Lieber auf Triathlon setzen als auf Draht

02.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:07 Uhr

Zum Bericht "Das Geschäft mit dem Triathlon", HK vom Donnerstag, 29. November 2018: Man kann nur hoffen, dass das Wort "Triathlon" und/oder der Begriff "Sport" sich irgendwann nicht nur in Presseberichten und Beifallskundgebungen der Rother Bürger wiederfinden, sondern zukünftig auch in einem Marketingkonzept und Leitbild der Stadt mit möglichst fetten Lettern auftauchen.



Wohlwissend, dass Roth in seiner Geschichte zu einem gewissen Teil vom Draht geprägt wurde und ihm einiges zu verdanken hat, klingt "Roth - voll auf Draht" als Werbespot der Stadt für junge und jung gebliebene Menschen nicht gerade mitreißend. Der bekannte Satz, der etwas beschreibt, was ich als "von gestern" empfinde, macht beim genaueren Hinschauen aber einiges deutlich. Ohne darauf näher eingehen zu wollen, darf man fragen, ob diese Zeit inzwischen nicht doch vorbei ist? Und ohne den Slogan in die Gerümpelkammer der Stadtgeschichte sperren zu wollen, sollte doch vor dem Hintergrund des größten Ereignisses im Jahr (auf das fast alle stolz sind) die Außenwirkung unserer Stadt selbstkritisch reflektiert werden.

Wie weit hat sich inzwischen die Eigenwahrnehmung (Bürger, Entscheidungsträger) von der Fremdwahrnehmung (Touristen, Sportler, junge Menschen) entfernt? Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass die Entscheidungsträger unserer Stadt nicht mehr zum Thema Sport auf Werbeträgern zu sagen haben. Zumal sich der Sport ja nicht nur im Challenge, sondern noch mehr im Breiten- und Vereinssport und der gesamten Fitnessbewegung manifestiert.

Die Themen Hallenbad und die nicht vorhandene Toilette am Bahnhof, dem "Stadttor und Schaufenster der Stadt", spielen hier nur eine untergeordnete Rolle. Aber sie haben etwas gemeinsam. Auch sonst ist vieles für mich nur schwer zu verstehen und deshalb wirkt auch auf mich das braune Schild an der Autobahn mehr peinlich als identitätsstiftend oder gar informativ. In einer angekündigten Weinregion findet man Weinberge und Winzer, wenn man hineinfährt. Und was findet man in unserer Triathlonregion?

Aus meiner Sicht ist das "Licht unter dem Scheffel" eine immer wieder vertane Chance für den Einzelhandel, die Gastronomie, den Tourismus allgemein und insgesamt für die Zukunft unserer Stadt und der Menschen in Roth. Es sind Menschen, die hier wohnen, arbeiten und in einer bestimmten Qualität auch ihre Freizeit verbringen möchten. Von einer Neuausrichtung der Stadt und der Region würden mittelfristig nicht nur "Lifestyle-Sportler" - wie leider die Triathleten von dem einen oder anderen Mitbürger immer noch gesehen werden - profitieren, sondern darüber hinaus viele Interessensgruppen der Stadt und des Landkreises.

Guntram Rudolph

Rothaurach