Roth
Neue Heimat für Bilderhauer Clemens Heinl

Umzug von Schwabach nach Roth: Ende April öffnet neues Domizil des Künstlers an der Münchener Straße

12.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:21 Uhr
Matthias Hertlein
  −Foto: Hertlein

Roth - Die Stadt Roth wird sich freuen: Zum 30. April bekommt sie Zuwachs, prominenten zudem.

Bildhauer Clemens Heinl (62) eröffnet auf einem ehemaligen Gärtnerei-Gelände in der Münchner Straße 45 seine neue Werkstatt und einen Ausstellungsraum, verlagert sein künstlerisches Tun und Handeln von Schwabach weg. Kehrt ihr den Rücken. Notgedrungen.

Nach sieben Jahren muss Heinl die Niehoff-Werkstatt an der Fürther Straße in Schwabach räumen, sie wird abgerissen. Die Goldschlägerstadt verliert somit einen ihrer profiliertesten Künstler. "Es ist sehr schade, aber in Schwabach war nichts Passendes aufzutreiben", sagt Heinl.

Bis zum 31.Dezember muss der Bildhauer das Gebäude räumen, auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten ist Heinl schneller als gedacht fündig geworden - in Roth. Eine Kunstinteressierte hatte den Tipp für die neue Bleibe jüngst an den Bildhauer weitergereicht, der Vertrag wird in Kürze unterzeichnet. Die Werkstatt ist insgesamt ein Drittel größer als das bisherige Areal, es gehört einem Bauunternehmer und einem Architekten.

"In Schwabach haben sie mir helfen wollen: Wirtschaftsreferent Sascha Spahic und Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero. Aber es hat sich nichts ergeben", sagt der Bildhauer. "Die Rother kriegen somit einen neuen Künstler. Und ich hoffe, das es auch in Roth weitergeht, mit meiner Kunst. "

Trotzdem ist der Weggang des Bildhauers eine Ohrfeige für jene in der Stadt, die sich Kunst, Kultur und Verdienste an die Fahnen heften. Sozusagen ein Armutszeugnis für Schwabach. Heinl ist als Kultur- und Kulturmeter-Preisträger eigentlich ein Aushängeschild der Stadt. Mit seiner umfangreichen Ausstellung "Unvollendet" im Stadtmuseum mit über 3000 Besuchern rief Heinl großes Echo hervor und verhalf der Kultureinrichtung trotz Corona zum Weiterleben.

Der Kurz-Garten hinter dem einstigen Prell-Areal und die von Goldschlägermeister Herbert Vestner untervermietete Werkstatt-Baracke war Heinls erstes Arbeits-Domizil in Schwabach. 18 Jahre lang. Spektakulär ein Open-Air-Happening am 6. Dezember 1999 bei klirrender Kälte. Von der verstorbene Kultwirtin Margit Franzke bewirtschaftet und mit einem Konzert der Gruppe Gaffers musikalisch garniert. Ölfässer, mit Holzstücken gefüttert, füllten den Kunst- und Kulturgarten mit etwa 150 Besuchern mit reichlich Leben aus. Gerne erinnert sich Heinl: "Das war das Paradebeispiel hierfür, dass man Kunst auch zwanglos auf die Beine stellen konnte, nicht mit Verordnungen. "

Eine weitere Heinl'sche Werkstatt-Station in Schwabach neben dem Niehoff-Gelände war das Dr.-Sasse-Gelände nahe der Kläranlage. Heinls Erinnerung: "Da bin ich sanft entsorgt worden. " Kurios in diesem Zusammenhang: Nach der vollzogenen Kündigung der Räume - die Belegschaft hatte vergebens um den Erhalt der Werkstatt für den Bildhauer gekämpft - erfolgte am Tag der Bleibefrist die überraschende Rücknahme derselbigen telefonisch. Zu spät. Irgendwie assoziiert das Parallelen zu aktuellen Corona-Verwerfungen. "Da wird viel von Kunst gedönst, aber die Hilfe, die Unterstützung verhungert und die Welt hat auch heutzutage noch viel zu viel Angst vorm Gestalten", sagt Heinl.

Das letzte Kunstwerk, das in Heinls Werkstatt auf dem Niehoff-Gelände dieser Tage angefertigt wurde, sind Figuren aus dem Dante-Zyklus "Höllenkreise Nr. 2 Lust". Diese haben am Montag die Reise nach Metz in die Galerie Raymond Banas angetreten. Dort wird ab dem 19. März der 700. Todestag des italienischen Nationaldichters Dante Alighieri mit einer Ausstellung gewürdigt. Auf Vermittlung des Fürther Galeristen Christian Fritsche zeigt dort die Fürther Künstlerin Corinna Smok ihre Zeichnungen "Einblicke in Dantes Inferno" . Heinl ist mit seinen Skulpturen präsent. Da schweben unter anderem bronzierte Figuren durch das Museum.

HK

Matthias Hertlein