Eckmannshofen
Robin Hood als König vom Landeck

Beim zwölften Orientierungslauf der Freien Wähler sorgt ein etwas anderer "Zapfenstreich" für Spannung

11.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:27 Uhr
  −Foto: Leykamm

Eckmannshofen - Das Dutzend ist voll: Beim zwölften Orientierungslauf der Freien Wähler Thalmässing haben sich die Veranstalter ordentlich ins Zeug gelegt.

Satte zehn Stationen gilt es zu meistern, auf einer Strecke von über sechseinhalb Kilometern. Und das bei Temperaturen, die schon zum Start am Vormittag in Richtung 30 Grad klettern. Doch der Weg führt vornehmlich durch den Wald, wo es sich gut aushalten lässt.

Erst aber gilt es bei der Veranstaltung im Rahmen des Ferienprogramms des Marktes, sich von Eckmannshofen zu einem Waldrand aufzumachen und dort die schöne Aussicht zu genießen. Von diesem südlichsten Zipfel des Landecks lassen sich gleich acht Thalmässinger Gemeindeteile erspähen. Sie alle wollen gewusst und die Entfernung per Luftlinie möglichst gut geschätzt werden. "975 Meter sind es bis Appenstetten, 3,15 Kilometer bis Landersdorf", verrät es nach dem Lauf Torsten Hahn, der nicht nur diesen Posten betreut, sondern auch für Notfälle zu Hilfe eilt, falls sich mal jemand zwischen den Bäumen verläuft. Im Falle eines Falles steht ein Jeep bereit.

Die zu Fuß unterwegs sind, haben die Wahl: "Vielleicht tut es ja doch auch die Abkürzung mit nur gut dreieinhalb Kilometern? " Denkt sich so mancher. Oft fällt die Entscheidung während des Weges. Und hängt zumindest wohl ein bisschen davon ab, wie durchschlagend die Erfolge vor allem an jenen Stationen sind, die Geschick erfordern.

Wie beim "Moggerla-Werfen". Hier darf in der Sonne geübt werden, ernst wird es dann zum Glück im Schatten. Leopold Loy geht mit seinen vier Jahren tapfer voran, bevor sich auch die Eltern Friedrich und Stephanie ans Zielen wagen. Mit einem herrlichen Kunstwurf kann Töchterchen Ronja aus dem "Off" punkten. "Da habe ich wohl den Namen der Station falsch interpretiert", schmunzelt Andreas Wiedmann aus Eysölden, der sich unter "Zapfenstreich" etwas anderes vorgestellt hat. In der Tat: Nach Frühschoppen oder Dämmerschoppen sieht das hier nicht aus. Dafür gibt es kurz darauf Häppchen und fröhliches Raten von zusammengesetzten Begriffen. Jener, der den Familienvater auf die falsche Fährte geführt hätte, hätte da auch gepasst. Doch es sind fast ausschließlich Blumen, die sich da aus je zwei Worten zusammenfügen: Blauregen, Mädchenauge oder Schafgarbe sind gesucht. Mit der Walnuss gesellt sich auch ein Baum dazu. Hier trumpfen die Damen auf: Ehefrau Barbara Wiedmann sowie die beiden Töchter Hanna (13 Jahre) und Laura (9).

Weiter geht es durch den Wald und dabei immer schön auf die Wurzeln achten. Teils wird es richtig unwegsam, weswegen der Lauf schon in der Einladung als "bedingt kinderwagengeeignet" betitelt ist. Aber dann kommen die Kleinen eben im Tragetuch mit. Mit die jüngste "Teilnehmerin" ist die gut einjährige Johanna aus Aue. Sie kaut genüsslich auf ihrer Breze weiter, als sie mit sehr großer Hilfe von Mama Judith Körner behutsam über die "Slack Line" balanciert. "Drauf hocken kann doch jeder", meint darauf Brigitte Lehmeyer. Denn hier gilt es verschiedene Disziplinen zu bewältigen. Eine davon ist das bloße Sitzen auf dem Seil. Allerdings ohne Bodenkontakt der Füße, was im Fall der Landersdorferin zu einer weichen Landung auf dem Waldboden führt. Ehemann Jörg schreitet indes mit Hilfe seiner Frau und der drei Söhne Simon (14 Jahre), Max (12) und Lukas (9) recht geschickt den gespannten Strick entlang.

Kurz darauf wird es einfach tierisch: Am Kuhmodell darf gemolken werden. Landwirt Werner Eckerlein ist hier zur Stelle. "Eine Kuh gibt am Tag 25 bis 40 Liter", wie er erklärt. Da wird Familie Erdmannsdörfer aus Aue schon etwas schwummrig. Ob sie das in den vorgegebenen drei Minuten schaffen? Natürlich nicht. Braucht es aber auch nicht. 1200 Milliliter tun es auch - im Verhältnis zur Zeitspanne ein Spitzenwert. Nicht nur die Eltern Gisela und Lothar, sondern auch die Kinder Kirsten (13 Jahre), Sophia (11) und Manuel (8) haben sich auch richtig reingehängt. Zum Ende wird dann auch noch scharf geschossen. "Robin Hood - der König vom Landeck". So nennt sich die zehnte Station, bei der die Teilnehmer zu Pfeil und Bogen greifen dürfen. Aber sich nicht zu früh freuen sollten, wenn sie "ins Schwarze" getroffen haben. Denn diese Farbe hat hier nicht das Innerste der Zielscheibe, sondern der äußere Rand. Ebenso darf ein Dosenstapel ins Visier genommen werden. Einmal krachen sogar alle Neune nach einem einzigen Schuss zu Boden.

Jägerstände finden, Fragen zu Ölfrüchten beantworten, Wissenswertes über effiziente Energienutzung erfahren - der Orientierungslauf erweist sich auch in seiner zwölften Auflage als äußerst abwechslungsreich. "Dabei steht am Anfang immer ein weißes Blatt Papier", so der Vorsitzende der Freien Wähler Thalmässing, Karl Kirschner. Während Ehefrau Rosalinde sich schon daran macht, Steaksemmeln und Kuchen zu verteilen. Urkunden gibt es am Ende für alle 58 Teilnehmer, die sich auf 15 Familien verteilen - auf Platzierungslisten wird bewusst verzichtet.

HK

Jürgen Leykamm