch, dass Berlin dem TVH alles abverlangen würde. Am Vortag hatten die Spieler aus der Bundeshauptstadt Fortuna Passau beim 6:1 regelrecht auseinander genommen. Hilpoltstein war also gewarnt. Hertha ist ein ganz dicker Brocken.

Vor allem in Gestalt von Philipp Floritz, des Berliner Frontmanns, der in den Jahren 2008 und 2009 selbst das gelb-schwarze Hilpoltsteiner Trikot getragen hatte: Floritz ist mit seinen mittlerweile 29 Jahren längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, auch wenn er den ganz großen Durchbruch nicht geschafft hat. Da er sich trotz eines halben Dutzend Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft nicht etablieren konnte, startet er seit sieben Jahren international für Bulgarien, womit er sich durchaus Kritik einhandelte. Doch das stört ihn nicht. Floritz - ein Mann mit Ecken und Kanten - geht konsequent seinen Weg. Am blauen Tisch erweist er sich als gewiefter Taktiker; der auf der Homepage seiner Floritz-Akademie Tischtennis nicht zufällig als "Hochgeschwindigkeitsschach" bezeichnet.

So standen Pereira und Flemming vor der heiklen Aufgabe, den König der Herthaner matt zu setzen. Zug um Zug, Schlag um Schlag. Entsprechend aufgeladen waren die Partien. Als erster war Pereira dran, doch er konnte trotz aller Bemühungen den Berliner nicht stoppen. Dieser Part blieb wieder einmal TV-Frontmann Flemming, der sich trotz einiger taktischer Rochaden von Floritz - zu denen Schnitt- Tempo- oder Richtungswechsel ebenso gehören wie das außerplanmäßige Greifen zum Handtuch - nicht beeindrucken ließ und in fünf Sätzen gewann. Ein Match, das den rund 100 Besuchern in der Rother Realschulturnhalle noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.

Damit wäre der Weg zum Sieg frei gewesen, wenn da nicht der Rückstand aus den Eingangsdoppeln gewesen wäre. Flemming/Pereira hatten im fünften Satz eine 10:7-Führung nicht ins Ziel retten können. Doch Hilpoltstein blieb dran, kämpfte um jeden Punkt und konnte im Schlusseinzel sogar kurz vom Sieg träumen, doch das wäre des Guten wohl zu viel gewesen. Mühlbach musste sich im finalen Durchgang mit 11:13 geschlagen geben. Einem kurzen Schockmoment folgte der Beifall des Publikums über eine denkwürdige Leistung an einem denkwürdigen Sonntag.

HK


TV Hilpoltstein - Hertha BSC Berlin: Fedotov/Mühlbach - Kosowski/Lohse 2:3, Flemming/Pereira - Floritz/Wosik 2:3, Flemming - Kosowski 3:1, Pereira - Floritz 2:3, Fedotov - Lohse 3:0, Mühlbach - Kuzmin 1:3, Flemming - Floritz 3:2, Pereira - Kosowski 3:1, Fedotov - Kuzmin 3:2, Mühlbach - Lohse 2:3.