Thalmässing
Schärferes Profil statt "Gemischtwaren"

Geschäftsführer Klaus Neumann fordert Alleinstellungsmerkmale für die Kindertagesstätten

12.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:03 Uhr
Baustelle Kindergarten: Die neuen Spielgeräte für den Regenbogen Kindergarten stehen inzwischen zwar, doch die Kinder können den vorderen Teil des Gartens schon seit Monaten nicht nutzen. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Ehrgeizige Ziele verfolgt Klaus Neumann, der Geschäftsführer der Kindertagesstätten im Dekanat Weißenburg. Er will den "Gemischtwarenläden" Alleinstellungsmerkmale verpassen, die sie einzigartig machen. Die Bilanz seiner Arbeit, die Neumann im Marktrat nach einem Jahr zog, nannte er sehr positiv.

Dass es im Vorfeld Diskussionen gegeben habe, ob ein Geschäftsführer für die Kindertagesstätten im Dekanat Weißenburg eingestellt werden soll, ist Klaus Neumann bewusst. Die habe er aber durch seine Arbeit ausgeräumt, zeigte sich der 58-Jährige vor den Mitgliedern des Marktrats durchaus selbstbewusst. Er sei angetreten, um die Kindertagesstätten zu professionalisieren. Die Einstellung eines Geschäftsführers sei vor zwölf Jahren im Dekanat schon einmal diskutiert, dann aber leider abgelehnt worden. "Sonst wären wir schon viel weiter." Als Geschäftsführer solle er die Pfarrer entlasten, die jetzt wieder mehr Zeit für ihre Gemeindearbeit hätten, ebenso auch die Kindergartenleitungen. Die Anforderungen seien viel komplexer geworden.

Jahrzehntelang seien die Kindertagesstätten eine Art "Bauchladen" einer Gemeinde gewesen, bei denen man nicht auf die Effizienz geschaut habe. 2005 sei das BayKiBiG (Bayerisches Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz) eingeführt worden, die Umsetzungskompetenz für die Regelungen habe gefehlt, ja gar Chaos geherrscht.

Die Bezahlung der Erzieher sei "skandalös niedrig", dass es bei dieser Bezahlung überall wenig Nachwuchs gebe, sei nicht verwunderlich. Trotzdem sei man in Thalmässing in der glücklichen Lage, genügend Personal zu haben. In Ingolstadt musste sogar ein Kindergarten wegen Personalmangels schließen. "Das wird uns nicht passieren." Da in Thalmässing die Kindertagesstätten in der Trägerschaft der Kirchengemeinden seien, könne problemlos Personal zwischen den Einrichtungen gewechselt werden. "Wir sind eine Einheit. Dieser Gedanke ist langsam am Entstehen." Noch besser wäre eine mobile Reserve, die das Dekanat finanziere. Großes Lob hatte Neumann für die Kommune. In Thalmässing werde die Aufgabe der Kindertagesstätten sehr ernst genommen, die Gemeinde agiere geradezu vorbildlich. Dass die Kommune attraktiv für junge Familien sei, sehe man an den ständig steigenden Belegungszahlen und der großen Auslastung der Einrichtungen. Deshalb müsse man über ein Kinderhaus nachdenken, mit dem man Synergien nutzen könne.

Den Kindergarten in Eysölden (einschließlich Krippe) besuchen derzeit 63 Kinder, der Bau des dritten Gruppenraums laufe, die Fertigstellung habe sich verschoben. 32 Kinder sind im Kindergarten Arche Noah registriert, "hier passiert in Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat am meisten". Voll belegt mit 47 Kindern sei der Schülerhort, hier brauche man eine Ausweitung der Betriebserlaubnis. Neumann schimpfte gewaltig über "Berlin", weil dort die Arbeit nicht gemacht werde. Er bezog sich damit auf das Thema Ganztagsbetreuung an den Schulen. So lange man nicht wisse, was hier geplant sei, sei es schwierig, für den Hort Zukunftsentscheidungen zu treffen. "Das hängt wie ein Damoklesschwert über uns."

Im Regenbogen Kindergarten, den derzeit 76 Kinder besuchen, werde im nächsten Jahr die Planung der Außenanlagen angegangen. Die Mühlbachkrippe sei "toll und sehr modern", aber leider ab 2019 zu klein. Hier gebe es bereits zwölf Anmeldungen zu viel. Derzeit werden hier in den zwei Gruppen 23 Kinder betreut.

"Jede Kindertagesstätte braucht ein Alleinstellungsmerkmal, damit Eltern wählen können, in welche Einrichtung sie ihr Kind schicken", nannte Neumann sein wichtigstes Ziel. Der Arche Noah Kindergarten soll zum Beispiel ein "Medien- und Sprachkindergarten" werden. Die Kindergärten müssten ihr Profil schärfen, "damit die Eltern sehen können, wer was macht". Die Kirchenvorstände, so Neumann, würden das inzwischen auch schätzen. "Ich will Konkurrenz, damit jeder sein Bestes gibt."

Andrea Karch