Hilpoltstein
Mit utopischen Ideen in die Zukunft

Echte Demokratie: Zukunftswerkstatt des Kreisjugendrings lässt den Nachwuchs mitgestalten

04.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:17 Uhr
Bei der Jugendzukunftswerkstatt präsentieren die Jugendlichen viele Ideen und auch noch jede Menge Spaß. −Foto: KJR

Hilpoltstein (HK) Die Jugendlichen im Landkreis Roth haben viele Wünsche. Eine U-Bahn nach Eckersmühlen zum Beispiel, eine riesige Trampolinhalle oder eine Achterbahn durch den Ort. Utopisch? Ja, klar! So sollte es auch sein bei den Jugendzukunftswerkstätten des Kreisjugendrings Roth, die nach 21 Monaten zu Ende gegangen sind.

Jeweils einen Tag lang hatten sich Jugendliche in 14 der 16 Landkreisgemeinden freiwillig getroffen, gehirnt und Ideen entwickelt. Danach gab es eine gemeinsame und meist recht fantasievolle Präsentation vor den Bürgermeistern, Stadträten und Vertretern von Sportvereinen zum Beispiel. Bei einem anschließend "Gallery Walk" kam der Nachwuchs mit den Erwachsenen ungezwungen ins Gespräch.

"Es ist einfach wichtig, sich auf ihre Sicht einzulassen", bilanziert Kreisjugendpflegerin Birgit Lang, unter deren Fittiche die Workshops zur so genannten Jugendzukunftswerkstatt über die Bühne gegangen sind - die letzte vor kurzem in Allersberg. Die Reaktion der Jugend sei eindeutig gewesen: "Toll, dass wir gefragt werden", habe es allerorten geheißen.

Kritik üben, Utopien spinnen, an die Umsetzung gehen, lautete die pädagogische Devise. Das Wichtigste daran: Die Verantwortlichen in Politik und Verbänden - also die Erwachsenen - erfuhren endlich, was den Nachwuchs fast im gesamten Landkreis so umtreibt. Und der wiederum erfährt unmittelbare Demokratie, er wird gehört, darf mitreden und mitentscheiden.

Die Jugendlichen hätten auch ganz bodenständige Wünsche geäußert: zum Beispiel einen Gemüsemarkt im Ort, E-Bikes zum Ausleihen sowie mehr Mülleimer und eine bessere Beleuchtung. Unter dem Strich sei es oft darum gegangen, gefragt zu werden und mitreden zu dürfen.

Die Workshops haben insgesamt 270 Kinder und Jugendliche im gesamten Landkreis erreicht. "Der Beteiligungswille der Jugend ist da", zeigt sich Lang überzeugt. "Mir hat wahnsinnig gut gefallen, wie unvoreingenommen sich die Jugendlichen darauf eingelassen haben", erzählt die Kreisjugendpflegerin. "Sie lassen sich wirklich mitreißen."

Die Kunst sei es nun, diesen Schwung am Leben zu erhalten. Denn die Ideen sollen jetzt in Projekte umgemünzt werden, und da sind nun auch die Gemeinden gefragt. Der Kreisjugendring stößt an, begleitet und berät. "Aber es verlangt auch viel Einsatz vor Ort."

Natürlich hätten viele Gemeinden bereits "tolle Angebote für Jugendliche", weiß Birgit Lang. Aber erstmals seien wirklich die Jugendlichen am Zug gewesen, hätten ihre Vorstellungen einbringen können. Selbst wenn es der Wunsch nach einem U-Bahn-Anschluss gewesen sei. Mobilität, Räume zum Treffen und Jugendveranstaltungen wie Konzerte, Kinoabende, Partys hätten Jugendlichen am meisten auf den Nägeln gebrannt.

In Meckenhausen habe das zur kreativen Idee geführt, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern Vorhandenes besser zu bewerben. Denn das Anrufsammeltaxi (AST), das bisher eher unattraktiv gewirkt habe, präsentieren die Jugendlichen jetzt selbst mit einem Videoclip sowie einem selbst gestalteten Plakat. "Das fährt, wenn bei Bus & Bahn nix läuft", heißt der Slogan dazu.

Auch in anderen Gemeinden tue sich schon etwas. Die Thalmässinger Jugend hat das Bolzplatzhäuschen renoviert, da kamen so viele, "dass sie sich schon fast auf die Füße getreten sind", umschreibt Birgit Lang den Erfolg. Die Heidecker hätten eine Faschingsveranstaltung in Eigenregie auf die Beine gestellt. In Greding haben die Kinder gleich mal das alte Feuerwehrhaus in der Hoffnung inspiziert, dass es sich für den heiß ersehnten Jugendtreff eignen könnte, um nur einige Beispiele zu nennen.

Und dennoch: Nicht in allen Gemeinden wird der Schwung aus den Zukunftswerkstätten herübergerettet. "Man muss die Jugendlichen an die Hand nehmen und viel Geduld haben", appelliert Birgit Lang an die Gemeinden. Der Kreisjugendring, der hier mit dem Verein Erlebenswelt zusammenarbeitet, wiederum vergibt kleine Anschubfinanzierungen in Höhe von 1000 Euro. Die hätten aber noch nicht alle Kommunen abgerufen hätten, bedauert Birgit Lang. Natürlich ließen sich Utopien wie ein Einhornpark oder eine teuere Trampolinhalle nur schwer realisieren. "Aber man könnte doch zum Beispiel wenigstens eine Fahrt zur Trampolinhalle organisieren."

Monika Meyer