Hilpoltstein
Nun ruht die Hoffnung auf dem Mais

Ernte im Landkreis Roth entspricht in einigen Bereichen nur der Hälfte des Durchschnitts - So früh wie nie

22.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:01 Uhr
Der Mais sprießt mächtig in die Höhe, wie hier der Größenvergleich mit BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt und Stellvertreter Tobias Volkert (von links) zeigt. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein (lkm) Die Ernte im Landkreis ist weitgehend bereits abgeschlossen. "So früh wie nie" haben die Landwirte die Feldfrüchte eingefahren. Sagen der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Thomas Schmidt sowie sein Stellvertreter Tobias Volkert bei einem Pressegespräch. Die Wetterbedingungen mischten den Terminplan gehörig auf. Das Ergebnis ist dabei alles andere als zufriedenstellend. Nun ruht die Hoffnung auf dem Mais.

Denn der steht noch auf den Feldern und bildet gerade seine Kolben aus. Dabei braucht er vor allem eines: Wasser. Der Regen am vergangenen Wochenende reicht da aber noch lange nicht. Mit den weit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen kam jener Energielieferant bisher gut zurecht.

Sie machten aber dem Getreide schwer zu schaffen, ebenso wie die hohen Temperaturen. Die Einbußen sind enorm. "Der Kornertrag ist teils 30 bis 50 Prozent geringer als in einem durchschnittlichen Jahr", so Schmidt. Noch schwieriger ist die Lage beim Stroh, hier liegen laut den Worten des Kreisobmanns die Erträge sogar bei weniger als der Hälfte des Erwarteten. Und das in einer Zeit, in welcher der Strohbedarf aufgrund des verstärkten Streben nach Tierwohls stark angewachsen ist.

Was das Getreide anbelangt, galt es sich auch noch mit einem unliebsamen Phänomen herumzuärgern: dem Zwiewuchs. Er entsteht, wenn nach langen Trockenphasen Regen die Pflanzen zum Ausbilden von Seitentrieben ermuntert. Damit finden sich dann an einem Halm sowohl ausgewachsene als auch grüne Körner wieder. Das Erntegut wird damit insgesamt feucht und die Ernte problematisch. "Da hilft dann bloß noch länger warten oder trocknen", erklärt Schmidt. Und dann wird es kostenintensiv, nur um schlechte Erträge zu bekommen. Auf die Erzeugerpreise hat die schlechte Erntelage indes keine nennenswerten Effekte. Es gehe nur ganz leicht nach oben. Das Preisniveau "hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert".

Die Witterung hingegen erwies sich heuer alles andere als stabil, sondern hatte einige Überraschungen im Gepäck. Vor allem was die Regenfälle anbelangt. Sie waren so punktuell wie selten zu verzeichnen. Während der eine Ort sich großer Mengen Niederschläge erfreuen konnte, blieb es oft im Nachbardorf zur gleichen Zeit staubtrocken. Doch die Freude auf den Segen von oben wurde oft stark getrübt. Nämlich dann, wenn es hagelte. "Die Landwirte hatten dieses Jahr sehr mit Hagelschäden zu kämpfen", macht Volkert deutlich. Bis zum Totalausfall reichten hier die Folgen.

Dort, wo es nicht regnete, bot sich teils ein unwirkliches Bild. Zum Beispiel Winterweizen, der nicht einmal Kniehöhe erreichte, weil ihm das Wasser verwehrt blieb. Zu alledem kam noch hinzu, dass "heuer alles auf einmal zur Ernte fällig war", so der Vizekreisobmann. Der sonst übliche zeitliche Versatz der Erntezeitpunkte sei nicht eingetreten. Nun also ist so gut wie alles eingefahren, nur auf den Jurahöhen warten noch einige Braugerstefelder aufs Abernten.

Die unterschiedlichen Niederschlagsmengen wirkten sich auch auf die Situation beim Grünland aus. Fiel nach dem ersten Schnitt kein Wasser, verhieß der zweite nichts Gutes. Bald mähen sei jetzt die Devise, damit frisches Gras nachwachsen könne. Das, was derzeit auf den Wiesen stehe, "wird nur noch alt" und könne dann bloß noch als Pferdeheu verwendet werden, von dem es ohnehin schon viel gibt.

Der Mais kämpft derzeit gleichfalls mit der Trockenheit und rollt die Blätter zusammen, um Wasser zu sparen. Dass es bislang wenig davon gab, hat ihn indes nicht gestört. Deswegen sei er "die optimale Pflanze für die sich abzeichnende Klimaveränderung", behauptet Schmidt. Zudem ist sie gegenüber Krankheitserregern eher unempfindlich und es tummeln sich Insekten in den Maisfeldern, wie der Fototermin am Feldrand deutlich macht, bei dem die die beiden Herren einiges aufschrecken, was brummt und summt.

Aber auch ganz ohne Wettereinfluss verändert sich derzeit das Gesicht der Agrarwirtschaft. Die Rapsfläche geht aufgrund der schlechten Erzeugerpreise weiter zurück. Ebenso wirken sich die Anbaueinschränkungen für Leguminosen wie Erbse oder Soja aus, die sich gerne auf ökologischen Vorrangflächen tummeln. Für die Hülsenfrüchte gilt aber dort seit heuer das Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Das sei "gut gemeint, bringt aber in der Gesamtbewertung nichts", meint Schmidt. Denn wolle man solche Flächen dann wieder anderweitig nutzen, sei dann ein umso höherer Aufwand an Pflanzenschutz zu betreiben.