Roth
Selbsthilfebörse nimmt die Scheu vor dem ersten Schritt

Gruppen präsentierten sich vor der evangelischen Kirche in Roth ? Hervorragendes Angebot im Landkreis Roth

11.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr
Dieses Mühlespiel ist sowohl für blinde Menschen als auch für Sehende geeignet. −Foto: Foto: Graff

Roth/Hilpoltstein (aff) Niederschwellig, auf Augenhöhe und auf Gegenseitigkeit - so können Selbsthilfegruppen Menschen in schwierigen Lebenssituationen helfen, besondere Herausforderungen zu meistern.

Am Sonntag haben sich in Roth 14 Selbsthilfegruppen präsentiert, die in Stadt und Landkreis Roth sowie in der Stadt Schwabach ihren Wirkungskreis haben.

Parallel zum Johannimarkt in der Kreisstadt fand die Selbsthilfebörse rund um die Stadtkirche statt. Im jährlichen Wechsel bauen die Selbsthilfegruppen ihre Infotische mal in Roth und mal in Schwabach auf. Organisiert wird die Selbsthilfebörse von der Kontaktstelle KISS Roth-Schwabach. Heuer bereits zum 19. Mal präsentieren sich die zahlreichen Gruppen gemeinsam und gehen gerne dorthin, wo die Menschen sind, statt zu warten, dass jemand auf sie zukommt.

Für die Aktiven ist das eine der wenigen Gelegenheiten, am Rande auch untereinander ins Gespräch zu kommen. Und für die meist zufällig vorbeischlendernden Marktbesucher eine Möglichkeit, einen einfachen Erstkontakt ohne Scheu herstellen zu können.

"Meistens ist im Fall der Fälle der erste Schritt ja der schwerste", sagte Landrat Herbert Eckstein bei der Eröffnung am frühen Nachmittag. Oft mache aber schon ein kleiner Hinweis von Menschen mit vergleichbaren Problemen neue Türen auf. Eckstein bedankte sich bei seinem Rundgang auch persönlich bei vielen Ehrenamtlichen, die gekommen waren, um Menschen "vielleicht" zu helfen.

Dem schloss sich Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer an und betonte, dass jedes einzelne Gespräch, das in diesem Rahmen stattfinden kann, die gemeinsame Anstrengung wert sei. Von einer "tollen Veranstaltung" sprach der Schwabacher Stadtrat Peter Reiß und lobte das breite Spektrum des Angebots "von Betroffenen für Betroffene".

Dass der Landkreis Roth und die Stadt Schwabach tatsächlich flächendeckend mit Selbsthilfe versorgt sind, zeigt zum Beispiel der Freundeskreis Suchtkrankenhilfe: Mit Hilpoltstein, Roth, Schwabach und Wendelstein waren alle vier hier aktiven Freundeskreise vertreten. Die meisten Gruppen haben ihre Ansprechpartner in Schwabach oder Roth, die sowohl den Landkreis als auch die Stadt Schwabach versorgen.

Die Selbsthilfegruppe "Leben mit und nach Krebs", die sich bislang in Greding trifft, wird demnächst eine zusätzliche Gruppe in Roth anbieten. Angebote gibt es sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige: Die AL-Anon Familiengruppe zum Beispiel unterstützt die Angehörigen alkoholkranker Menschen. Direkt daneben hatte das Blaue Kreuz seinen Stand, eine Organisation, die Alkoholkranken zur Seite steht und mit Aktionen wie der immer wieder eindrucksvollen Rauschbrille auf sich aufmerksam machte.

An den Ständen gab es nicht nur fachkundige Ansprechpartner und vielerlei Informationsbroschüren, sondern auch allerhand Aktionen. Das Rother Inklusionsnetzwerk Rhink zeigte und erläuterte Fotos aus Roth und Umgebung, auf denen gute und schlechte Beispiele für inklusionsgerechtes Bauen dokumentiert waren.

Walter Karg lud am Stand des Blinden- und Sehbehindertenstammtisches unter anderem zu einem inklusiven Mühlespiel ein, bei dem die Spielsteine sowohl farblich (für die Sehenden) als auch haptisch (für die Blinden oder Sehbehinderten) gestaltet sind und standfest auf das Spielbrett gesteckt werden können.

Dazu gab es allerlei Hilfsmittel zum Kennenlernen und Ausprobieren. Gesunde Snacks und einen Vortrag zum Thema Vitamin D präsentierte der Stand des Treffpunkts für Gesundheit und Lebensfreude. Die AWO stellte die im Aufbau befindliche "ergänzende unabhängige Teilnahmeberatung" vor. Sichtlich zufrieden zeigten sich die Organisatorinnen Daniela Schmidt und Ute Zahn vom Kiss mit dem Ablauf der 19. Selbsthilfebörse.