Obermässing
Ortssprecher gibt den Schirmherrn

Graupelschauer stören Obermässinger Faschingszug kaum - Bürger werden in der Dorflitanei derbleckt

12.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:49 Uhr
Faschingszug in Obermässing 2018 −Foto: Luff, Volker, Weissenburg

Obermässing (HK) Den Beinamen "heiße Stute" haben die Obermässinger Fosnatniegl ihrer Prinzessin Elke I. verpasst. Beim Faschingsumzug am Sonntagnachmittag konnte sie diese Eigenschaft gut gebrauchen. Das Wetter wollte nämlich nicht recht mitspielen.

"Pünktlich zum Zug kommt der Schnee", rief Thorsten Hundt, der Vorsitzende der Fosnatniegl und Moderator des Zuges in Personalunion. Unterkriegen ließen sich die Obermässinger und ihre Gäste von teils heftigen Graupelschauern aber nicht, im Gegenteil. Ortssprecher Harald Gerngroß schlüpfte gar in eine neue Rolle und gab den Schirmherren: Er schützte das Prinzenpaar Luber während der Dorflitanei vor den dicker werdenden Flocken.

Sieht man vom ungemütlichen Wetter und den vielen Regenschirmen am Straßenrand ab, war eigentlich alles wie gewohnt beim kleinen, aber feinen Umzug durch Gredings größten Gemeindeteil: Die Zuschauer kamen zuhauf, der Faschinxverein Fosnatniegl & Die Wilde 13 präsentierte sich und seine Gruppen bestens - und die Dorflitanei hatte es wieder einmal in sich.

Angeführt wurde der Zug von der Blaskapelle Obermässing, deren Mitglieder das Motto "Mode im Wandel der Zeit" mal mehr, mal weniger prächtig umsetzten. So blies der Mann im feinen Zwirn und Hut neben einem Hippie, der wiederum von zwei Flecklasmännern eskortiert wurde. Dirigent Stephan Neubauer schritt im schneidigen Matrosenanzug vornweg.

Sehen lassen konnten sich auch die Tanzgruppen der Fosnatniegl, wenngleich im Lauf des Zuges auch einmal dicke Winterjacken die sehenswerten Kostüme der Bella Bambinas, der Sama Mir's oder auch der Crazy Chickens verdeckten.

Etwas kommoder hatte es da schon das Prinzenpaar, nicht nur, weil es von zwei Pferden und dem Streitwagen des Luber'schen Haflingerhofs - mit Prinz Claus I. am Zügel - kutschiert wurde. Sondern auch, weil sich die Prinzessin standesgemäß in einen dicken Pelz hüllen durfte. "Ich darf vorstellen", hob Moderator Hundt feixend an, als der Wagen vor dem Grafenwirt in der Dorfmitte vorüberzog: "Die Pferde Alonso und Waschtl." Mit ihnen kämen noch "unsere Nebenbeteiligten, das Prinzenpaar".

Ebenso wie dieses hatten sich auch die Fosnatweiber in Schale geworfen und winkten als Ladys aus dem viktorianischen Zeitalter in die Menge. Selbe Zeit, anderer Ort: Der Wagen aus Österberg griff die angeblich gute Zeit um 1900 auf dem Land auf - noch ohne Stau auf der Autobahn und der täglichen Hektik. "Zünftig in die Arbeitskluft - der Bauer auf dem Acker schuft", so das Motto. Dennoch: Das Essen reichte kaum, um alle Mäuler zu stopfen, war in Reimform auf dem Wagen zu lesen: "Und diese offenbare Erbärmlichkeit nennt ihr die gute alte Zeit?"

Einen Blick in die Zukunft wagte dagegen die Obermässinger Dorfjugend, die den größten Wagen zusammengezimmert hatte: Mit Deutschlandfahne enterten die jungen Leute ein Spaceshuttle der Nasa, um in eine weit, weit entfernte Galaxis vorzustoßen. Auch die Dorfjugend Österberg zog es über den großen Teich, allerdings in den Wilden Westen.

Zur großen Gaudi trugen auch wieder Simone Hundt und Wolfgang Neubauer bei, die allerlei Missgeschicke der Obermässinger gereimt aufs Korn nahmen. Diesmal lieferte sogar der Fasching die erste Steilvorlage für die Dorflitanei. Denn die Wagenbauer aus dem Ort wollten sich auch in Enkering präsentieren. Allerdings trödelten sie auf der Fahrt nach Oberbayern zu stark: "Doch in Enkering - das war nicht der Plan - fängt der Umzug tatsächlich pünktlich an", witzelte Simone Hundt.

Manch einer kommt aber nicht zu spät zum Fasching, sondern verlässt diesen zu einer Stunde, die ihm nicht mehr gut tut. So erzählte man sich auch die Geschichte eines ehemaligen Prinzen, der nachts nach dem Feiern noch eine Dusche genommen hat: "G'hockt war er samt Pinguinkostüm schlafend in der Dusche drin." Zu allem Überfluss auch noch auf dem Abfluss, was zu einem Wasserschaden führte.

Ortssprecher Gerngroß, der nach dem Schmücken des Christbaums in den Kirchturm gesperrt wurde, Bürgermeister Manfred Preischl als notorischer Falschparker entlarvt, die Freiwillige Feuerwehr, die wegen einer vermeintlichen Öllache ausrückt, die sich als Wasserpfütze herausstellt: Missgeschicke gab es genug zu derblecken.

Zwischen den einzelnen Strophen spielte immer wieder die Blaskapelle eine Schunkelrunde, in der sich die vielen Zuschauer ein wenig aufwärmen konnten. "Wir kommen, alle, alle, alle in den Himmel", war da zu hören, "weil wir so brav sind." Diese Behauptung strafte die Dorflitanei Lügen. Andererseits zeigte der Blick nach oben, dass der Himmel mitunter gar kein so lohnendes Ziel ist. Und der Fasching wäre in Obermässing bei lauter braven Bürgern, die sich kein Missgeschick erlauben, sicherlich nicht so lustig.