Wendelstein
Runderneuerte Hits zum Träumen

Von jazzig bis bluesig, von bairisch bis englisch: "Die drei Damen" begeistern in der Jegelscheune

07.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:10 Uhr
Die drei Damen begeistern die Besucher in der Wendelsteiner Jegelscheune. −Foto: Unterburger

Wendelstein (HK) "It's ladies night and the feeling's right", haben Die Drei Damen gesungen, als sie auf die Bühne der Wendelsteiner Jegelscheune traten. Schon beim "Jazz & Blues open Wendelstein" im Juni 2017 ließen es die drei Damen, die sich auch genauso nennen, in der fast ausverkauften Jegelscheune so richtig krachen. Jetzt haben sie ihren bombastischen Auftritt mit neuem Programm wiederholt.

Die Spezialität der drei Damen ist es, weltbekannte Hits zu covern und rundzuerneuern, eigene Lieder auf bairisch und englisch zu schreiben und die Songs mit trockenem Humor und viel Witz zu präsentieren. Mit dem neuen Programm "Träum weiter!" überzeugten sie das Publikum.

Die drei Damen sind die Münchner Jazzsängerin Lisa Wahlandt, geboren in Postmünster im Rottal, die Münchner Pianistin Andrea Hermenau und die Bassistin Christiane Öttl aus Ruderting bei Passau. Das sind drei exzellente Stimmen, die großartig harmonieren, und Arrangements, bei denen das Publikum in Verzückung geriet.

Vor allem die Pianistin Andrea Hermenau, die ab und an auch auf dem Keyboard spielte, verstand es, die Songs gegen den Strich zu bürsten und die Zuhörer in die unendlichen Weiten des Jazz, des Ethno, des Bossa Nova und der Popmusik zu entführen.

Ein herausragendes Markenzeichen der drei Damen ist der dreistimmige Gesang und die tolle Stimme von Lisa Wah-landt. Gesungen und "aufgspuit" wird auf englisch, deutsch und bairisch. "Sozusagen eine Rückbesinnung auf unsere Wurzeln", wie Christiane Öttl, die die Rolle der valentinesken und schrägen Moderatorin übernahm, mit viel Selbstironie bemerkte. "Wir sind alles Landkinder und zweisprachig aufgewachsen. Wir sind da, um das Niederbayerische in die Welt hinauszutragen."

Christiane Öttl hat faszinierende boarische Lieder geschrieben, beispielsweise ein "Beziehungsanbahnungslied", in dem vom Händchenhalten die Rede ist: "Wenn wir Händchen halten, dann gibt's auf der ganzen Welt koan Ort, wo i liaber wär." So stellen sich die drei Damen also das "Stückerl vom Paradies" vor.

Mit dem lässigen Liedchen "So, so, so sammer im Sommer" frönt man dem Urlaub auf Balkonien, denn "mir bleim dahoam, da is aa recht schee" und bringt es zu humorvollen Formulierungen: "Liegen ist besser als sitzen, da muaß mer ned so schwitzen."

Der Witz, der in den Texten steckt und der in ihren Moderationen deutlich wurde, sprang auf das Publikum über und machte den Abend zu einer höchst vergnüglichen Angelegenheit. Vor allem Christiane Öttl erwies sich als Komödiantin par excellence.

Doch nicht nur bayerisch und hochdeutsch wurde gesungen, die drei Damen gaben sich kosmopolitisch und international. Plötzlich hatte ihre Musik einen südamerikanischen Einschlag. Meisterhaft boten die drei einen Tango und zeigten einmal mehr ihre erstaunliche stilistische Vielfalt. "Wer tanzen will, der soll etz tanzen, wir schaun a ned hi!", kommentierte die Bassistin. Tat aber niemand.

Lässig mischten die drei Damen Swing mit Latin, bayerischen Dreigesang mit Jazz, Schwermut mit Glücksgefühlen, Bodenständigkeit mit Fernweh, Düsternis mit Euphorie. Die bayerische Mundart wurde nicht überhöht, sondern klug und fantastisch unaufgeregt eingesetzt.

Das Lieblingsbild der drei Damen ist das Mannsbild. So machte man sich in dem "Lied von dem Typen" lustig über den Angeber, der barfuß über glühende Kohlen schreitet und der sogar weiß, wie Lava riecht. "Mannomann, wie komme ich an den ran?", fragen die Drei am Schluss ziemlich konsterniert.

Natürlich hätten sie auch gerne einen jüngeren und reichen Mann, der ihnen Pferde kaufen kann. Und sie wären so gerne Superstar und frisch verliebt. Aber das Motto des Abends hieß nun mal: "Träum weiter!"

Tröstlich das Lied "I bin do, i bin do" für alle Momente, "wenn die Traurigkeit di übermannt: Bleib bei mir, i halt die Hand, so ganz alloa muasters ned schaffer." Geradezu dadaistisch klang es dann bei einem brasilianischen Samba: "I dadad di scho meeng, fui mehr als wia a grod a weng."

"Feeling free", eine auf englisch gesungene Liebeserklärung an die Natur und an einen Menschen, der die Natur genauso liebt, hat die Pianistin Andrea Hermenau geschrieben. Mit ihrer glockenreinen Sopranstimme verzauberte sie das Publikum. Da passte dann auch der Klassiker "Lean on me" von Bill Withers, in dem es heißt: "We all need somebody to lean on."

Am Schluss griff das Trio in die Hitparaden-Mottenkiste und zauberte drei bemerkenswerte Interpretationen von Songs auf die Bühne, die wir alle vom Dudel-Funk kennen. So hatten sie den Song "Ich seh den Sternenhimmel" von Hubert Kah im Gepäck, der wie ein kammermusikalisches Jazz-Event klang. Für Begeisterung sorgte auch die eigenwillige Parodie auf Herbert Grönemeyers Frage: "Wann ist ein Mann ein Mann?" Die drei Damen konnten oder wollten diese Frage leider nicht beantworten. Und schließlich kam eine umwerfende Interpretation von "Time After Time" von Cyndi Lauper, jazzig serviert, dreistimmig gesungen, einfach großartig.

Robert Unterburger