Hilpoltstein
Mit dem Reserl ins Rennen

Thommy Heider und Beifahrer Hans-Josef Zuckermeier zu Deutschen Amateur Rallyemeistern gekürt

12.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:22 Uhr
Thommy Heider und Beifahrer Hans-Josef Zuckermeier werden in Suhl zu den Deutschen Amateur-Rallyemeister NAVC gekürt. −Foto: Heider

Hilpoltstein/Roth (HK) Der Deutsche Amateur-Rallyemeister NAVC stammt aus Heubühl. Jetzt hat Thommy Heider und sein Beifahrer Hans-Josef Zuckermeier in Suhl ihren Pokal entgegengenommen. Doch es ist beileibe nicht Heiders und Zuckermeiers erster Titel: Sie waren zusammen bereits neun Mal Bayerischer Meister und standen mit der jetzigen Verleihung bereits zum fünften Mal als Deutscher Meister auf dem Treppchen.

Schon beim zweiten Rennen der Saison zur Deutschen Amateur-Rallyemeisterschaft in der Gruppe der seriennahen Fahrzeuge legten beide bei der Fürst von Wrede Rallye in Ellingen eine gute Figur hin: Sie erreichten den 2. Platz. Und das in einem Wagen, den Thommy Heider nur wenige Monate davor komplett neu aufgebaut hat: Einen Renault Clio RS, den er passend zum Seriennamen gleich "Reserl" getauft hat.

Für Heider ein Titel nach langer Zeit. "Ich hatte mit Reserls Vorgängerin Waltraud einfach kein Glück", sagt der 52-Jährige. Dabei war der Audi S2 nicht gerade schwach auf der Brust. Mit 460 PS eine Rakete. Das Problem: "Das Auto hatte in Serie gerade einmal 220 PS und die mehr als der doppelte Leistung hat eben kaum ein Teil lange ausgehalten", so der 52-Jährige. Bei der ersten Rallye hat die Kupplung aufgegeben, dann folgte eine Panne nach der anderen: Zwei mal hat es den Turbo zerlegt, drei Mal das Getriebe, zwei Mal den Motor. "Ich bin nur ein Mal ins Ziel angekommen." Was folgte, waren nach jeder neuen Fahrt Wochen in der eigenen Werkstatt. "Natürlich baust du dann Schritt für Schritt entsprechend bessere Teile ein und der Wagen wird von mal zu mal besser", sagt Heider. Doch richtig glücklich wurde der gebürtige Heubühler mit dem Geschoss nicht. "Egal wo du an den Start gehst, du hast immer im Kopf, dass du eh nicht im Ziel ankommst." Seine beste Zeiten fuhr er deshalb mit den Vorgängerinnen Susi und Irmgard ein.

Wie er auf die Namen seiner Autos kommt? Ganz einfach: Sein erstes Rallye-Auto Susi war ein Suzuki Swift und Waltraud hatte die Autonummer WR2 (was im übrigen für Walter Röhrl steht). Der Wagen dazwischen war ein 2er-Golf GTI. Da musste er sich nicht einmal einen eigenen Namen überlegen. "Für den hab ich eine gebrauchte Stoßstange gekauft und da stand hinten ,Irmgard' drauf."

Rallyes zu fahren ist Heiders Leben. "Ich hatte schon mit acht Jahren mein erstes Motorrad, einen Yamaha mit 50 Kubikzentimer." Ab 14 ist er Motocross gefahren, ab 18 folgten Cross-Slalom, Straßenslalom und Bergrennen. "Mein Vater ist nie selbst Rallyes gefahren, aber meine Eltern haben mich von Anfang an unterstützt." Und auch seine Frau Silvia steht hinter ihm, muss es aushalten, wenn er abends und an Wochenenden stundenlang in seiner Werkstatt steht und schraubt.

Was er sich übrigens Stück für Stück selbst beigebracht hat. Denn Heider ist zwar gelernter Automechaniker, doch Rennwagen zu bauen, ist eine Klasse für sich. Beifahrer Hans-Josef Zuckermeier stand ihm immer mit Rat und Tat zur Seite. "Er hat daheim sogar die Maschinen, um Zylinderköpfe zu schleifen", sagt Heider.

Eine harte Bewährungsprobe stand Heiders Frau Silvia allerdings mit seiner neuesten Errungenschaft und dem jetzigen Siegerwagen, dem Reserl, bevor. "Ich hab ihr gesagt, dass ich für sie ein Auto kaufe", sagt Heider. Er wusste genau, dass er sonst mit dem Wunsch nach einem weiteren Rennauto nicht durchgekommen wäre. "Zweimal hat sie damit zur Arbeit fahren dürfen. Dann hab ich gebeichtet, für was ich das Auto wirklich will." Die Strafe folgte auf den Fuß: "Ich musste meinen 528er-BMW verkaufen."

Und er stand wieder in der Werkstatt. "Du brauchst ein anderes Fahrwerk, andere Bremsen, andere Sitze, und sogar ein anderes Lenkrad ohne Airbag." Übrigens ist die Anpassung der Elektronik ein schwieriges Unterfagen. ABS, ESP und Airbags komplett auszuprogrammieren ist bei neuen Autos kaum mehr möglich. "Nur wenn du nachweist dass du damit Rallyes fährst und das Okay vom Hersteller hast, macht dir sowas ein Händler", sagt er.

Der Umbau kostet zudem richtig Geld. "Aber ich habe seit vielen Jahren einen Sponsor aus Georgensgmünd, der mich immer und immer wieder unterstützt", sagt Heider. Nein, nicht mit Geld. "Aber ich bekomme Teile für den Umbau geschenkt oder muss nur einen Bruchteil zahlen", sagt er. Auch die ständigen Rallyes kosten Geld. Für Material wie Regen-, Schotter- und Rennreifen und natürlich für die Startgebühren.

500 Euro Startgebühr ist übrigens normal. Was der Sieger bekommt? "Einen Händedruck, einen Pokal, das wars." Und trotzdem: Thommy Heider und Hans-Josef Zuckermeier strahlen bei der Siegerehrung in Suhl mit ihrem neuen Pokal in Suhl um die Wette.

Kai Bader