Rednitzhembach
Mit der "Flotten Finne" durch den "Zwerg-Amazonas"

Die Kahnfahrt in Rednitzhembach blüht dank der beiden Pächter Roland Laschinger und Daniela Okrent auf

20.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:19 Uhr
Ein Ausflug auf der Rednitz ist an sieben Tagen pro Woche zwischen Mai und September möglich. −Foto: Schmitt

Rednitzhembach - Es gibt sie schon ziemlich lange - und trotzdem ist sie neu: Die "Kahnfahrt Rednitzhembach" wurde schon im Jahr 1928 gegründet.

Der Bootsverleih am Betriebskanal der Rednitz gegenüber der Schule steuert damit allmählich schon auf sein 100-jähriges Bestehen zu. Rechtzeitig vor dem großen Jubiläum hat die Gemeinde einen Ausbau spendiert. Damit bricht nun eine neue Ära der Kahnfahrt an.

Entstanden ist ein hochwassergeschütztes und holzverkleidetes Containergebäude, das eine baufällige Holzhütte ersetzte. In dem neuen Bau befinden sich sanitäre Anlagen samt Inklusions-Toilette, zwei Umkleidekabinen und ein Kiosk. Dazu Ruderboote, Kajaks sowie Ausrüstung und Anleitung für Stand-Up-Paddling. Das sind die Angebote der "Kahnfahrt". Nach dem Freizeitsport kann man sich im Liegestuhl auf der großen Sonnenplattform über dem Wasser bei Brotzeit und Getränken erholen. Und dabei ist auch "Surfen" möglich, denn die Gemeinde wird noch für einen kostenlosen Internet-Hotspot sorgen.

Schon in den vergangenen Jahren waren es pro Saison etwa 1000 Ausflügler, die an der Kahnfahrt Rednitzhembach ein wenig Abenteuer und Erholung suchen. "Das hier ist der Zwerg-Amazonas", schildert Pächter Roland Laschinger das Umfeld, wenn die Uferbäume so ausladendes Grün tragen, dass man durch einen Dschungel zu gleiten scheint. Ihm und seiner Gattin Daniela Okrent ist es zu verdanken, dass Gemeinde, Freistaat und Europäische Union hier insgesamt 250000 Euro in die Hand genommen haben, um ein traditionelles Freizeitvergnügen zu modernisieren. Denn 1975 war der Bootsverleih aufgrund schwindender Nachfrage zwischenzeitlich eingestellt worden. 1987 kaufte die Gemeinde dann neue Boote und der Betrieb wurde wieder aufgenommen.

Heute kommen die meisten Besucher aus einem Umkreis von 25 Kilometern. Aber es sind nicht nur Auswärtige da. "Mittlerweile ist die Kahnfahrt auch zu einem örtlichen Treffpunkt geworden", sagt Roland Laschinger, der unter dem Künstlerpseudonym "Doc Knotz" in der Region als Blues-Musiker besser bekannt sein dürfte als unter seinem bürgerlichen Namen. Als Hauptgrund für die zunehmende Frequenz aus dem unmittelbaren Umfeld sieht Laschinger vor allem das Gaststättensterben in der Gemeinde. Als äußerst einfallsreich haben sich die Rednitzhembacher auch bei der Suche nach einem populären Namen für das neue Angebot erwiesen. Nach der Eröffnung wird man sich auf ein Bierchen in der "Hembacher Hafenkneipe" treffen, ist bereits zu hören.

Allerdings geht es bei der "Kahnfahrt" nicht bis Ultimo. "Spätestens um 20 Uhr ist Schluss bei uns. " Das garantiert eine gute Koexistenz mit dem Fischereiverein. Dessen Mitglieder nehmen abends oft Plätze nahe der Kahnfahrt ein. Schließlich beißen die Fische in der Dämmerung am besten. Bei besonders großem Erfolg profitiert das Kahnfahrt-Team sogar. "Manchmal bekommen wir eine Forelle geschenkt", erzählt Laschinger über die Angler.

Laschinger und Okrent haben die Kahnfahrt schon vor sieben Jahren übernommen. Zunächst aber eher ohne allzu großen unternehmerischen Ehrgeiz. Beide sind allerdings ehemalige Wassersportler. "Wir haben Schwimmhäute", sagt Laschinger und lacht. Die 47-jährige Okrent war von ihrem zehnten Lebensjahr an Mitglied des olympischen Ruder-Nachwuchses in der DDR. Laschinger ist in Schwaig aufgewachsen. Dort hat er den Umgang mit dem Kajak im Wildwasser erlernt. "Die Pegnitz war mein Eldorado", sagt der 59-Jährige. Danach war er über viele Jahre hinweg auf Alpenflüssen unterwegs. Somit wuchs nach und nach zusammen, was offenbar füreinander bestimmt war. "In den letzten Jahren haben wir viel investiert", sagt Laschinger über das Projekt in Rednitzhembach, "denn wir wollten es richtig machen. "

Das hat auch die Gemeinde wahrgenommen. "Bürgermeister Jürgen Spahl hat erkannt, dass wir hier Einsatz zeigen und zuverlässig sind. " Vor dem Antritt des Wassersport-Duos war die "Kahnfahrt" trotz formaler Öffnung nämlich häufig nicht besetzt. Laschinger und Okrent haben das geändert. "Das Geschäft funktioniert hier, wenn man die Öffnungszeiten einhält und die Preise vertretbar sind", so lautet Laschingers Erfahrung. Und so entschlossen sich Spahl und der Gemeinderat vor fünf Jahren, die Infrastruktur der "Kahnfahrt" auf neue Beine zu stellen. Etwa zur selben Zeit gründete Laschinger einen Verein. 2016 rief er die "Flotte Finne" ins Leben. Damit brachte er die Jugend aufs Wasser. Der Wildwasserspezialist lehrte sie, sicher mit Kajak und Kanu umzugehen und brachte ihnen die Feinheiten des richtigen Paddelns bei. Vor allem die Trendsportart Stand-Up-Paddling zog die Jugend an. Heute hat die "Flotte Finne" gut 70 Mitglieder. Einmal pro Woche findet Training für den Nachwuchs statt. Daniela Okrent besitzt schließlich ein Trainerzertifikat der "American Canoe Assosiation".

Regelmäßige Trainingslager im Ausland gehören ebenso zum Flotte-Finne-Repertoire wie der Kampf um Meisterehren auf dem Betriebskanal. Das sichert auch die Öffnungszeiten an der "Kahnfahrt". Noah Kasseckert, Philipp Beck und Johannes Spieß sind 17, 18 und 19 Jahre alt. Bei der "Flotten Finne" haben sie gelernt, wie sicherer Wassersport für Hobby-Paddler aussehen muss. "Ohne sie könnten wir hier nicht arbeiten", lobt Laschinger das Trio. Ohne ihre exakte Einweisung und ohne Schwimmweste darf niemand aufs Wasser.

Als Gründungsmitglied der "Flotten Finne" war es auch Daniel Nagl aus Schwanstetten, der dem Wassersport im Landkreis Roth einen Schub verpassen wollte. Der damalige JU-Kreisvorsitzende strebte den Ausbau der Rednitz zwischen Roth und Rednitzhembach zum "Wanderfluss" an. Nagl erarbeitete mehrere Konzeptpapiere dazu, die er mit den Kommunen Roth, Rednitzhembach und Schwabach diskutierte. Sogar ein Antrag für Zuschüsse aus dem Leader-Programm der EU lag bereits auf dem Tisch. Aus der ausgewiesenen und befestigten Paddelstrecke zwischen Roth und Rednitzhembach wurde allerdings nichts, weil regenerative Energie wichtiger ist. In den nächsten Jahren sollen laut Nagl an der Rednitz mehrere Wasserkraftwerke entstehen.

Der "Kahnfahrt" tut das aber keinen Abbruch. Das Projekt fügt sich ein in ein umfangreiches Gesamtkonzept der Gemeinde Rednitzhembach, das gute Rahmenbedingungen für Naherholung im unmittelbaren Umfeld schaffen soll. Im Ortsteil Walpersdorf ist etwa ein Teich ausgebaut und als Wanderrastplatz gestaltet worden. Entlang des Rednitzhembacher Kunstwegs nahe der Feuerwehr ist sogar ein kleines Freizeit-Zentrum entstanden. Am Eingang ins Rednitztal sind am Wanderweg Richtung Büchenbach in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem idyllischen Teich nach und nach ein Minigolfplatz, ein Kneipp-Becken sowie ein Wasser- und ein herkömmlicher Spielplatz angelegt worden.

HK