Roth
Schwammerl mit Vorsicht genießen

14.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:35 Uhr

Rudolf Rossmeissl hat viel Fachwissen für die knapp 100 wissbegierigen Pilzfreunde parat. - Foto: Lai

Roth (HK) Die Pilzsaison hat begonnen und Freunde der schmackhaften Gewächse tigern aufmerksam durch die Wälder und pflücken ihre Lieblingspilze. Doch oftmals stehen neben den Waldchampignons oder den Pfifferlingen auch Artgenossen, die nicht genießbar oder sogar giftig sein können.

Welcher Pilz ist also zum Essen geeignet und welchen sollte man bei den Streifzügen im Wald besser stehen lassen? "Das Wichtigste ist, dass ihr die Pilze nie in eine Plastiktüte steckt." Das ist der erste Tipp für die Teilnehmer von Rudolf Rossmeissls Pilzlehrwanderung durch den Wald in der Nähe des Landratsamtes in Roth. Der Pilzberater erklärt, dass das Sammelgut sonst schwitzen würde. Das zersetze das Eiweiß in den Pilzen, deren Genuss dann zu einer Lebensmittelvergiftung führen könne.
 

Rossmeissl hat viel Fachwissen für die knapp 100 wissbegierigen Pilzfreunde parat, die sich zu seinem Lehrangebot eingefunden haben. So sollte man etwa nur Pilze sammeln, die man zu 100 Prozent einordnen kann, um Vergiftungen zu vermeiden. Ein Stockschwämmchen ist zum Beispiel essbar, hat aber große Ähnlichkeiten mit dem tödlichen Gifthäubling. Darüber hinaus wachsen beide Pilzarten unter anderem auch auf dem gleichen Baumstumpf, was eine Verwechslung umso wahrscheinlicher macht. Schnell greift man versehentlich zum falschen Pilz. Es sei außerdem ein Irrglaube, dass alle Pilze essbar seien, die von Schnecken angefressen werden. Denn die würden das Gift in ihrem Organismus einfach umwandeln.

In kleinen Grüppchen schwärmen die Sammler aus und halten den Blick starr nach unten gerichtet, während sie auf dem Waldboden zwischen dem bunten Laub und den dünnen Zweigen nach Pilzen Ausschau halten. Sie wissen, dass es gerade nicht sehr viele gibt. Der fehlende Regen der letzten Tage hätte dem Wachstum der Pilze geschadet, so Rossmeissl. Genau deswegen teilen sie sich noch weiter auf, um zumindest einige mit nach Hause nehmen zu können.

Zu den eifrigen Pilzsammlern gehören auch Diana und Stefan Maurer sowie ihre Mutter Bianca Lehmann, die unschlüssig über einem Pilz mit großem, flachem Hut stehen. In einem bebilderten Buch blättert Diana Maurer durch die Seiten und vergleicht die Abbildungen mit ihrem Exemplar. Akribisch prüfen sie die Merkmale ihres Pilzes mit denen, die im Buch beschrieben werden. Einen flachen Kopf hat er zwar, doch die Farbe passt nicht ganz. Besser also, wenn sie den Pilz nur mitnehmen und ihn später von Pilzberater Rossmeissl bestimmen lassen. Mit spitzen Fingern dreht Diana den Schwammerl aus der Erde und legt ihn auf eine Seite ihres Korbes.

An anderer Stelle stapfen Benjamin Günter und Jessica Kraus durch den Wald, auch sie suchen den Boden akribisch nach Pilzen ab. Zwar gehen die beiden öfter zum Pilzesammeln, doch dann zupfen sie nur die Arten, die sie kennen. "Deswegen wollte ich, dass wir hier mitkommen. Um noch ein paar Arten dazuzulernen", sagt Kraus. Während er spricht, kniet seine Freundin über einem Pilz und blättert in ihrem Buch nach der richtigen Seite. "Sie sammelt die Pilze, und ich esse sie", sagt er lachend und gesellt sich zu ihr. Sie diskutieren kurz über die Bestimmung ihres Fundes, einigen sich aber dann doch, den Pilzberater um Rat zu fragen.

Etwas mehr als eine Stunde vergeht und die zahlreichen Teilnehmer sammeln sich nach und nach wieder am Parkplatz des Landratsamtes. Rossmeissl, um den sich eine große Menschentraube gebildet hat, begutachtet und bestimmt die Funde der angehenden Pilzkenner und gibt ihnen noch weitere Tipps. Er betont zum Beispiel immer wieder, dass Pilze vor dem Verzehr immer auf irgendeine Weise erhitzt werden müssen. Oder dass nicht alle Schwammerl von jedem vertragen werden. Der Hallimasch zum Beispiel, den Benjamin Günter und Jessica Kraus gefunden haben, kann bei einigen Leuten Durchfall verursachen. Mit diesem Hinweis im Ohr holen sich die beiden dennoch einen größeren Korb, denn im Wald warten noch viele Hallimasch, Waldchampignons und dergleichen darauf, eingesammelt zu werden.