Heideck
Nur Tropfen auf die trockene Krume

Die jüngsten Regentage lassen die Landwirte im Landkreis Roth kaum aufatmen - Bei weiterer Trockenheit droht Futtermangel

05.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:54 Uhr
Beim Mais ansäen hat es heuer ordentlich gestaubt, wie diese Aufnahme von Lothar Pappenheimer aus dem Cockpit zeigt. −Foto: Pappenheimer

Heideck - Die Trockenjahre im Landkreis reihen sich immer engmaschiger aneinander.

Auch heuer weigern sich nach einem viel versprechenden Februar die Niederschläge, in größerer Menge zu fallen. Die jüngsten Regentage versprachen zwar eine Erleichterung, die aber nur sporadisch eintrat. Bleibt der Boden so trocken, drohen starke Einbußen beim Getreide und Futtermangel. So befürchten es unter anderem zwei Landwirte aus zwei Heidecker Ortsteilen.

Schwarzseherei ist aber weder das Metier von Lothar Pappenheimer (Liebenstadt) noch von Matthias Peter (Laibstadt). Und so wissen sie auch das Gute der aktuellen Situation zu sehen und zu schätzen. "Für den Mais haben die jetzigen Regenfälle schon einiges gebracht", sagen die beiden Landwirte übereinstimmend. Denn der wurde noch gesät, als die Äcker staubtrocken waren. Umso begieriger haben die Saatkörner dann die Tropfen, die sich ihren Weg durch den teils harten Boden gebahnt haben, aufgesaugt und fürs Keimen genutzt. "Wir sind schon froh über jedes bisschen Regen", so Pappenheimer.

Der Weg des Wassers zum Korn wird aber gerade wegen der zunehmend trockenen Jahre problematischer: "Viele Landwirte gehen schon dazu über, den Mais tiefer in den Boden zu säen. Bis zu einer wasserführenden Schicht. Denn so hat die Pflanze im Juni eine größere Chance, sich Wasser aus der Tiefe zu holen", erklärt Peter im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Wasserbilanz ist nämlich über die Jahre immer mehr ins Negative gerutscht, so dass sich auch die Bodenspeicher nicht mehr füllen können. So gilt es für die Pflanzen, immer mehr nach unten zu graben, um an Wasser zu kommen. Eine buchstäbliche Zerreißprobe, unter der auch das Getreide stöhnt.

Doch für Wintergerste und Winterweizen "kam der Regen gerade noch zur rechten Zeit", sagt Matthias Peter, der dabei aber nur für sich sprechen kann. Denn auf den Feldern, auf denen die Getreideentwicklung schon weiter fortgeschritten ist, könnten die spärlichen Regengüsse schon zu spät gekommen sein. "Wir rechnen bei der Gerstenernte heuer mit Einbußen", sagt Lothar Pappenheimer. "Da dürfte der Ertrag relativ schlecht sein. " Beim Weizen und bei den Triticalen (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) "stirbt die Hoffnung noch nicht ganz", fügt er hinzu.

Vieles hängt von der jeweiligen Beschaffenheit des Bodens ab, der in seinem Falle oft lockerer, sandiger Natur ist (erwärmt sich gut, aber hält kein Wasser), bei Peter eher lehmig und schwer (hält das Wasser, erwärmt sich schlecht). Und es kommt darauf an, dass der Regen zur richtigen Zeit fällt. Wüsste der Landwirt genau, wann sich die Schleusen öffnen, könnte er den Saatzeitpunkt perfekt festlegen. So aber wird dies immer mehr zum Pokerspiel, zumal die Regenfälle völlig verschieden ausfallen. Immer öfter bekommt der eine Ort nichts ab, das Nachbardorf dafür umso mehr.

Deswegen fällt auch der Jubel über die Februarniederschläge recht unterschiedlich aus. Besonders gut lassen sich die unterschiedlichen Gegebenheiten anhand der Rapsfelder von Matthias Peter verdeutlichen. Da gibt es einerseits prächtig blühende Felder zu sehen und andererseits welche, die geradezu farblos verkümmern. Dort, wo es an Wasser mangelt, reagiert auch der Raps recht ökonomisch. "Er spart sich einfach die Seitentriebe", so der Laibstadter. "Aber genau die wären für den Ertrag wichtig. "

Wenig Hoffnung gibt es unterdessen beim Grünland. "Unsere Wiesen stehen recht mager da", sagt Peter. Wiesenfuchsschwanz und Löwenzahn, die ansonsten guten Nährwert lieferten, seien schon verblüht: "Die Grasqualität hat unter der Trockenheit stark gelitten. " Ausgeglichen werden kann das vielleicht durch die Bildung von mehr Masse, aber auch dazu braucht es Wasser. "Wir bräuchten wieder mal einen klassischen, lang andauernden Landregen", sagt Pappenheimer, "den haben wir in den letzten drei Jahren schon sehr vermisst. " Stattdessen "gehen wir von einem Trockenjahr in das nächste, das ist das eigentliche Desaster". Die negativen Wasserbilanzen häufen sich, es finden keine Erholungsphasen mehr statt. So werden die Futtermittel immer knapper.

Das bereitet Matthias Peter auch in seiner Funktion als Fütterungsberater Kopfzerbrechen. Mehr Anbau von Zwischenfrüchten könnte ein Lösungsansatz sein. Oder überhaupt stärker auf Luzerne (Schneckenklee) und Kleegras zu setzen. Doch diese beiden wollen nicht gedüngt werden - wohin dann also mit der Gülle, um nicht mit der Düngeverordnung in Konflikt zu geraten? Teurerer Futterzukauf heißt eine andere Option. Schlimmstenfalls "müssen die Kuhbestände verringert werden".

So oder so muss langfristig Mutter Natur selbst aus dem Trockenheitsdilemma helfen. "Wenn es weitere sieben Wochen trocken bleibt, dann sieht es im Landkreis ganz schlecht aus", befürchtet Pappenheimer. Der fehlende Regen sei dabei nur Teil einer größeren Problematik. Denn es fehlten auch Schnee und Frost im Winter. Das wiederum fördere die Populationen von Mäusen und Ungeziefer. Von den überhand nehmenden Wildschweinen gar nicht zu reden, die sich derzeit gerne über die frisch gesäten Maiskörner hermachen. "Die Natur regelt sich nicht mehr selbst", so das nüchterne Fazit Pappenheimers. Den Kopf in den Sandboden will er trotzdem nicht stecken.

HK

Jürgen Leykamm