Thalmässing
Start eines spannenden Abenteuers

Ohne Ernst, mit viel Spaß: Erstklässler in Thalmässing stimmen sich auf die Schulzeit ein

11.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:02 Uhr
Mit beiden Händen und am Ende noch mit den Füßen dreht Hannes die Knöpfe in der Knopffabrik. Beim Bewegungslied machen die Erstklässler begeistert mit. −Foto: Luff

Thalmässing (HK) 45 Mädchen und Jungen haben gestern in Thalmässing ihren ersten Schultag erlebt. Die Erstklässler verbrachten einen kurzweiligen Vormittag, Scheu vor der neuen Situation zeigten die wenigsten. Das soll so bleiben, findet Schulleiter Ottmar Misoph.

"Was für ein schrecklicher Satz!" Und doch ist er in den Elternhäuser kaum auszurotten, weiß Misoph, sein Kampf gegen ihn gleicht dem Kampf gegen Windmühlen, schließlich sind Generationen von Menschen mit ihm aufgewachsen. Er lautet: "Warte nur, bis du in die Schule kommst - dann beginnt der Ernst des Lebens!" Nein, vielmehr solle Schule ein Abenteuer sein, schärft Misoph den Eltern, Großeltern, Paten ein - "und erstmals ist sogar eine Uroma dabei".

Ja, die große Aula ist voll. Doch nicht nur die Kinder machen große Augen, als Misoph fordert: "Lassen sie ihr Kind das Abenteuer erleben!" Ohne Druck, ohne Ungeduld, ohne Vergleich mit dem Leistungsstand des Nachbarkindes. Und ohne die tägliche Frage, was der Nachwuchs denn heute in der Schule gemacht habe. "In 90 Prozent der Fälle lautet die Antwort: ,Nix!'" Ziel von Lehrern und Eltern gleichermaßen müsse sein, die Neugierde und die natürliche Freude der Kinder am Lernen zu erhalten.

Dass der Rektor mit seiner Einschätzung, die Eltern seien angespannter als die Kinder, so falsch nicht liegt, verraten letztere dann, als sie mit ihren Klassleitern alleine in den Zimmern sind. Karlheinz Seefeld steht der Klasse 1a vor mit deren 13 Jungs und 9 Mädchen. Die 1b wird von der Konrektorin Karin Käser geleitet, hier ist das Geschlechterverhältnis anders herum: 17 Mädchen werden von 6 Jungs ergänzt. Von der Lehrerin befragt, wie der Morgen zu Hause denn so gelaufen sei, finden viele von ihnen, die Eltern hätten ganz schön Stress gemacht. "Bei mir ging's gerade so", attestiert Leni gönnerhaft. "Morgen ist es anders", tröstet Käser, "da lassen wir die Eltern zu Hause."

Die Lehrerin bemüht sich, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, um so etwas wie Schwellenangst erst gar nicht aufkommen zu lassen. Als alle auf kleinen Bänken im Kreis locker bei einander sitzen, fragt sie im Plauderton, auf was sich die Erstklässler in der Schule am meisten freuten. Und erhält in den meisten Fällen als Antwort: aufs Lesen. "Sie kann schon lesen", verrät Lara und deutet auf ihre Freundin. Fünf weitere Kinder auch, wie sie stolz verraten. Und der Rest wird es bald lernen. Maximilian freut sich dagegen am meisten auf den Spielplatz, der erst heuer im April eingeweiht worden ist - in der Pause dürfen ihn die Kinder nutzen. "Wer kann super auf dem Spielplatz spielen?", fragt nun Käser, sofort gehen alle Hände nach oben. Auch von denjenigen, die sich beim Rechnen oder Lesen nicht gemeldet haben, so bekommen auch sie am ersten Tag ein erstes Erfolgserlebnis in der Schule. Und einen Orden sowieso, denn von den Zweitklässlern - den jetzigen Großen - haben sie alle einen überreicht bekommen; er weist sie als "Schulkind" aus.

Was ein großes Schulkind ist, kann auch kräftig singen - das stellen die beiden ersten Klassen gemeinsam unter Beweis. Und zwar mit dem Bewegungslied "Hannes in der Knopffabrik". Das erste Wort lautet "Moin", mit einem großen M am Anfang. Karlheinz Seefeld schreibt den Buchstaben per Tastatur aufs Whiteboard - allerdings so klein, dass niemand ihn erkennt. Per Mausklick zieht er ihn dann aber flugs auf eine Größe von gut einem halben Meter. "Boah!" Staunen bei den Kindern. Unbemerkt können die beiden Lehrkräfte beim Tanz beobachten, wie es um die Koordinationsfähigkeit und Grobmotorik ihrer Schützlinge bestellt ist. Spaß macht es zudem. Aber das Beste kommt erst noch, verrät Käser: "Die Eltern müssen nachher mitmachen - aber das wissen sie noch nicht." Mit so viel Spaß kann die Schule ruhig weitergehen.
 

Volker Luff