Hilpoltstein
Maskierte zwischen Blumen und Bohrmaschinen

Baumärkte in der Region freuen sich über regen Kundenbesuch - Kein Ansturm wie in einigen großen Städten

20.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:31 Uhr
Hier ist schon am Montag Maskenpflicht: Wer die Thalmässinger Firma Dorner besuchen will, darf ohne Mund-Nasenschutz nicht in den Laden. Wer noch keinen hat, kann sich am Eingang einen kaufen (oben). −Foto: Luff/Bader

Hilpoltstein/Greding/Thalmässing/Roth - Eigentlich wäre in den vergangenen Wochen in Bayerns Baumärkten Hochbetrieb gewesen bei Temperaturen um die 20 Grad - eigentlich. Denn seit Mitte März waren Bau- und Gartenmärkte im Freistaat für Privatkunden geschlossen.

 

Seit gestern aber dürfen sie wieder öffnen, so sehen es die ersten Lockerungen der Corona-Maßnahmen der Staatsregierung vor. Die Kunden im Rother Landkreissüden machen davon regen Gebrauch.

Guter Besuch in Greding Obwohl: "Ich hätte fast mit mehr Ansturm gerechnet", sagt Richard Grögel, der Leiter des Obi-Marktes in Greding beim Blick über die Autos, die vor dem Geschäft stehen. Die Stellplätze sind zum größten Teil belegt. Doch die Kunden verlaufen sich im Inneren des Marktes mit seinen 3100 Quadratmetern. "Es ist kein Vergleich zu dem Freitag vor der Schließung", sagt Grögel und lacht. Nach der Ankündigung, dass die Märkte geschlossen bleiben werden, stauten sich die Autos weit in die Straße hinein, "die Kunden haben sich um die Parkplätze gestritten".

Die jetzige Situation hat auch ihr Gutes vor allem mit Blick darauf, dass die Menschen momentan auf Abstand gehen sollen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. "Bislang kommen sie sukzessive", beobachtet Grögel, "das ist gut so." Er komme nicht in die Situation, absperren zu müssen, um nicht zu viele Einkäufer ins Geschäft zu lassen.

Die Obi-Mitarbeiter tragen allesamt Mund- und Nasenschutz. Auch der Großteil der Kunden hat sich solch einen Schutz über das halbe Gesicht gezogen. "Maske?", fragt ein Kunde den Marktleiter am Eingang knapp. "Ja, besser wär's", erklärt Grögel kopfnickend. Also wird sie aufgesetzt. Wer keine hat, kann an der Information im Eingangsbereich eine Einmalmaske kaufen, für einen Euro das Stück.

In Thalmässing nur mit MaskeWie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mittlerweile angekündigt hat, gilt ab kommendem Montag sogar die Pflicht, eine solche Maske zu tragen. Das Eisenwarengeschäft Dorner in Thalmässing ist da der Zeit voraus. Hier lässt Seniorchef Fritz Dorner niemanden weiter als die zwei Meter rein, die es braucht, um zur Masken-Verkaufstheke zu gelangen. Auch Julia Bauer achtet genau darauf, die Mitarbeiterin hat Dorner eigens für den Maskenverkauf abgestellt. Wer keine eigene hat, kann sie an Ort und Stelle erwerben, in unterschiedlichen Ausführungen zum Preis von zwei bis vier Euro. Mit 6000 Stück hat sich der Eisenwarenhändler mit seinem großen Maschinenangebot auch für den Garten eingedeckt. "Jetzt nimmst erst eine Maske weg", erklärt Dorner einen Stammkunden, der sich mit einer Frage an ihn richten will. "Gut, dann nehme ich halt eine."

Der Preis wird nicht zu halten sein. Denn die durch die Maskenpflicht weiter steigende Nachfrage werde von Großhändlern "gnadenlos ausgenutzt", erklärt Fritz Dorner. Sobald der erste Schwung seines Vorrats verkauft sei, müsse er den Preis ebenfalls nach oben korrigieren.

Der Maskenverkauf ist aber nicht die einzige Schutzmaßnahme für Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen. Zusätzlich hat Fritz Dorner für jede Verkaufs- und Informationstheke von einem Schreiner stabile Halterungen fertigen lassen, in die große Plexiglasscheiben als Spritzschutz montiert sind. "In letzter Sekunde", sagt Dorner, "Plexiglas ist gerade knapp."

Auch in Thalmässing herrscht nicht das Bild des riesigen Ansturms, wie er im Fernsehen aus anderen Städten zu sehen ist. Mehr als 20 Kunden dürfen Dorner zufolge sowieso nicht gleichzeitig ins Geschäft. Mit dem einen oder anderen hat der alteingesessene Einzelhändler gesprochen: "Manche konnten es gar nicht erwarten", erzählt er, "andere aber sind gelassener." Die Trockenheit der vergangenen Wochen habe dazu geführt, dass der Rasen ohnehin noch nicht besonders stark gewachsen sei, "das ist in der jetzigen Situation natürlich entgegengekommend".

 

Während der Schließphase für Privatleute war für Gewerbetreibende schon länger geöffnet. Dennoch: "Der Ladenumsatz hat fast komplett gefehlt", bilanziert Dorner, der einen Großteil des Umsatzes jedoch als Großhändler erwirtschaftet, der Stahlhandel habe keine Pause eingelegt. Privatleute seien in den vergangenen Wochen durch einen Paketdienst beliefert worden.

Ebenso wie beim Gredinger Obi-Markt. Zum Teil habe er die Ware selbst im privaten Auto ausgeliefert, erzählt Marktleiter Grögel, vieles sei mit dem firmeneigenen Transporter an den Mann und die Frau gelangt - an Kunden "von Hilpoltstein bis Denkendorf". Außerdem habe er eine Spedition an der Hand, die aushelfen könne, "wir Gredinger halten da zusammen". Den Lieferdienst will er vorerst weiter am Leben halten, "wir müssen halt die Kosten anpassen".

Ab und an dreht eine Streife der Hilpoltsteiner Polizei eine Runde über den Parkplatz, wirft einen Blick auf die Eingangstür, ob der Andrang zu groß ist. Ist er weiterhin nicht. Aber stetig. Vor allem Garten- und Bauprojekte würden offenbar angegangen oder weitergeführt, mutmaßt Grögel beim Blick auf die verkaufte Ware. Denn so war es in den vergangenen Wochen: "Jeder ist daheim, niemand kann etwas machen." Dorner spricht von einem Verkauf "quer durch das gesamte Sortiment".

Üblicher Saisonstart in Roth Wie im Süden sieht es auch in der Kreisstadt aus, beim Rother Obi-Baumarkt werden die Parkplätze knapp. Wer hinein will, muss erst einmal an den riesigen orangefarbenen Hinweisschildern vorbei. "Komm bitte allein!" und "Bitte achten Sie auf Hygienemaßnahmen und Abstand!" ist darauf zu lesen. Vor der Tür zwei Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes mit gelben Warnjacken und Mundschutz, die wohl eingreifen sollen, wenn der Andrang zu groß wird. Doch im Moment haben sie wenig zu tun - außer die Schilder immer wieder aufzustellen, die vom Wind umgeweht werden. "Unsere Kunden sind aber wirklich sehr rücksichtsvoll, sie halten Abstand, da gibt es kein Problem", sagt Hakan Parsil, der Chef des Rother Obi-Marktes. Er hat sogar im Laden mit Pfeilen ein Art Einbahnstraße markiert, damit sich die Leute nicht unnötig oft begegnen. "Da hält sich zwar nur die Hälfte dran, aber es läuft trotzdem gut", sagt er. Und freut sich, dass "85 bis 90 Prozent der Leute mit Schutzmasken kommen - unsere Mitarbeiter haben natürlich alle eine".

Spätestens wenn die Kunden durch den getrennten Ausgang zurück auf den Parkplatz kommen , sparen sie sich die Masken. So wie ein Kunde, der sich im hinteren Teil des Parkplatzes mit einer breiten Kunstrasenmatte abmüht, die er eng zusammenrollen will, um sie ins Auto zu bringen. Oder der Handwerker, der sich mit zehn Säcken Betonestrich abmüht. Oder die Frau die gleich drei Fünf-Liter-Kanister mit Holzschutzlasur in ihren Golf verstaut. Die, die auf dem Parkplatz fahren, ziehen sich die Masken dagegen gleich über, wenn sie aus dem Auto steigen. Und einige schlüpfen zudem in Einmalhandschuhe.

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, aber einen außergewöhnlich hohen Andrang kann Parsil nicht feststellen: "Der April ist sowieso immer unser bester Monat. Auch weil an Ostern viele daheim sind", sagt er. "Ob das jetzt ein kleiner Ausreißer nach oben ist, kann ich aktuell noch nicht sagen. "

Keine Schlange in HilpoltsteinVergleichsweise ruhig ist es dagegen im Hilpoltsteiner Raiffeisenmarkt. "Wir hatten ja nie komplett zu, für den Garten haben die Leute ja schon vorige Woche alles bei uns bekommen", sagt Thomas Hirscheider, der Filialleiter des Hilpoltsteiner Marktes. Und nicht alle Kunden haben mit den Artikeln, die sie aus dem Baumarkt gebraucht haben, bis jetzt warten wollen. "Es war ja nicht abzusehen, wie lange die Baumärkte wirklich zubleiben", sagt er. "Wer noch dazu daheim eine Baustelle hat, konnte also gar nicht warten und hat sein Zeug dann eben im Internet bestellt." Und der Hilpoltsteiner Markt brauchte auch weniger Vorbereitungszeit, um für diesen Montag fit zu sein. "Bei uns ging es nur darum, dass genug Personal da ist, und natürlich, dass wir alle Artikel aus dem Baumarktbereich dahaben."

Jetzt bleibt abzuwarten, ob der insgesamt größere Andrang bleibt oder vielleicht schon in der nächsten Woche wieder deutlich abebbt.

HK