Frankfurt/Berlin - Wegen der derzeitigen Ausgangsbeschränkungen können wir nur auf der Couch herumgammeln und uns darüber ärgern, dass gerade kein Sport im Fernsehen läuft?
Nein, "Kinder brauchen Bewegung", erklärt Kerstin Holze, Vorsitzende der Deutschen Kinderturn-Stiftung. "Kinder lernen durch Bewegung zum Beispiel das Abschätzen von Entfernungen oder wenn etwas runterfällt, muss ich es fangen. " Außerdem sei Sport ein wichtiger Ausgleich, der notwendig ist, um sich konzentrieren zu können. "Die Lernkurve flacht sonst total ab. " Deshalb empfiehlt die Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde Familien, einmal täglich mindestens eine halbe Stunde lang zusammen Sport zu machen.
"Selbst in der kleinsten Wohnung ist Platz für Sport", erklärt Holze. Ohne großes Umräumen kann das Kinderzimmer zum Kletterparcours werden. Die Aufgabe: Schaffe es von der Tür ins Bett, ohne den Fußboden zu berühren. Das klappt zum Beispiel, wenn man erst auf den Stuhl kraxelt, sich dann weiter zum Schreibtisch hangelt und von dort aus eine Spur aus Schulbüchern zum Bett legt. Dieses Spiel ist übrigens auch unter dem Namen "Der Boden ist Lava" bekannt, es fördert die Kreativität.
Konzentration und Körperspannung braucht man dagegen, um sich einen Weg durch das "Spinnennetz" zu bahnen. Hierfür spinnen die Eltern im Wohnzimmer ein Netz aus einem Fadenknäuel. Der Faden wird zum Beispiel von der Türklinke zur Lampe zum Tischbein und immer weiter durch den Raum gespannt, bis ein dichtes Netz entsteht. Jetzt lautet die Herausforderung: Durchquere den Raum ohne die Fäden zu berühren. Holze sagt: "Dieses Spiel geht immer, das Zimmer muss dafür auch nicht besonders groß sein. "
Die Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde unterstreicht, trotz der Ausgangsbeschränkungen ist es weiterhin erlaubt, zusammen als Familie rauszugehen, um Sport zu machen. Im Garten oder im Wald kann man zum Beispiel Fangen oder Verstecken spielen. Holze betont: "Es ist wichtig, dass die Eltern mitmachen! " Erstens werde den Kindern dann nicht so schnell langweilig, zweitens stärke das den Zusammenhalt der Familie und schaffe gemeinsame positive Erlebnisse.
Auch für draußen hat die Ärztin kreative Bewegungstipps. Beispielsweise das "Tierwettrennen". Hierfür muss zuerst der Start und das Ziel festgelegt werden, dann denkt sich einer ein Tier aus und auf "Los" geht's los. So hüpfen alle Familienmitglieder wie Kängurus, krabbeln im Krebsgang oder galoppieren wie Pferde ins Ziel. "Der Vorteil ist, die Eltern sind nicht automatisch schneller als die Kinder, wenn sie im Krebsgang seitwärts den Waldweg entlang krabbeln", sagt Holze und muss herzlich lachen.
Auch der Basketballverein Alba Berlin will Kinder zu Hause dazu animieren, sich trotz der Ausgangsbeschränkungen täglich zu bewegen. Deshalb veranstaltet der Bundesligist auf seinem Youtube-Kanal "digitale Sportstunden". Die Basketballer veröffentlichen von Montag bis Freitag, jeden Tag um 9 Uhr, ein Video für Kinder im Kita-Alter. Montags, mittwochs und freitags um 15 Uhr Übungen für Grundschulkinder und dienstags und donnerstags um 15 Uhr eine Video-Sportstunde für ältere Schüler. Die Kleinen unternehmen einen "Flug mit dem Albatros", bekommen "Superkräfte" oder machen den "Sommersprossentanz". Die Grundschulkinder machen Sport mit Toilettenpapier und Papierfliegern. Die älteren Schüler schwitzen beim "Power Workout".
DK
-Foto: Foto: DTB/Alba Berlin, dpa
