Hilpoltstein
Musikalischer Ausflug nach Frankreich

Französischer Chanson-Abend im Hof der Hilpoltsteiner Residenz kommt sehr gut an

16.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Charmantes Konzert mit einer charmanten Sängerin: Der Chansonabend mit Dany Tollemer im Residenzhof ist ein Erfolg. −Foto: Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Die Residenz Hilpoltstein war an diesem 14. Juli geschmückt mit der französischen, der deutschen und der Europa-Flagge.

Der 14. Juli ist ein bedeutendes Datum in der Geschichte Frankreichs. Mit dem Sturm auf die Bastille begann 1789 die Französische Revolution mit ihren tiefgreifenden Umwälzungen in ganz Europa. Jedes Jahr am 14. Juli feiert der Arbeitsausschuss der Städtepartnerschaft Hilpoltstein - Seilhac den französischen Nationalfeiertag im Hof der Residenz. Im vergangenen Jahr gab es Live-Musik mit Vertretern der Musikschule Hilpoltstein. Heuer gedachte man mit einem französischen Chanson-Abend dieses Datums.

Die Städtepartnerschaft zwischen Hilpoltstein und Seilhac besteht seit dem Jahr 2000. Irmgard Mulack freute sich über den regen Zuspruch beim Chanson-Abend. Die aufgestellten Bänke und Tische reichten nicht aus und so mussten noch zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden. Bei herrlichem Sommerwetter genossen die Besucher das "französische Feeling" (Mulack) bei französischem Wein, leckeren Gerichten aus dem Nachbarland und bei französischen Chansons.

Für die Musik sorgten die junge Chanson-Sängerin Dany Tollemer und ihr Pianist Andreas Rüring. Die quirlige, humorvolle Sängerin spricht leidlich Deutsch und gab witzige Hinweise zu den Chansons, so dass alle, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, einen kleinen Einblick in den Inhalt der Lieder bekamen.

Dany Tollemer verschlug es beruflich nach Nürnberg, dort lernte sie den Pianisten und Komponisten Andreas Rüsing kennen, der zu ihrem Bühnenpartner wurde. Dieser arbeitet in Nürnberg als Kantor und leitet unter anderem einen Gospelchor.

"Es ist schon eine ganz gute Stimmung hier", sagte Dany Tollemer erfreut, als sie mit ihrem musikalischen Partner die Bühne betrat und den Song "Formidable" von Charles Aznavour anstimmte. Die Sängerin erwies sich als eine sehr präsente Künstlerin, die oft die Bühne verließ, mitten im Publikum sang und ihre Späßchen vor allem mit den Herren der Schöpfung trieb. So schleppte sie einen Fotografen auf die Bühne, der mit ihr - zur Gaudi des Publikums - ein flottes Tänzchen aufs Parkett legen musste.

Gestenreich, tänzelnd und mit viel Charme trug die Chansonette Lieder von Charles Aznavour, Edith Piaf, Jacques Brel und Serge Gainsburg, um nur einige zu nennen, vor. Ihr unbekümmerter Umgang mit dem Publikum kam bestens an und sie schaffte es, die Leute zum Lachen zu bringen. Vor allem der Umstand, dass Dany Tollemer sogar fränkische Wörter und fränkisches Gschmarri drauf hatte ließ jede "Schwellenangst" vor der fremden französischen Sprache vergessen.

Besonders anrührend war das Chanson "Göttingen", das die französische Sängerin Barbara 1964 während ihres Konzertbesuchs in Göttingen komponiert hatte. Es gilt als eines ihrer bedeutendsten und wichtigsten Werke und als ein wesentlicher Beitrag zur Völkerverständigung und Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Dany Tollemer ging auch auf bekannte Klischees über die Deutschen in Frankreich und umgekehrt ein. "Der französische Akzent gilt bei den Deutschen als sexy", meinte sie, "die Deutschen meinen, die Franzosen seien immer gut angezogen, und die Franzosen meinen, die Deutschen trinken viel Bier und fahren dicke Autos. "

Von Göttingen ging es nach Paris. Was lag näher, als mit Joe Dassin "Aux Champs Elysées", die Prachtstraße von Paris zu schwärmen? Die meisten Zuhörer kannten dieses Lied und sangen den Refrain kräftig mit.

Edith Piaf veröffentlichte 1951 das Chanson "Padam Padam". Dany Tollemer interpretierte es vorzüglich. Das Lied erzählt im Taktmaß eines Walzers von den Gefühlen der Sängerin, die von einer Melodie ausgehend den eigenen Herzschlag registriert und diesen nicht mehr loswerden kann.

Liebeslieder von Jacques Brel waren ein wichtiger Bestandteil des Repertoires der Sängerin. "Vom Morgenrot zur Abenddämmerung liebe ich dich", zitierte Dany Tollemer aus Brels Lied der Liebenden: "Du hast dir Liebhaber geleistet, doch man braucht viel Talent, um alt, aber nicht erwachsen zu werden. "

Im Gepäck hatte Tollemer auch den Song "Comment te dire adieu? " (Wie soll ich dir adieu sagen? ), mit dem François Hardy im Jahre 1968 bekannt wurde. Dabei handelte es sich um die französische Version des Songs "How To Say Goodbye To You".

Auch eine Uraufführung erlebte das Hilpoltsteiner Publikum. So stellte die Sängerin eine von ihr komponierte und getextete Mazurka vor. Für den Vortrag und den Tanz auf der Bühne gab es Extra-Applaus.

Von Paris ging es nach Russland, wo sich Gilbert Becaud unsterblich in "Nathalie" verliebte. Dann wieder zurück nach Paris. Hier sang Edith Piaf ihr weltbekanntes Chanson "No, je ne regrette rien" (Ich bereue nichts). Wer beim Chanson-Abend da war, wird es ebenfalls nicht bereut haben. Die Zuhörerinnen und Zuhörer jedenfalls waren begeistert und feierten stürmisch die beiden Künstler.