Thalmässing
Mit dem Steckenpferd an die Whiskeybar

Beim Trödelmarkt am alten Thalmässinger Sportplatz lassen sich Schätze verschiedenster Art entdecken

09.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:33 Uhr
Eine Fülle von Lesestoff - vom bruatlen Thriller bis zum pfiffigen Kinderbuch - findet sich beim Trödelmarkt auf der Decke der Familie Albrecht wieder. −Foto: Leykamm

Thalmässing (lkm) Hier eine schmucke Kinderwanduhr, direkt daneben eine Sammlung von Büchern unter anderem von einer Autorin, die bezeichnenderweise Karin Slaughter heißt.

In ihren Werken werden Menschen Opfer von grausamen Kapitalverbrechen. Der Stand der Familie Albrecht allein verdeutlicht beim Thalmässinger Trödelmarkt am alten Sportplatz den Facettenreichtum des Angebots. Ein Markenzeichen, das zum gemütlichen Entdecken einlädt.

Denn was hier auf den Decken und Tischen zum Verkauf landet, ist beileibe nicht nur das, was Kinder brauchen oder ihre Herzen höher schlagen lässt. Auch wenn es das Team der Mühlbachkrippe ist, das hier das Heft der Organisation in die Hand genommen hat. Vielmehr will es mit dem Geschehen an eine alte Volksfesttradition anknüpfen.

So finden sich in der Angebotspalette von Sandra Albrecht unter anderen ein Autoradio wieder und die Pampers-Aufschrift auf einem Karton erweist sich als Etikettenschwindel. Denn Tochter Helena und Sohn Simon verkaufen fleißig mit, ihr einst geliebtes Spielzeug und Bilderbücher wollen an die Kundschaft gebracht werden.

Ein Stück Geschichte der eigenen Zwillingssöhne lässt sich auch bei den Kleidungsstücken ablesen, die Beate Maurer feilbietet. Trikots feiern mal den FC Bayern, mal den 1. FC Nürnberg - eines mit dem Namen "Reus" verweist auf eine Zeit der Begeisterung für Borussia Dortmund. "Aber diese Phase war sehr kurz", sagt die Mutter lachend, die auch so manche Lederhose des Nachwuchses verkauft. Die sind den Söhnen nämlich zu klein, die neuen fürs Bierzelt sind schon angeschafft.

Ebenso recht divers gestaltet sich die Warenpalette bei Matthias Moßner. Er ist heiztechnisch umgestiegen und verkauft deswegen Heizkörper-Thermostate. Von Barbie auf Lego hat indes die zehnjährige Tochter Maja gewechselt und so tummeln sich Variationen dieser beliebten Puppe in der Freiluftauslage.

Gläser, auch solche zum Einwecken, gibt es reichlich. Bei der Suche nach Spielwaren, Skiern und Geschirr wird man ebenso fündig. Unter den angebotenen Stofftieren lächelt den Stöbernden zudem ein Wiesel an, was bei Autofahrern spontan erst einmal einen negativen Reflex auslöst. Apropos Auto: Sehr gut für den befürchteten Regen gewappnet erweist sich eine Frau, die den Kofferraum als Fläche für ihr Sortiment nutzt. Vorbei an einem Milchschäumer, einem Gemüsezerkleinerer, einem Brotbackautomaten und einem Waffeleisen führt der Weg hin zur - unbestückten - Whiskeybar. "Sie passt einfach nicht mehr in unsere Wohnung, in der nur noch weiße Möbel stehen", sagt Verena Reinecke. So heißt es nach 17 Jahren Abschied nehmen von dem Kulturgut.

Statt Whiskey gibt es nebenan Kaffee und Kuchen im "Wimpel-Café", wie es die Betreiberinnen Rita Schiller und Sabine Schwarz nennen. Eine Wäscheleine voll selbst genähter Wimpel weist nämlich auf die kulinarischen Genüsse hin. Die Gedecke, auf denen sie zum Verzehr landen, werden nicht selten dann auch gleich gekauft.

Liegestühle, Lampenschirme, Landmaschinen (im Miniformat): Jeder entdeckt hier etwas, was er schon lange gesucht hat. Einige Käufer greifen im großen Stil zu. "Da müssten wir doch Mengenrabatt bekommen", sagt eine Kundin. "Und was kostet der ganze Stand? ", setzt ein Mann noch eins drauf.

Im Gegensatz dazu geht eine Mutter ihren Besuch pädagogisch an. "Willst du die Schnecke oder das Handy? ", stellt sie den Nachwuchs vor die Wahl. Beide Gegenstände bietet Walburga Bauer an, die ihre persönliche Trödelmarkt-Premiere feiert. Und das gleich generationenübergreifend - Tochter Katharina Lesch und Enkelin Laura sind ebenfalls mit von der Partie. Ein "armer Student" ergattert sich hier ein Küchenmesser für schlappe drei Euro. Die Veranstaltung könnte für sie zu einem echten Steckenpferd werden, sagt Bauer. Ein solches hat sie übrigens selbst zum Verkauf dabei.