Roth
Liebeserklärung einer Funk-Legende

Altmeister Maceo Parker zieht auf der Bühne alle Register und begeistert das Rother Publikum

25.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr
"We! Love! You!” Funk-Legende Maceo Parker macht dem Bluestage-Publikum eine außergewöhnliche Liebeserklärung. −Foto: Tschapka

Roth (HK) Das Beste kommt (fast) zum Schluss, und das gilt einmal mehr bei den Bluestagen. Denn bei der 27. Auflage des Rother Musikfestivals gab sich am vorletzten Abend der Saxofonist Maceo Parker die Ehre. Ein Funk-Virtuose erster Güte.

Seine Solokarriere hat Parker erst spät begonnen. Davor spielte er jahrelang mit James Brown und war auch dessen musikalischer Direktor. Außerdem stand er mit den Red Hot Chili Peppers auf der Bühne, und auch Prince verpflichtete den Virtuosen, den man auch als den "Inbegriff des Funk" bezeichnet. Das hört sich nach einen langen Musikerleben an, und so ist es auch: Maceo Parker feierte kürzlich seinen 75. Geburtstag - ausgerechnet am Valentinstag.

Warum ist das erwähnenswert? Weil sich Parkers jüngstes Album "It's All About Love" ausschließlich um die Liebe dreht. Jeder dieser Songs - von "Who's Making Love" bis "I Love You A Bushel And A Peck" trägt die Liebe im Titel, und so war auch die Bühne der Kulturfabrik "liebevoll" gestaltet. Dort tauchte zunächst die mit ihrem violetten Hut etwas eigenwillig gekleidete Tourmanagerin auf, um den Funk-Altmeister und seine hochkarätig besetzte Truppe anzukündigen und schon wenige Augenblicke später löste Parker sein Versprechen "98 Prozent Funk, 2 Prozent Jazz" zu einhundert Prozent ein. Von Anfang an machten die insgesamt sieben Herren und Damen ordentlich Druck, allen voran Maceo Parker mit seinem Altsaxofon, der es sich nicht nehmen ließ, erst einmal ein paar Hände in der ersten Reihe zu schütteln, ehe er in sein Horn blies. Und dabei macht ihm niemand etwas vor. Knackig, jung, und immer genau auf den Punkt kommen seine Parts daher. Auch seine Stimme scheint wie gemacht zu sein, über die Liebe zu singen. Nicht über die schwülstige und kitschige Liebe, sondern die heiße und leidenschaftliche Variante - und auch das Publikum bekommt davon was ab: "We! Love! You!”, betont er ein um andere Mal, und die Ausrufezeichen gehören zu dieser Aussage dazu wie Parkers heitere Art, die im Publikum überaus gut ankommt. Und das sogar bei den vermutlich jüngsten Gästen. Denn drei Jungs aus der ersten Reihe standen auf einmal auf der Bühne und tanzten und sprangen begeistert zu den funkigen Klängen. Da grinste Parker von einem Ohr zum anderen und ließ selbst die Hüfte kreisen.

Wenngleich Parker Dreh- und Angelpunkt des Konzerts war, seine Musiker bekamen trotzdem reichlich Platz zur freien Entfaltung - Stichwort zwei Prozent Jazz. So bearbeitete Keyboarder Will Boulware minutenlang seine Tasten, ebenso wie die unglaublich energiegeladene Schlagzeugerin Nikki Glaspie ihre Trommeln und Becken, um dabei so ein faszinierendes Solo hinzulegen, dass jedem im Publikum die Ohren klingelten. Ein hämmerndes Bass-Solo von Rodney "Skeet" Gurtis durfte ebenfalls nicht fehlen. Darline Parker, Maceos angeheiratete Nichte, üblicherweise für den Backgroundgesang zuständig, hatte mit Ben E. Kings Klassiker "Stand By Me" ihren großen Soloauftritt, originell assistiert von Parker, der dabei ausnahmsweise zur Querflöte griff.

Eine gehörige Portion Selbstironie, aber auch tief empfundene Bewunderung bewies Parker bei seinem Tribut für Ray Charles, indem er einen von dessen Songs intonierte und dabei - ganz stilecht mit schwarzer Sonnenbrille auf der Nase - die charakteristischen Bewegungen der 2004 verstorbenen Soullegende imitierte. Nach dieser Ballade wurde die Taktzahl aber wieder deutlich erhöht, und sie sollte es bis zum Schluss des rund zweistündigen Konzerts bleiben. Auf alle Fälle ein Höhepunkt der diesjährigen Rother Bluestage.