Greding
Mit dem Skalpell auf einen Taxifahrer eingestochen

Brutale Attacke am Zielort Greding - 22-Jähriger aus dem Landkreissüden wird wohl zu einer Haftstrafe zwischen fünfeinhalb und sechs Jahren verurteilt

20.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:10 Uhr
Der 22-jährige Angeklagte und Verteidiger Malte Magold. −Foto: Pelke

Nürnberg/Greding - Weil er versucht hat, einen Taxifahrer nach einer nächtlichen Fahrt von Nürnberger nach Greding mit einem Skalpell zu töten, muss sich seit gestern ein 22-Jähriger aus dem Landkreissüden wegen gefährlicher Körperverletzung mit versuchtem besonders schwerem Raub vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten. Eine wesentliche Rolle soll in dem Fall die schwere Drogensucht des jungen Mannes gespielt haben.

 


An einem Freitagabend im April des vergangenen Jahres soll der Angeklagte kurz nach 23 Uhr am Nürnberger Hauptbahnhof in das Taxi eingestiegen sein. Etwas mehr als 60 Euro zeigte der Taxameter am Ende der rund 45-minütigen Fahrt nach Greding. Weil der 22-Jährige die fällige Rechnung nicht begleichen wollte, lotste er den Taxifahrer am Zielort in eine abgelegenen Seitenstraße. Dort holte er plötzlich aus seiner Sporttasche ein scharfes Messer und versuchte damit auf den Fahrer einzustechen.

Laut Anklageschrift soll der 22-Jährige dabei "Ich bring dich um! Gib dein ganzes Geld her!" geschrieen haben. Mit einer schnellen Armbewegung sei es dem Taxifahrer gelungen, den Skalpell-Angriff zumindest abzulenken. Dank der blitzschnelle Reaktion trug das Opfer anstatt einer schweren Kopfverletzung nur eine vergleichsweise glimpfliche Stichwunde im linken Oberarm davon.

Einiges Glück hatte der Taxifahrer auch, dass die Klinge des Skalpells bei der ersten Attacke abgebrochen ist. Der Angreifer bekam davon aber wohl nichts mit und schlug daher noch mit dem Plastikgriff des Skalpells gegen den Kopf des Taxifahrers, der mindestens drei Wunden am Kopf davongetragen haben soll.

Der Taxifahrer flehte daraufhin den 22-Jährigen an, seine Attacke einzustellen, und bot ihm auch sein gesamtes Geld an. Der Täter ließ daraufhin tatsächlich von seinem Opfer ab. Diesen Moment nutzte der Taxifahrer geistesgegenwärtig, um sich erst abzuschnallen, danach die Alarmanlage des Taxis auszulösen und schließlich aus dem Wagen zu flüchten.

Wohl aus Angst vor der Polizei soll der Angeklagte ebenfalls in aller Eile das Weite gesucht haben. In der Aufregung habe er laut Anklageschrift sogar den Plastikgriff des abgebrochenen Skalpells im Taxi zurückgelassen. Obendrein habe er vergessen, den Geldbeutel mit den Tageseinnahmen des Taxifahrers mitzunehmen. Doch der 22-Jährige hatte an dieser Beute ohnehin nicht viel Freude gehabt: Die Polizei erwischte ihn schnell und legte ihm die Handschellen an. Seitdem wartete der Anklagte in der Untersuchungshaft auf den Prozess.

Zum Auftakt des Verfahrens zeigte sich der noch sehr jugendlich wirkende Mann relativ reumütig. Gleich nach der Verlesung der Anklage schlug Verteidiger Malte Magold ein Rechtsgespräch nach dem Motto "Geständnis gegen Milde" vor. Am Rande der Verhandlung wurde bekannt, dass wohl die harte Drogenabhängigkeit des jungen Mannes für das brutale Verhalten in jener Nacht verantwortlich gewesen ist.

Hinter verschlossenen Türen einigten sich Staatsanwalt Philip Engl und Verteidigung laut Rechtsanwalt Malte Magold auf einen Strafrahmen zwischen fünfeinhalb und sechs Jahren. Der junge Mann müsse nach dem Prozess eine zweijährige Entziehungskur absolvieren, um von den harten Drogen loszukommen. Durch die Anrechnung der neunmonatigen Untersuchungshaft könne sein Mandant nach einer erfolgreich abgeschlossenen Drogen-Entziehungskur im besten Fall ohne weiteren Gefängnisaufenthalt direkt mit einem Neustart seines jungen Lebens beginnen. Das endgültige Urteil soll morgen gesprochen werden.

npe