Heideck
Mehr als nur ein geschichtlich wertvolles Juwel

Bischof Hanke betont in Heideck die Rolle der "Kapell" für Gottesdienste, Einkehr und Gebet - Enttäuschte evangelische Pfarrerin

17.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:37 Uhr
Zum Abschluss des Festgottesdienstes überreicht Pfarrgemeinderatsvorsitzender Sebastian Streb ein von Traudl Schmidt gefertigte Kerze mit einer Abbildung der "Kapell" an Bischof Gregor Maria Hanke. −Foto: Herler

Heideck (HK) Beim Höhepunkt der Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr "600 Jahre Heidecker Frauenkirche" hat sich am Sonntag einmal mehr zeigt, wie sehr die Heidecker Gläubigen - und zwar aus beiden Konfessionen - "ihre" Kapell - lieben.

Zahlreich kamen sie zum Pontifikalgottesdienst mit Bischof Gregor Maria Hanke und der sich anschließenden weltlichen Feier in der Stadthalle.

Zuvor hatte sich ein langer Festzug mit vielen Fahnenabordnungen und Vertretern von Vereinen und kirchlichen Organisationen formiert. Unter den Klängen der Stadtkapelle ging es vom Marktplatz durch die Altstadt zur Kirche "Unsere Liebe Frau", wo der Heidecker Kirchenchor dem Festgottesdienst auch mit der Unterstützung von Streichern und Bläsern einen würdigen Rahmen gab.

Geschickt verknüpfte Bischof Hanke in seiner Predigt die Frage, wie wichtig ein altes Gebäude wie die Kapell für eine Stadt wie Heideck und wie wichtig die Kirche in der Gesellschaft sei. "Die Kapell von Heideck hat sich seit ihrer Weihe vor 600 Jahren verändert. Auch die Besucher haben sich verändert. Gleich geblieben ist der Ort als geistliche Heimat für Gläubige vom 15. Jahrhundert bis heute. "

Damit brachte Bischof Gregor Maria Hanke beim Festgottesdienst in der Kapelle "Unsere Liebe Frau" im Wesentlichen auf den Punkt, um was es bei einem Gotteshaus eigentlich gehen sollte. "Sicher ist die Kapell ein Schmuckstück, ein geschichtlich wertvolles Juwel, doch dabei sollte nie vergessen werden, dass es sich nicht um ein Baudenkmal handelt, sondern um einen Ort für Gottesdienste, Einkehr und Gebet. "

Trotz des Wandels im Laufe der Zeit müsse auch das Wesen der Kirche identisch und authentisch sein, denn sie habe zu allen Zeiten ihre Sendung von Christus her zu verwirklichen. Der Weg durch die Zeit sei für die Kirche in einer immer komplizierteren und komplex gewordenen Gesellschaft zu einer großen Herausforderung geworden. Einerseits müsse sich die Kirche und ihre Verkündigung modernem Denken stellen, andererseits könne sie sich der modernen Gesellschaft nicht so anpassen, dass sie ihre von Christus herkommende Identität aufgeben könne.

"Sie braucht wie die altehrwürdige Kapell die Öffnung hin zu den Wegen der Zeit und zu den Menschen, um sie einzuladen. Die Kirche kann nicht die tragenden Mauern aufgeben und einreißen, um dann selbst Teil der Straße zu werden, um selbst eins zu werden mit der Gesellschaft, in die sie doch eigentlich gesandt ist. Die Kirche würde sich selbst aufgeben und überflüssig machen. "

Kirche habe sich immer zu unterscheiden von der Gesellschaft. Die Christen seien in der Welt, aber sie könnten nicht identisch mit der Welt sein. "Rufe nach einer Modernisierung der Kirche und einer Anlehnung an die säkulare Gesellschaft werden gewiss nicht mehr Menschen an die Gemeinschaft der Kirche binden, weil sie sich als Abziehbild der Gesellschaft erübrigen würde. " Vielmehr sollten die Christen Jesus ähnlicher werden. So beginne der Prozess der Veränderung hin zu einem sinnerfüllten Leben jenseits von weltlichen Ziele wie Besitz, Wohlstand, Herrschaft und Macht.

In den Grußworten nach dem Festgottesdienst berichteten Dekan Matthias Ottenwälder, Bürgermeister Ralf Beyer und die stellvertretende Landrätin Edeltraud Stadler von ihren Erfahrungen und Gefühlen beim Betreten der Kapell, die etwas Besonderes darstelle. Ausführlicher wurde die evangelische Pfarrerin Beate Krauß. "Auch wenn diese Kirche eigentlich katholisch ist, so sind doch viele evangelische Christen aus Heideck mit der Kapell eng verbunden. " Deshalb sei die über zehn Jahre andauernde Renovierungszeit, in der keine Gottesdienste in der Kapell möglich waren, für die Gemeinde recht schmerzlich gewesen.

Nach der Wiedereröffnung mit einem ökumenischen Gottesdienst hätten sich leider die Hoffnungen nach einem besonderen, ökumenischen Ort nicht erfüllt. So werde die Kapell heute wieder von beiden Konfessionen getrennt genutzt. "Beziehung hat sich in der Geschichte jedoch immer wieder verändert und kann neu definiert und gefunden werden", sagte Krauß.

Die weltliche Feier in der Stadthalle eröffneten Kinder des katholischen Kindergartens mit Gedichten und Reimen. Der Kinderchor der Grundschule Heideck unter der Leitung von Martina Wirsing trug zwei Lieder vor. Nach dem Mittagessen brachte die Gruppe KlangVoll unter Leitung von Elke Stengel fünf Lieder zur Darbietung. Sockentheater und eine Tanzdarbietung der Ministrantengruppe folgten. Für die Kinder wurde während des Nachmittags Kinderschminken angeboten. Zudem sorgten eine Mohrenkopfwurfmaschine und weitere Spielgeräte für Kurzweil.

Viele Blicke zog das Aufsteigen der vielen Luftballons auf sich, an deren Schnüren Karten mit Segenswünschen für die Finder hingen. Einen würdigen Abschluss des Festtags bildete am späten Nachmittag die Vesper, deren Gestaltung die Laibstädter Schola ChorElai unter Leitung von Irmgard Meier übernommen hatte.

Norbert Herler