Hilpoltstein
Mit offenem Visier sägt hier niemand

Angehende Landwirte messen sich beim Forstlichen Wettbewerb in Roth

20.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:01 Uhr
  −Foto: Tschapka

Hilpoltstein/Roth (HK) 31 Auszubildende haben ihr Können beim gestrigen Forstlichen Wettkampf für angehende Landwirte aus sechs Landkreisen in Roth unter Beweis gestellte. Über den Sieg durfte sich am Ende Stefan Freytag aus Boxlohe/Schwanstetten freuen.

Im Stadtwald unweit des Rother Industriegebiets "An der Lände" hört man schon von weitem das Dröhnen von Motorsägen und immer wieder mal den Ruf: "Baum fällt!" Richtig gefällt wird aber trotzdem keiner, denn es handelt sich um den jährlichen Forstlichen Wettbewerb des Rother Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, an dem sich die 31 Auszubildenden der Landwirtschaft - darunter acht Frauen - in ihrem zweiten Betriebsjahr beteiligen. Und so wird nur an aufgestellten Baumstämmen gesägt, die sich die Teilnehmer dieser Pflichtveranstaltung für angehende Landwirte teilen.

Die jungen Männer und Frauen aus den Landkreisen Roth (8), Weißenburg (13), Nürnberger Land (4), Fürth (3), Ansbach (1) und Forchheim (2) haben im vergangenen Betriebsjahr bereits ihren Motorsägen-Führerschein gemacht und treten nun in verschiedenen Disziplinen mit diesem wohl bekanntesten Werkzeug der Forstwirtschaft gegeneinander an.

Kombischnitt, Fallkerb oder Fällschnitt, immer sind neben Präzision auch die Geschwindigkeit beim Schneiden, das Einhalten der richtigen Reihenfolge der Arbeitsschritte sowie die Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen gefragt. Dazu gehört natürlich auch die vorschriftsmäßige Kleidung, bestehend aus Schnittschutzhose, Sicherheitsschuhen, Schutzhelm samt Visier, und wer vergisst, das Visier herunterzuklappen, dem werden Punkte abgezogen.

Manuel Kipf aus Großweingarten, der in einem Betrieb in Ottmannsfeld (Landkreis Weißenburg) seine Ausbildung macht, vergisst das natürlich nicht und ist am Ende der Fällschnitt-Aufgabe mit seinen 70 von 100 möglichen Punkten ganz zufrieden. Diese Disziplin gehört zu seinen liebsten, denn auch privat greift er hin und wieder zur Kettensäge. Nicht etwa, um Bäume damit zu fällen, sondern um zu schnitzen. "Unter anderem habe ich schon einen Bären und eine Eule damit geschnitzt", erzählt der 20-Jährige.

Die Arbeit mit der Motorsäge macht den größten Teil des Wettbewerbs aus, aber dazu gehören unter anderem auch ein theoretischer Teil mit jeder Menge Fragen rund um Wälder, Bäume und die Forstwirtschaft sowie die Disziplin Pflanzen. So werden am Waldrand mit dicken Handschuhen und einem Hohlspaten in regelmäßigen Abständen Löcher in den Waldboden getrieben und kleine Rotbuchen hineingesetzt, die später für den nächsten Wettbewerbsteilnehmer wieder ausgegraben werden.

Gerade in diesem Jahr keine leichte Aufgabe: "Aufgrund der hohen Trockenheit des vergangenen Sommers ist der Boden sehr hart", sagt Forstrat Peter Tretter, der mit Matthias Köhle vom Landwirtschaftsamt den Wettbewerb organisiert hat.

Aber das ist längst nicht die einzige Auswirkung des Wassermangels. "Bei den jungen Bäumen sieht man es sofort, bei den Altbeständen werden wir die Schäden erst in den nächsten Jahren sehen. Sowohl die Nadel- als auch die Laubbäume werden unweigerlich dürr werden, denn auch wenn die nächsten Jahre wieder regenreicher werden, können sie diesen Wassermangel nicht mehr kompensieren", blickt er in eine düstere Zukunft. Auch das "Mykorrhiza", die Symbiose, die das Pilzgeflecht im Waldboden zusammen mit den Bäumen bildet, sei stark in Mitleidenschaft gezogen. "Wenn es die nächsten Jahre mit der Trockenheit so weitergeht, haben wir großen Anlass zur Sorge", meint Tretter.

Laut BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt gibt es angesichts des veränderten Klimas keine typische Saison für Waldarbeit mehr, die früher in den Wintermonaten von Ende November bis Januar stattfand. Bäume werden nicht mehr nur im Frühjahr, sondern auch im Herbst gepflanzt, in der Hoffnung, die Verluste wegen der Trockenheit zu minimieren. "Die Anforderungen in der Forstwirtschaft steigen. Egal ob Sturmschäden oder Borkenkäferbefall, die Aufgaben müssen dann gemacht werden, wenn sie anstehen, und das ist inzwischen das ganze Jahr über", sagt Schmidt - laut dem auch die steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz immer größer wird und den Forstwirt ganzjährig fordert.

Auch die Nachwuchs-Landwirte werden bei ihrem Wettkampf ordentlich gefordert, aber neben dem vermehrten Wissen gibt es am Ende bei der Siegerehrung im "Hafenstüberl" am Kanal auch viele praktische Utensilien zu gewinnen, die ihnen bei ihrer Arbeit helfen werden. Die Forstbetriebsgemeinschaften Roth, Heideck-Schwabach, Erlangen-Höchstadt, Pappenheim, Weißenburg-Gunzenhausen, Nürnberger Land und Ansbach-Fürth haben für die erfolgreichsten Teilnehmer unter anderem Schutzhelme, Ohrenschützer oder Öl für die Motorsäge gestiftet. Die meisten Punkte beim Forstlichen Wettkampf haben neben Stefan Freytag (290), Dominik Loy aus Gunzenhausen (283) und Tobias Deininger aus Peiting (275) erreicht.

Tobias Tschapka