Roth/Hilpoltstein
Rathaus, Reiter und Reliefs

Mitglieder des Freundeskreises Brentwood erkunden die Weltkulturerbestadt Bamberg bei einer Führung

17.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:41 Uhr
Bei einer gemeinsamen Stadtführung erfahren die Mitglieder des Freundeskreises Brentwood viel übr die Bamberger Geschichte. −Foto: Klier

Hilpoltstein (HK) Erst vor wenigen Wochen hat der Freundeskreis Brentwood aus dem Landkreis Roth die britische Partnerstadt besucht. Jetzt hat die Vorsitzende Anne Klier zu einer Fahrt in die Weltkulturerbestadt Bamberg eingeladen und Irene Heckl hat vor Ort eine Stadtführung organisiert.

Erstes Ziel war die Gärtnerstadt. Bundesweit sind Anbauflächen inmitten einer Stadt einmalig. Süßholz und Zwiebeln gehören zu den Erzeugnissen. Die Gewinnung von Zwiebelsamen brachte den Bambergern den Spitznamen Zwiebeltreter ein. In diesem Stadtviertel liegt auch das 1352 gegründete Dominikanerinnenkloster "Zum Heiligen Grab".
Beim Gang durch die Altstadt kam die Gruppe an etlichen Wirtshäusern mit eigener Brauerei vorbei. Kunstvoll gestaltete Wirtshausausleger luden zum Besuch ein. In der Region Bamberg soll es rund 700 Braustätten geben. Das "Aecht Schlenkerla Rauchbier" ist eine bekannte Bamberger Spezialität. Die Bezeichnung Schlenkerla geht angeblich auf einen ehemaligen Wirt zurück, der einer Legende zufolge beim Laufen aufgrund einer Hüftverletzung mit den Beinen "schlenkerte".

Eine weitere Besonderheit ist das alte Bamberger Rathaus, das wie ein Schiff von den Wassern der Regnitz umströmt wird. Der Sage nach soll sich der Bischof geweigert haben, Grund für den Bau des Rathauses abzugeben. Daraufhin sollen die Bamberger Bürger Pfähle in den Fluss gerammt und eine künstliche Insel geschaffen haben. Darauf wurde im 15. Jahrhundert das Rathaus errichtet. Fresken zieren die Fassade, die durch Scheinarchitektur Plastizität erhält. Die Rokokobalkons und Wappenreliefs stammen von Josef Bonaventura Mutschele. Für Erheiterung sorgte dabei immer wieder ein besonderes Detail: Das Bein einer der Putten ragt als Skulptur aus den Wandfresken heraus.
Bamberg wird manchmal mit Rom verglichen, da es ebenfalls auf sieben Hügeln errichtet wurde. Einer davon, der Domberg, wird vom mächtigen Kaiserdom beherrscht. Kaiser Heinrich II. legte dazu im Jahre 1012 den Grundstein, sodass die Bamberger vor wenigen Jahren das tausendjährige Domjubiläum feiern konnten. Zwei Mal brannte der Dom im Laufe seiner Geschichte ab. 1237 wurde er in seinen heutigen Ausmaßen erneut geweiht. Die spätere Barockisierung wurde im 19. Jahrhundert auf Initiative des bayerischen Königs Ludwig I. rückgängig gemacht, sodass der romanische Charakter wieder in den Vordergrund trat. In seinem Inneren, hoch oben an einer Säule, thront die Skulptur des Bamberger Reiters. Noch immer wird gerätselt, wer mit diesem sagenumwobenen Reiterstandbild dargestellt ist.

In einem Hochgrab ruhen die Gebeine von Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kaiserin Kunigunde von Luxemburg, dem einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaar des Heiligen Römischen Reichs. Die von Tilman Riemenschneider gefertigten Reliefs erzählen aus dem Leben der Beiden. Unter anderem berichten sie, wie Kunigunde als Beweis ihrer Unschuld über glühende Pflugscharen gehen musste. Eine dritte Besonderheit ist das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. Hinter dem Bischofsstuhl, der Kathedra, hat im Westchor der einstige Bamberger Bischof Suidger und spätere Papst Clemens II. seine letzte Ruhestätte gefunden.
Über den imposanten Domplatz, auf dem 600 Jahre deutscher Baugeschichte sich ein Stelldichein geben, führte der Weg anschließend in den Rosengarten mit seinen 4500 Rosenbüschen. Von dort gab es einen tollen Blick über die Bamberger Altstadt mit ihren imposanten Giebeln, Fassaden und Kirchtürmen.
 

Manfred Klier