Hilpoltstein
Sommersonne lässt Spargel sprießen

Saisonales Gemüse hat hohen Stellenwert im Landkreis Roth ? Mit viel Aufwand verbunden

18.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:57 Uhr
Spargel frisch vom Feld gibt es am Federhof von Markus Harrer. −Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Frisch. Knackig. Und richtig gesund. Der erste heimische Spargel ist da. Kaum jemand ahnt allerdings, wie viel Mühe und Arbeit dahinterstecken, bis das saisonale Gemüse wirklich auf dem Teller liegt. Ein Hausbesuch beim Spargelbauern Markus Harrer (41) vom Federhof.

Mit dem Auto sind es 15 Minuten von Hilpoltstein bis zum kleinen Ort in der Nähe von Meckenhausen. Nur drei Anwesen gibt es in Federhof, eines davon gehört den Harrers. Seit 25 Jahren bauen sie auf den Feldern der Umgebung Spargel an. Das Wetter spielt in diesem Jahr mit, trotz der Frost- und Schneeperiode im März. "Wir haben ein super Spargelwetter", bekräftigt Harrer, als er glücklich in die Sonne blinzelt.

"Mittlerweile ist es unser Hauptgeschäft", erzählt Harrer. Die Rindermast hat die Familie vor Jahrzehnten aufgegeben, "dann haben wir neue Wege gesucht". Und gefunden. "Es war eine sehr gute Entscheidung", sagt Markus Harrer. "Man macht sich unabhängig von der Agrarpolitik, denn wir haben die Vermarktung selbst in die Hand genommen."

In der großen Halle auf dem Hof haben die Harrers einen Laden eröffnet. Schon seit einer Woche liegt dort der Spargel aktuell für sechs bis acht Euro das Kilo in der Auslage. Auf Wunsch auch geschält. Harrers Mutter Marianne steht hinter dem Tresen, lässt sich auch mal Zeit für ein kleines Schwätzchen. "Wenn ich sehe, wie weit unsere Kunden fahren, muss unser Spargel schon sehr beliebt sein", sagt der Junior erfreut. Die erste Ernte des Jahres hat die Familie gleich selbst verspeist: "Eingelegt als Salat. Traumhaft."

Vor diesem Traum steht jede Menge harter Arbeit. An diesem strahlenden Tag schwitzen die rumänischen Erntehelfer, als sie die langen Spargelmesser in die Erdhügel stoßen, um die Stangen in der Tiefe abzuschneiden und herauszuziehen. Sie arbeiten sich schnell voran, Stange um Stange landet im Plastikkorb. Von den typischen Erdhügeln, die die Spargelfelder ausmachen, ist aber kaum etwas zu sehen. Hunderte Meter lange Plastikfolien umhüllen die Erdhaufen, in denen der Spargel wächst.

"Aber schreiben Sie nichts von Folienspargel", beschwört Markus Harrer. Das sei bei den Kunden negativ behaftet. Dabei sind die bis zu mehrere hundert langen Plastikbahnen nur ein Mittel, um den Wuchs besser zu steuern. Die schwarze Seite zieht die Sonne an und wärmt den Boden auf. Der Spargel liebt die Wärme, zum Wachsen braucht er mindestens acht Grad.

Zu heiß darf es aber auch nicht sein. Heizt sich die Erde auf, kann man die Folie auf die weiße Seite drehen und schon wächst das Gemüse wieder langsamer. Die eng am Boden liegende Folie sei außerdem eine Art natürliches Unkrautvernichtungsmittel.

Eine Besonderheit sei seit einigen Jahren der Minitunnel, eine Art Gewächshaus, der den Spargel noch schneller sprießen lässt; "Verfrühung" nennt sich das in der Fachsprache. Per Handy-App kontrolliert Harrer die Temperatur unter den Folien, die seitlich von Metallstangen getragen werden.

"Da, schauen Sie!", sagt er, und deutet auf das Display. An der Wurzel in der Tiefe von 40 Zentimetern herrschen 17,8 Grad Celsius, an der Spitze sind es schon über 40 Grad Celsius. Das ist selbst für den wärmeliebenden Spargel zu viel.

Die Abhilfe ist aber einfach und elegant. Die Spargelspinne, eine batteriegetriebene Erntemaschine, die breitbeinig über die Erdhügel fährt, dreht die Folie auf die helle Seite um. Sie lüpft auch automatisch die Plastikbahnen für die Erntehelfer. Nur das Stechen, das muss noch mit der Hand erledigt werden.

Zum Wochenende hin soll der Verkauf richtig anrollen. "Dann werden alle Spargelbetriebe im Landkreis Roth ernten können", weiß Miriam Adel, Vorsitzende des fränkischen Spargelerzeugerverbandes. Dann wird es heimischen Spargel auch auf dem Hilpoltsteiner Bauernmarkt geben. "Die Frische ist der entscheidende Faktor, der Verbraucher kauft am liebsten vor Ort."

Dass es sich beim Spargel um ein "gesundes Edelgemüse mit kurzen Wegen vom Anbau bis zum Konsumenten handelt", unterstreicht auch Wolfgang Jank vom Amt für Landwirtschaft in Roth. Ihm zufolge bietet diese Sonderkultur den Landwirten ein zusätzliches Standbein, beispielsweise neben der Milchviehhaltung. Rund 45 Betriebe bauen im Landkreis auf knapp 70 Hektar den Spargel an.

Die hiesigen Landwirte haben sich zur Marktgemeinschaft Rother Spargel zusammengeschlossen, um die edlen Stangen gemeinsam zu vermarkten. Mit Erfolg. "Der Pro-Kopf-Verbrauch ist enorm gestiegen", weiß Markus Harrer. Für ihn ballt sich die Arbeit in diesen Wochen, der Landwirt kriegt kaum Schlaf. Seine frische Ernte fährt er gegen Mitternacht persönlich zum Großmarkt und zu Kunden im Raum Nürnberg. Am Morgen geht es schon wieder aufs Feld, für die nächste Ernte.

 

Monika Meyer