Hilpoltstein
Nach der "Ehrenrunde" voll durchstarten

Verspätete Förderzusage des Freistaats verzögert Sanierung der Rother Kreisklinik - Erster Bauabschnitt wird teurer

16.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:24 Uhr
Die Rother Kreisklinik aus der Luft betrachtet: Auf der rechten Seite des Bildes in den Wald hinein wird der Klinikkomplex mit dem Neubau erweitern. −Foto: Luftbild Nürnberg/Hajo Dietz

Hilpoltstein/Roth (HK) Mit rund 120 Millionen Euro ist der Umbau der Rother Klinik das teuerste Projekt in der Geschichte des Landkreises. Eigentlich hätte es heuer schon losgehen sollen. "Doch wir haben eine Ehrenrunde gedreht", sagte Klinikchef Werner Rupp in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses. Der Grund dafür war der Freistaat Bayern, der Roth ein Jahr später als erwartet in sein Krankenhausprogramm aufgenommen hat.

Die Dimension des Vorhabens ist nicht nur für den Landkreis Roth beachtlich, auch im gesamten Freistaat hat der Rother Klinikumbau laut Rupp immerhin das drittgrößte Fördervolumen. Die "Ehrenrunde" habe man allerdings nicht untätig verbracht, so Rupp. "Wir haben zahlreiche Optimierungsgespräche geführt, damit wir wieder 35 Jahre lang zukunftsfähig sind." Zudem habe man sich auch andere Krankenhäuser angeschaut.

Rund 51 Millionen Euro werden nun in einem ersten Abschnitt verbaut, der Ende 2019 beginnen soll. Etwas mehr als 32 Millionen Euro an staatlicher Förderung stehen dafür zur Verfügung. Die restlichen Millionen müssen die Klinik selbst (eine Million) und der Landkreis Roth aufbringen. Eigentlich müsste dieser dem selbstständigen Kommunalunternehmen Klinik nicht unter die Arme greifen. Im Kreistag herrscht aber Konsens, der Klinik keine Schuldenlast aufzubürden. Was im Übrigen schon 1984, als der aktuelle Klinikbau an den Start ging, genauso gehandhabt wurde. "Die politisch Verantwortlichen tun alles, dass die Klinik ihren Handlungsspielraum behält", sagte Rupp. "Alles, was nicht gefördert wird, stemmt der Kreis und nicht die Klinik."

Die vom Freistaat verursachte Verschiebung hat allerdings eine größere Veränderung beim ersten Abschnitt mit sich gebracht, wie Architekt Thomas Wenzel den Mitgliedern des Kreisausschusses erklärte. Dieser erste Bauabschnitt ist ein quadratischer Neubau, der im Südwesten des Gebäudekomplexes entsteht und das Herzstück der Klinik beherbergt. In den vier Quadranten werden die Operationssäle, die Tagesklinik, die Aufwachräume, die Endoskopie, die Entbindungsstation, die Intensivstation und der Bereich "Intermediate Care" untergebracht. Letzteres ist eine Art Zwischending zwischen Intensiv- und Bettenstation. Sowohl für den Intermediate-Care- als auch für den Intensivbereich sind jeweils zehn Betten vorgesehen.

Die Stationen sind mit dem Rest des Hauses auf einer Ebene und hängen an einem Versorgungsstrang. Es werde aber später noch einen zweiten Strang geben, so Wenzel, dass man zum einen den reinen Krankenhausgang und zum anderen einen ambulanten Gang habe. "Bettenschieben und Besucher nebeneinander wird es nicht mehr geben." Neben diesen für den Ablauf wichtigen Neuerungen, wird auch auf eine hohe Aufenthaltsqualität für die Patienten geachtet. "Wir sind das Krankenhaus im Grünen", sagte Wenzel. Überall werde es Lichthöfe geben, die Patienten hätten generell einen Ausblick ins Grüne - auch von den Kreißsälen aus. "Lediglich die Endoskopie bleibt eher im Dunkeln."

Abweichend von den ursprünglichen Plänen werden die kompletten 4800 Quadratmeter des Neubaus unterkellert. Bei den ersten Plänen habe man sich danach gerichtet, was förderfähig ist, verteidigte Wenzel den Schwenk bei den Plänen. Unbestritten sei, dass bei einer kompletten Unterkellerung die komplizierte Technik besser erschlossen werden kann. Ein weiterer Grund sei die Küche gewesen. Diese sei ebenso wie das Krankenhaus in die Jahre gekommen und müsse saniert werden. Das sei allerdings für einen späteren Abschnitt vorgesehen gewesen. "Wir hätten dann allerdings eine Interimsküche gebraucht", sagte Landrat Herbert Eckstein. Das wolle letztlich keiner, zudem wäre die Sanierung der Küche zusammen mit der Interimslösung von den Kosten her vergleichbar mit dem Neubau.

Teuerer wird es trotzdem, da der nun größere Keller mit Mehrkosten von rund 900000 Euro zu Buche schlagen wird. Man habe vieles abgewägt, sagte Wenzel, und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Vor- die Nachteile erheblich überwiegten. Aber: "Die Küche wird nicht vom Freistaat finanziert." Der Eigenanteil des Landkreises am ersten Bauabschnitt wird daher um einiges größer. "Das tut weh, ein teuerer Abschnitt wird noch einmal teuerer", sagte Rupp. Was Eckstein zu der Bemerkung veranlasste, das solle man dem Kreistag schon selbst überlassen, was ihm weh tue.

Statt 13,1 Millionen Euro sind vom Kreis nun fast 18 Millionen Euro aufzubringen. Allerdings sind es bis auf die 900000 Euro keine zusätzlichen, sondern nur vorgezogene Investitionen. Man habe dann aber auch 1300 Quadratmeter zusätzliche Fläche, sagte Eckstein. "Und Räume braucht man immer."

Auch wenn sich die Küche dann im Keller befinde, im Dunkeln werde sie nicht sein, so Architekt Wenzel. Durch die Hanglage bekomme sie Licht. Auch sei der neue Standort lediglich 20 Meter vom alten entfernt. Generell werde im Keller nur die reine Technik "im Dreck sein", auch die ebenfalls unten angesiedelte Sterilisation habe Tageslicht.

Man werde jedenfalls alles dafür tun, dass die Landkreisbürger die bestmögliche, standortnahe gesundheitliche Versorgung haben, sagte Eckstein. Er wies auch auf die Geburtshilfe hin, die ebenfalls Teil der neuen Pläne ist. "Das ist ein deutliches Zeichen an nachfolgende Generationen." Wenn es wie geplant Ende 2019, Anfang 2020 losgeht, wird das neue Herzstück der Klinik 2022 in Betrieb gehen.

Rainer Messingschlager