Thalmässing
Rechnung mit lauter Unbekannten

Fehlende Planungssicherheit macht Blick in die Zukunft der Schule schwierig

10.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:36 Uhr
Einen Volltreffer zu landen bei der Weiterentwicklung von Schule und Hort, ist für die Kommune derzeit unmöglich. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Selbst ein Rechengenie hätte bei dieser Gleichung, die nur aus Unbekannten besteht, den Bleistift geworfen: Wie die Grund- und Mittelschule zukunftssicher weiterentwickelt werden kann, konnte der Marktrat in seiner jüngsten Sitzung nicht festschreiben, ohne die politischen Pläne in Bezug auf Ganztagsbetreuung zu kennen. Mit der Entscheidung, das Untergeschoss der neuen Sporthalle auch als Mensa nutzbar zu machen, hat das Gremium aber zumindest eine Variante ausgefüllt.

Ein Bündel Fragezeichen hat Schulleiter Ottmar Misoph am Dienstagabend dem Marktrat serviert: Allerdings nicht aus Freude am Knobeln, sondern aus Mangel an Antworten. Denn die Frage, wie die Grund- und Mittelschule Thalmässing und mit ihr der Hort weiterentwickelt werden kann, hängt davon ab, wo die künftige Regierung in Sachen Ganztagsbetreuung hinsteuert. Die Fakten und Zahlen des Ist-Zustandes, die der Rektor und Bürgermeister Georg Küttinger zu der Diskussion beisteuern konnten, waren aber recht positiv.

Hatte die Kommune noch vor wenigen Jahren Angst um den Bestand ihrer Schule, so ist sie heute mit 200 Grund- und 120 Mittelschülern gut besucht. Und die Zahlen sind laut Misoph recht stabil, sogar mit einer Erhöhung sei aufgrund der Ausweisung von Baugebieten zu rechnen. Nach dem Unterricht gibt es für die Mittelschüler verschiedene Angebote wie Schulgarten, Imkerei, Hip-Hop oder Nähen, Kunst und Judo im Rahmen des offenen Ganztagsangebots. Dieses Angebot werde, so Misoph, gut genutzt. Die Grundschüler aus den Schulstandorten Thalmässing und Eysölden werden nach dem Unterricht, so weit es gewünscht ist, im Hort betreut. Der ist erst vor zwei Jahren eingeweiht worden und jetzt schon mit 50 Kindern voll belegt. Ein Viertel aller Eltern nutzt diese Form der Betreuung, die im Gegensatz zum Ganztagsangebot aber kostenpflichtig ist. "Steigt dieser Anteil auf 40 Prozent, bräuchten wir schon 80 Plätze", rechnete Misoph vor. Als die Hortbetreuung vor einigen Jahren initiiert worden sei, habe man absolut nicht absehen können, dass der Bedarf einmal so hoch sein werde. Und auch heute könne man nicht sagen, wo die Reise bei den Anmeldezahlen hingehe.

Die Zukunft des Hortes hängt davon ab, ob die Politik die Einführung der Ganztagsbetreuung an Grundschulen fordere. Bei einer offenen Ganztagsbetreuung - parallel zum bereits bestehenden Angebot für die Mittelschüler - müssten die Eltern nichts mehr bezahlen. Allerdings gebe es diese Betreuung nur von montags bis donnerstags und auch nur bis 16 Uhr. Der Hort hingegen betreut die Kinder an fünf Tagen bis 17 Uhr und auch in den Ferien. Wenn diese offene Ganztagsbetreuung komme, werde der Hort wohl nicht zu halten sein.

Noch gravierender wäre der Einschnitt bei der Einführung der gebundenen Ganztagsbetreuung. Denn die wäre verpflichtend für alle Schüler. Zudem setze die Betreuung dann nicht erst nach dem Unterricht ein, sondern bringe einen ganz anderen Rhythmus des Schultages. Das wiederum könne nicht für zwei Grundschulstandorte geleistet werden und würde dann das Aus für den Standort Eysölden bedeuten.

Beide Varianten sind für Misoph "ein massiver Angriff auf den Hort". Was geschehe dann mit den Kindern, die freitags, täglich bis 17 Uhr und in den Ferien eine Betreuung bräuchten, fragte er. "Die Entwicklung geht auf jeden Fall Richtung Ganztagsbetreuung. In welcher Form wissen wir nicht." Auf jeden Fall stehen derzeit die Erweiterung des Hortes und die Einrichtung einer Mensa im Raum. Derzeit werden jeden Tag 60 bis 70 Mittagessen ausgegeben, bei einem gebundenen Ganztag im Grundschulbereich steige die Zahl auf 200 Essen täglich. Der Platz im Schulgebäude reiche dann nicht mehr aus. Angesichts dieser vielen offenen Fragen sagte Misoph zu den Mitgliedern des Marktrats: "Ich bin froh, dass ich nicht auf der anderen Seite des Tisches sitze."

Die andere Seite des Tisches hat sich aber schon einiges überlegt, so Bürgermeister Georg Küttinger. In der neuen Sporthalle wird es im Untergeschoss viel Platz geben, weil der Schützenverein die Räume nicht - wie ursprünglich eigentlich geplant - nutzen will. Wenn diese Räume nicht gebaut würden, würde das, so der Planer, wegen der Hanglage des Bauvorhabens nicht viel Geld sparen. Diese Fläche - so groß wie die alte Turnhalle - könnte man tagsüber als Mensa sowie abends für Veranstaltungen wie Jubiläumsfeiern, Heimatabende oder Theateraufführungen nutzen. Zudem könnte hier die Tischtennisabteilung trainieren. Um den gesetzlichen Anforderungen für diese Mehrzwecknutzung zu entsprechen, müssten eine bessere Beleuchtung, Belüftung und Akustik schon jetzt eingeplant werden. "Damit wäre dieser Raum regelmäßig gut ausgelastet", stellte Georg Küttinger die Synergieeffekte heraus. Dieses Erdgeschoss sei zudem unabhängig vom Rest der Sporthalle nutzbar. Diese multifunktionale Nutzung soll nun in die Planung für die Sporthalle, mit deren Fertigstellung in drei bis vier Jahren gerechnet wird, einfließen. Darauf einigte sich das Gremium einstimmig.

Andrea Karch