Roth
Mehr als nur eine Boygroup

Naturally 7 beschließen die Rother Bluestage 2018 Musikalisch überzeugend, aber auch polarisierend

26.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Sieben Männer, sieben Mikrophone und sieben beleuchtete Würfel: Das Abschlusskonzert der Bluestage mit Naturally 7. - Foto: Tschapka

Roth (HK) Eine Boygroup für das Bluestage-Abschlusskonzert - kann das funktionieren? Ja, das kann, wie das Konzert am Sonntagabend in der Kulturfabrik gezeigt hat. Denn Naturally 7 sind dann eben doch viel mehr als "nur" eine Boygroup.

Denn die sieben überaus sympathischen Männer aus New York haben mit einer typischen Boy- oder A-cappella- Band nur sehr wenig gemeinsam. Denn weder verloren sie sich in albernen Choreographien, noch kamen die instrumentalen Parts ihrer Songs aus der Konserve. Naturally 7 übernahmen die Aufgaben ihres ganz persönlichen Orchesters stattdessen einfach selber. Und das passte zu den Bluestagen wie die Faust aufs Auge, denn ein Konzert dieser Formatreihe können sich eingefleischte Bluesmusikfans nur schwer ohne Gitarre, Bass oder Mundharmonika vorstellen - da können die Stimmen noch so wohlklingend sein. Naturally 7 überzeugt aber sowohl stimmlich als auch instrumental, denn die Arrangements beinhalten unter anderem den klaren Beat des Schlagzeugs, den warmen Sound des Keyboards, und sogar das leise Knistern von Vinyl - und alles täuschend echt.

Sieben Mikrophone und sieben beleuchtete Würfel - mehr musste die Kufa-Bühne nicht hergeben, um dieses Abschlusskonzert zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Die Songs, die Naturally 7 dort zum Besten gaben, waren in der Regel alte Bekannte aus den letzten Jahrzehnten der Rock- und Popgeschichte.

Da gab es ein Wiederhören mit Phil Collins "In the air tonight", ein paar Songs aus der Feder von Simon & Garfunkel, auch Stings Klassiker "Englishman in New York" durfte nicht fehlen. Bei der Gelegenheit rührten die sieben New Yorker, deren Wurzeln in Jamaika liegen, die Werbetrommel für ihre geliebte Heimatstadt. "New York is a country in a country, a planet in a planet", ließen sie ihre Zuhörer wissen, und fragten bei der Gelegenheit gleich mal ab, wer denn alles schon den "Big Apple" besucht habe.

Solche Interaktionen zwischen Band und Zuhörern gab es noch häufiger. So wollte einer der Musiker wissen, wer denn im Publikum schon am längsten verheiratet sei. Bei zehn Jahren waren noch viele Finger oben, bei zwanzig waren es schon deutlich weniger. Am Schluss machte ein Paar auf der Empore das Rennen: Ruth und Klaus sind seit stolzen 47 Jahren zusammen. Was denn das Geheimnis dieser langen Liebe sei, wollten die Sänger wissen. "My wife and love", ertönte von oben die Antwort, die ein langes "Oooooh ..." erwidern ließen.

So hat es bei diesem Konzert viel gemenschelt - aber ohne allzu verschmust zu werden. Dafür sorgten Stücke wie "Why my guitar gently wheeps" mit minutenlangen, verbal erzeugten Gitarrensoundsoli, oder auch diverse schnelle Blues-stücke, bei denen der ebenfalls mit dem Mund erzeugte Mundharmonika-Sound manch echtem Harpspieler Konkurrenz machte.

Rund zwei Stunden dauerte das Konzert mit dem wohl größten Gänsehautfaktor der diesjährigen Bluestage. Ein bisschen polarisiert hat dieser Auftritt die Bluestage-Besucher aber doch. So sagte einer der Dauerkartenbesitzer, dass er bei dieser Art von Musik im Radio immer umschalten würde, eine andere sprach hingegen vom "besten Konzert in der Geschichte der Bluestage".

Dem Auftritt auf der Bühne folgte übrigens noch eine kleine Zugabe, denn die sieben Männer von Naturally 7 gaben im Foyer der Kulturfabrik noch ein Ständchen inmitten ihrer vielen Fans und schrieben anschließend auch noch lange Autogramme.