Hilpoltstein
Spargelsaison steht vor der Tür

Im Landkreis beginnt die Erntezeit für das edle Gemüse

10.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:35 Uhr
Familiensache: Der sechsjährige Lucas hilft seiner Mama Anna Maderer fleißig beim Spargelstechen auf dem Feld bei Liebenstadt. −Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Der erste Spargel ist da! Der warme Frühling hat ganze Arbeit geleistet und die hellgelben und grünen Stangen tüchtig sprießen lassen. Die schwarzen Folien tun ihr Übriges für einen frühen Start in die Saison. "Am Wochenende soll der Verkauf richtig anlaufen", sagt Anna Maderer aus Liebenstadt.

Die 28-Jährige, eine geborene Miederer, führt mit ihrem Mann Johannes einen von 46 Spargelanbaubetrieben im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach. Der Spargel liegt der Familie am Herzen, das zeigt sicherlich auch das Engagement von Anna und ihrer Schwester Theresa Miederer, die beide als Spargelprinzessinnen das Edelgemüse in der Öffentlichkeit präsentierten. "Mit unseren drei Hektar gehören wir aber eher zu den Kleineren", stellt Anna Maderer fest. Die Größe sagt aber nichts über die Leidenschaft aus, mit der sich die Familie samt Mutter und Großeltern um das Wachstum des Edelgemüses kümmert. Sogar der kleine Lucas (6) hat schon Feuer gefangen - beim Gang auf das Feld muss er unbedingt die Folie lüpfen und nachschauen, ob der grüne Spargel schon in die Höhe geschossen ist.

Zwar übernehmen zwei polnische Helfer mit dem Stechen des Spargels die schwere körperliche Arbeit, aber es gibt immer noch mehr als genug zu tun. "Ich fahre regelmäßig den Spargel zu Kunden, meine Mutter bietet ihn mittwochs auf dem Heidecker Bauernmarkt an." Ganz abgesehen von den Vorarbeiten auf dem Feld, bis die Stangen in den Erdhügeln kräftig wachsen. Außerdem will das Gemüse geschnitten, gewaschen und für den Verkauf hergerichtet werden.

Darüber hinaus bewirtschaftet die Familie 19 Hektar Ackerfläche und hält 19 Kühe. "Wir stehen schon um sechs Uhr früh im Stall zum Melken", erzählt die Mutter von zwei Kindern, die auf der Triesdorfer Fachakademie ihren Abschluss als hauswirtschaftliche Betriebsleiterin gemacht hat. Und vor 21 Uhr ist selten Schluss. Und das alles im Nebenerwerb. Ihr Mann hat deshalb seinen Job als Maschinenführer auf 30 Stunden reduziert.

"Das ist viel Arbeit und wirklich stressig, man muss immer raus, auch sonntags oder wenn es regnet." Aber die junge Frau kennt es nicht anders. "Ich bin mit dem Spargel aufgewachsen." Ihr verstorbener Vater habe mit dem Großvater beschlossen, den bisher angebauten Hopfen aufzugeben und stattdessen auf Spargel zu setzen. Eine gute Entscheidung. "Für uns ist das ein wichtiges Standbein." Allerdings war es auch eine Entscheidung mit Folgen: "Als Kind konnte ich nie ausschlafen und musste immer mit aufs Feld", erzählt Anna Maderer und lacht.

Bayernweit haben die Spargelanbauer ihren Saisonauftakt schon am Dienstag im Landkreis Fürth mit der Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gefeiert. "Die sonnige Periode mit Temperaturen bis zu 18 Grad hat ihren Teil beigetragen", sagt Werner Wolf, Leiter des Rother Landwirtschaftsamtes erfreut. "Die Natur ist so weit." Das "weiße Gold", wie Wolf den Spargel nennt, habe eine hohe Bedeutung für den Landkreis Roth. Derzeit wird es auf rund 90 Hektar angebaut, "damit haben wir eine wichtige Größe erreicht. "Der Spargel ist entschlackend, vitaminreich und ein Hochgenuss", betont Werner Wolf. "Er gehört zu den Spitzenprodukten unserer Landwirtschaft."

"Für viele Betriebe stellt er eine wichtige Einkommensquelle oder gar die Existenzgrundlage dar", betont Wolf. Und dass der Spargel mittlerweile fast überall unter Folien heranwächst, sieht er von der positiven Seite. "Wir haben damit Bioqualität, denn unter der Folie wächst kein Unkraut mehr", erklärt der Experte. Auf chemischen Pflanzenschutz könne man somit verzichten. Zudem müsse man nur noch einmal pro Tag ernten, denn unter der Folie bleiben die Stangen vor der Sonne und damit vor unerwünschten Verfärbungen geschützt. Und natürlich würde sich der Erddamm, in dem die Stangen heranwachsen, schneller erwärmen - die Ernte sei dadurch früher möglich. "Außerdem kann man die Folien wiederverwenden, unsere sind schon 20 Jahre alt", sagt Werner Wolf. Er weiß, wovon er spricht, auf seinem Hof in Ottensoos baut er selbst auf einem halben Hektar Spargel an. "Ich steche ihn sogar, wenn es meine Zeit zulässt. Ich weiß, wie viel Arbeit das macht."

Die Familie Maderer hat sich der Marktgemeinschaft Rother Spargel angeschlossen und setzt vor allem auf Direktvermarktung. In einem kleinen Laden in Liebenstadt sind die weißen und grünen Stangen ab Hof zu erwerben, in den Sommermonaten kommen auch noch Erdbeeren hinzu. "Das war erst eine Nische und eher ein Hobby", erzählt Anna Maderer. "Aber es kommt gut an." Ein paar Meter weiter steht die Milchtankstelle, dort können sich die Kunden ihre Rohmilch selbst zapfen.

Satt hat Anna Maderer den Spargel jedenfalls noch lange nicht. Schließlich kommen die Stangen frisch gestochen vom eigenen Feld. "Produkte aus der Region schmecken doch immer noch am besten", sagt sie überzeugt. "Aber ich brauche keinen Schnickschnack und esse ihn am liebsten als Salat, mit Kartoffeln und fränkischen Bratwürsten." Oder den grünen Spargel direkt vom Grillrost. "Wir lieben unseren Spargel und freuen uns jedes Jahr."

Monika Meyer