Hagenich
Mit Luftdruck in den Boden

Die pneumatische Sämaschine von Reinhold Stellwag aus Hagenich schafft vier Hektar in der Stunde

17.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:26 Uhr
Vom Fronttank aus wird das Saatgut nach hinten zur pneumatischen Sämaschine geleitet. −Foto: Steimle

Thalmässing/Hagenich (HK) Ein großer Tankaufsatz vorne, ein dickes Rohr, das an der Seite des Bulldogs vorbei nach hinten läuft und ein Anhang mit vielen Schläuchen dran: Die pneumatische Sämaschine von Reinhold Stellwag bietet ein leistungsfähiges Saatverfahren.

Obwohl es leicht nieselt, zieht die Maschine noch eine Staubwolke hinter sich her, doch sie ist nicht mehr so dicht wie vor einigen Wochen. "Es ist eine gewisse Bodenfeuchte da", sagt Kreisobmann des Bauernverbands, Thomas Schmidt aus Kraftsbuch. Optimale Bedingungen also für die Aussaat, die Stellwag auf seinem Acker bei Thalmässing vornimmt, Wintergerste kommt hier in den Boden. Ideal für das Saatgut ist aber auch die Maschine, mit der das Ganze vorgenommen wird. Vor sich trägt der Bulldog einen großen Kasten, in dem sich die Samen befinden. "Die Verteilung des Saatguts erfolgt pneumatisch", sagt Stellwag, das bedeutet, dass das Samenkorn über einen Luftstrom in die Dosierungselemente befördert wird. Durch die Leitungen gelangt es dann zu den Säscharen, die den Boden etwas aufschlitzen. Ganz hinten befindet sich ein Striegel, der den Samen mit Erde bedeckt, nachdem ganz vorne der Boden mit der Kreiselegge gelockert und mit den dahinter folgenden Packerwalzen wieder etwas verdichtet wurde. Das geschieht auf einer Arbeitsbreite von fünf Metern - üblich sind hier in der Gegend zweieinhalb oder drei Meter. Für die Sämaschine benötigt man auch den entsprechenden Traktor, 270 PS sind es in diesem Fall. Vier Hektar kann Stellwag in einer Stunde schaffen.

Erst vor Kurzem hat sich der Landwirt aus Hagenich, der auch als Lohnunternehmer arbeitet, die Sämaschine von Maschio angeschafft. Ein Grund für die Investition ist, dass einer seiner Söhne die Landwirtschaft des Vaters fortführen will.

Für dieses Modell hat sich der 56-Jährige entschieden, "weil das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und die Firma in der Nähe in Thalmässing ist." Einige Reparaturen mache man "schon noch selber", sagt Stellwag, etwa wenn ein Zinken abbricht. Liegt aber die Elektrik im Argen, gibt es beispielsweise einen Computerfehler, "dann muss ein Fachmann ran, der den Fehler ausliest."

Ganz so schnell gehen wie beim Mähdrescher oder beim Maishäcksler muss eine Reparatur bei der Sämaschine nicht, da der Bauer meistens ein größeres Zeitfenster hat. In der Erntephase muss es schnell gehen, "man hat ja nicht immer für lange Zeit so gutes Wetter wie in diesem Jahr", erklärt Stellwag, da kann es bei einem Ausfall der Landmaschine sein, "dass du 30 Hektar verlierst", bei der Aussaat geht es etwas gemächlicher zu.

Technisch gesehen aber nicht: Stellwag kann eine Fahrgassenschaltung einsetzen. Diese wird angelegt, indem die Schläuche zu vier Säscharen zusammengeschlossen werden. Dadurch entsteht hinter der Maschine ein Bereich, in dem kein Korn in die Erde gelegt wird. Ist die spezielle Schaltung aktiviert, werden die Fahrten gezählt.

In seinem Bulldog muss Stellwag dabei einiges gleichzeitig im Blick behalten, während er fährt. Alles muss passen, etwa, die Tiefe der Kreiselegge sowie die Säeinstellung.

Früher wurde geschleppt und nicht gerollt: "Es wurde mit Schleppscharen gearbeitet, heute sind Scheiben Standard, vor allem weil immer öfter das Mulchsaatverfahren angewendet wird", erklärt der Landwirt. Denn bei der Mulchsaat bleiben Erntereste der Vorfrucht auf dem Acker zurück, diese würden die Schleppschare verstopfen, während die Scheiben einfach darüber hinwegrollen. "Sie sind besser, kosten aber auch mehr, da sie wartungsintensiver sind", schließlich gibt es mehr Verschleißteile. Für die Dosierung des Saatgutes ist schlussendlich das Särad verantwortlich. Es nimmt die Fahrgeschwindigkeit ab und erhöht die Umdrehungen je nach Geschwindigkeit.

SERIE MÄCHTIGE MASCHINEN

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Denn die moderne Technik ist nicht nur für größere Betriebe geeignet. Im Landkreis Roth sind die Flächen eher kleinteilig, dennoch können zahlreiche Landwirte beispielsweise durch Maschinenringe einen Nutzen aus der dem Fortschritt der Technik ziehen.