Roth
Mehr als ein Hauch von Frühling

Grün ist die Hoffnung: Irish Spring Festival lässt eisige Temperaturen schnell vergessen

27.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Die Band "High Time" beim "Irish Spring Festival" am 26.02.2018 in der vollbesetzten Kulturfabrik. Foto: Tobias Tschapka IRISH SPRING 18 −Foto: Tobias Tschapka (Kulturfabrik Roth)

Roth (HK) Die eisigen Temperaturen lassen eigentlich nicht an ein baldiges Frühlingserwachen denken, aber in der vollen Rother Kulturfabrik gab es am Montagabend Anlass zur Hoffnung: Das Irish Spring Festival machte Station, und die drei Bands brachten den Frühling nicht nur von der grünen Insel, sondern auch aus Kanada mit. Los ging es jedoch mit einer Formation aus einem kleinen irischen Dorf.

"Einem sehr kleinen Dorf", wie die Tourleiterin Kristine Talamo-Spiegel bei ihrer Begrüßung betonte, "dort gibt es nur ein einziges Pub und sonst nix". Was bleibt den Einwohnern also übrig? Eigentlich nur ihre Nachbarn zu besuchen und Musik zu machen, und genau das hat das Trio High Time gemacht. Schon mit der Muttermilch sogen sie die authentischen Klänge des Irish Folk ihrer Heimat ein und sobald sie stehen konnten, gelangen auch die ersten Tanzschritte, von denen Séamus Flaherty, der eigentlich für die Harfe zuständig war, eine Kostprobe zeigte. Sein älterer Bruder Conall Flaherty sang und spielte die Flöte, und Ciarán Bolger ist Sänger, Gitarrist, Entertainer und Storyteller in einem. Gemeinsam bilden sie High Time, bei dem neben traditionellen Irish Folk auch Einflüsse wie zum Beispiel von Bob Dylan oder Bruce Springsteen zu erkennen sind.

 

Mit "Celtic Drive and Dance" von Cassie & Maggie MacDonald ging es nahtlos weiter. Die beiden Schwestern kommen aus der musikalischen Tradition der im Zuge der "Highland Clearances" im 19. Jahrhundert von den Engländern nach Neuschottland (Nova Scotia, Kanada) vertriebenen schottischen Einwanderer. In dieser neuen Heimat hat sich über die Jahre aus der Folkmusik von beiderseits des Atlantiks ein eigenständiger, gälisch gefärbter Celtic-Roots-Stil geformt, bei dem auch der Stepptanz eine bedeutende Rolle spielt. Aber die Schwestern wirbelten nicht nur über die Bühne, sondern präsentierten sich als großartige Virtuosen, Maggie an der Gitarre und Cassie an der Geige.

Nebenbei bemerkt erwiesen sie sich als gute Verlierer und gratulierten der deutschen Hockeymannschaft für ihren überraschenden Sieg über ihre kanadische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang. Gesungen wurde auf Englisch und im schottischen Gälisch, der Sprache ihrer Vorfahren, die ihr schottisches Land unfreiwillig für die flächendeckende Einführung der Schafszucht aufgeben mussten.

Immer wieder erscheinen neue Bands auf dem fruchtbaren irischen Mutterboden, passend zum frühlingshaften Aufbruchsmotto des "Irish Spring Festivals". Ríanta, die letzte Formation des Abends, gibt es noch nicht lange unter diesem Namen, aber ein Blick auf die Besetzung zeigt, dass sich hier einige der besten irischen Künstler zu einer Art Allstarband vereinigt haben: Karen Hickey an der Geige, Conor Moriarty am Akkordeon, Kieran Leonard an den Percussions sowie Cillian O'Dalaigh an der Gitarre. Sie alle stammen aus vier verschiedenen Regionen Irlands, deren kulturelle Vielfalt sie im Ensemble zusammenführen. Da ging es von rasanten, mit pulsierendem rhythmischem Drive unterlegten Jigs und Reels hin zu schwingenden Polkas und Sildes, und dazwischen immer wieder lyrische und gefühlvoll interpretierte Gesangsstücke, untermalt mit viel musikalischer Finesse.

Am Ende des Konzerts durfte natürlich die traditionelle gemeinsame Session nicht fehlen, bei der sich alle neun Musiker des diesjährigen "Irish Spring Festivals" auf der Bühne vereinten. Bei dieser Zugabe bekam das diesjährige Irisches-Frühlings-Ensemble jede Menge verdienten Applaus.