Roth
Offroader unter Strom

Konstruktionsprojekt der Technikerschule beweist Geländegängigkeit von Elektrofahrzeugen

08.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:15 Uhr
Kleine E-Offroader, große Steigung: Die Konstrukteure der Technikerschule haben bei ihren Fahrzeugen ganze Arbeit geleistet. −Foto: Tschapka

Roth (tis) Ein gutes Jahr lang haben vier Teams der Abschlussklasse der Technikerschule für Fahrzeugtechnik und Elektromobilität am Berufsschulzentrum Roth an ihrer Projektarbeit geschweißt, geschraubt und gebastelt.

Herausgekommen sind vier geländegängige Elektrofahrzeuge, die zuerst konstruiert und dann gebaut werden mussten. Dabei durfte eine Budgetgrenze nicht überschritten werden.

Die Spezifikationen standen in einem Lastenbuch, das die Projektleiter Andreas Deinhardt (Leiter Technikerschule) und der stellvertretende Schulleiter Andreas Betz geschrieben haben. Neben der Geländegängigkeit war darin unter anderem gefordert, dass mindestens zwei Räder angetrieben werden müssen, eine bestimmte Bodenfreiheit eingehalten wird, und - das wichtigste Kriterium - das Gefährt darf nur mit Strom betrieben werden.

Im Nutzfahrzeugzentrum der Berufsschule wurden die vier Flitzer jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt und danach im Hof auf Herz und Nieren getestet. Zuvor lobte der Leiter der Berufsschule, Michael Greiner, alle Teilnehmer des Konstruktionsprojekts für ihre Arbeit, und betonte das große Interesse der Wirtschaft an den Absolventen der Technikerschule, bei der seit ihrer Gründung im Jahr 2012 immer das praktische Arbeiten im Vordergrund stehe. Begeistert zeigte sich auch die stellvertretende Landrätin Hannedore Nowotny, wenngleich sie bei den anschließenden Testfahrten lieber den Konstrukteuren den Vortritt lassen wollte.

Natürlich habe es im Lauf des Jahres auch Rückschläge und Pannen gegeben, das bliebe nicht aus, sagte Projektleiter Deinhardt. "Aber diese Fehler werden als Erfahrung verbucht, und das ist das Wichtigste, was ihr da draußen im Arbeitsleben braucht", gab er seinen Schülern mit auf den Weg. Andreas Betz freute sich, dass alle vier Fahrzeuge rechtzeitig vor dem Tag der offenen Tür der Berufsschule fertig geworden sind.

Danach hatten die vier Teamleiter das Wort und stellten ihre unterschiedlichen Konzepte vor, mit denen sie sich an die Aufgabe herangewagt haben. Das Team "Bulldog Engineering", bestehend aus Thomas Barth, Semih Sentürk, Patrick Wendt, Stefan Angermeyer, Tobias Straub und Rafael Haufen, hatten einen robust wirkenden Offroader konstruiert, zu dessen Besonderheiten unter anderem die Leichtbauweise aus Glasfaser, ein Lenkrad-Schnellverschluss, sowie ein Temperaturmesser für den Motor gehören. Der "E-Rock" vom Team "Dirt-e" (Wjatscheslaw Lemke, Sven Sauerbeck, Christoph Kick, Simon Lehner und Marco Eberle) hatte für eine optimale Geländegängigkeit eine Pendelachse eingebaut. Unter dem Teamnamen "Electric Car Construction" haben sich Daniel Blab, Lukas Vitzthum, Chris Maueröder, Max Lerzer und Christopher Hughes zusammengetan und schickten einen Off-Roader ins Rennen, der es auf stolze 15 Kilometer pro Stunde bringt, das schnellste Gefährt der Präsentation.

Das Quartett komplett machte der "e-Track" des gleichnamigen Teams, bestehend aus Sven Stengel, Kevin Wendt, Patrick Meyer, Kevin Knoll und Christoph Kayr, ein olivgrünes Gefährt mit Kettenantrieb und gepolstertem Sitz, das außerdem raffiniert von innen mit LEDs beleuchtet war. Zur Präsentation der jeweiligen Teams gehörte auch das Vorführen eines kurzen Videos, denn wie in der freien Wirtschaft gehörte es auch zum Projekt dazu, sein fertiges Produkt möglichst werbewirksam in Szene zu setzen. Auch dafür haben sich die Nachwuchs-Konstrukteure einiges einfallen lassen: Sie heizten darin mit ihren Offroadern zu fetziger Musik über Stock und Stein durch Sandgruben, Waldgebiete oder Steinbrüche und filmten die wilden Fahrten zum Teil sogar mit Drohnen aus der Luft. Auch die originelle Schnitttechnik ihrer Videos kam beim Publikum an, das viel Applaus spendete.

Danach wurde es ernst und die vier Prototypen mussten im Freien beweisen, ob sie den gestellten Spezifikationen auch gerecht werden. Auf Bitten von Andreas Deinhardt hatten die Schreiner der Berufsschule eine hölzerne Rampe mit verschiedenen Steigungen von bis zu 54 Prozent gebaut, die die Offroad-Stromer zu bewältigen hatten. Dabei herrschten erschwerte Bedingungen, da es kurz zuvor geregnet hatte, aber in der Regel bewältigten die Fahrzeuge die Hindernisse trotzdem zuverlässig. Danach ging es noch auf einen Parcours, der sowohl im Vorwärts- als auch im Rückwärtsgang bewältigt werden musste. Ganz mutige Testpiloten wagten sich am Schluss ihrer öffentlichen Präsentation sogar in eine überwucherte Mulde am Rand des Schulgeländes, so dass beim versammelten Fachpublikum wirklich keine Zweifel bezüglich der Geländegängigkeit blieben.