Allersberg
Lebensbegleiter für die Menschen in der Region

Petra Winterstein stellt als neue Leiterin der Volkshochschule im Landkreis Roth ihre Ideen vor

27.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:10 Uhr
Vor dem Wappen Allersbergs präsentiert Petra Winterstein ihre Vorstellungen für eine Weiterentwicklung der Volkshochschule im Landkreis Roth. Der gastgebende Bürgermeister Daniel Horndasch (links) und Markus Mahl, sein Hilpoltsteiner Amtskollege und gleichzeitig VHS-Zweckverbandsvorsitzender, heißen sie gut. −Foto: Foto: Leykamm

Allersberg (lkm) Die Volkshochschule (VHS) im Landkreis will sich weiterentwickeln - die Frage ist nur wie.

Bisherige Angebote ausbauen oder darüber hinaus noch neue ins Portfolio aufnehmen? Die neue Leiterin Petra Winterstein setzt vor allem auf Letzteres, wie sie bei der jüngsten Versammlung des VHS-Zweckverbandes im Allersberger Gilardihaus deutlich gemacht hat. Sie wünscht sich, dass die Einrichtung "als professioneller Bildungspartner in der Region" wahrgenommen wird.

Ein wichtiges Element hierfür sei etwa die verstärkte Übernahme von allgemeinen Aufgaben, wenn diese über den normalen Bildungsweg nicht gelöst seien. Das Nachholen von Bildungsabschlüssen werde beispielsweise zu einer immer vordringlicheren Herausforderung. Im Landkreis sei man schon Schritte in die richtige Richtung gegangen. Für diesen Ansatz gab es in der Versammlung großen Zuspruch. Schulabbrechern könnten sich auf diese Weise neue Chancen eröffnen, hieß es.

Auch die verstärkte Vermittlung von Alltagskompetenzen hat Winterstein auf ihrer Agenda. Senioren sollten über die VHS verstärkt Kenntnisse im Umgang mit Smartphone und Internet erwerben können und vieles mehr. Überhaupt stellt sich die neue Leiterin die Volkshochschule als einen Lebensbegleiter für die Menschen in der Region vor. Für berufliche Um- oder Neuorientierung ebenso wie den Wiedereinstieg ins alte Arbeitsumfeld etwa nach der Erziehungspause solle die VHS zahlreiche Angebote bereithalten. Als professioneller Bildungspartner sei die Einrichtung auch in der Lage, ausbildungsbegleitende Maßnahmen durchzuführen oder bei anstehenden Jubiläen von Orten oder ganzen Gemeinden die Chronik aufzuarbeiten. "Das können wir alles", zeigte sich Winterstein überzeugt.

Neue, junge Zielgruppen gelte es verstärkt für sich zu gewinnen. Nebenbei sei es so möglich, das teilweise immer noch verstaubte Image der "alten Tante VHS" abzulegen. Kursangeboten für junge Erwachsene, die mitten im Berufsleben stehen, sollten etwa durch flexible digitale Angebote bereichert werden. Zugleich aber beschwichtigte Winterstein: "Wir wollen nicht nur auf den digitalen Zug aufspringen, sondern weiterhin auch eine soziale Plattform des Austausches sein", quasi ganz im analogen Sinne.

Die Wirkung der Erwachsenenbildung dürfe man aber generell nicht unterschätzen. Menschen, die diese in Anspruch nähmen, beteiligten sich öfter als andere am gesellschaftlichen Leben, belegten Ehrenämter und erwiesen sich als "Stützen der Wertegesellschaft".

Einen Ausbau des Inklusionsangebots visiert Winterstein ebenso an. Alle diese Ansätze müssten freilich intern mit einer Stärkung der Verwaltung einhergehen, machte sie deutlich. Die Voraussetzungen seien nicht schlecht, da die "sehr gut aufgestellten Außenstellen mit Herzblut bei der Sache sind", wie sie bei ihren Besuchen dort festgestellt habe. Die Schwerpunkte der einzelnen Standorte gelte es noch genauer zu erörtern, so dass Kurse auch mal gemeindeübergreifend angeboten werden können.

Der Zweckverbandsvorsitzende Markus Mahl griff Wintersteins Worte auf und appellierte seinerseits an die Vertreter der Kommunen, ihre Außenstellen personell und materiell so auszustatten, dass die Mitarbeiter dort "mehr tun können als das, was gemacht werden muss - auch wenn das Zeit und Geld kostet". Besonders aufhorchen ließ der Ansatz der Leiterin, künftig auch Seminare verschiedener Art für Gewerbetreibende anzubieten, passgenau und außerhalb des eigentlichen Kursprogramms. Solche Kurse hätten dann freilich "eine andere Kalkulationsgrundlage", die Preise lägen aber immer noch deutlich unter denen von Privatanbietern. Werde es im kleinen Rahmen angenommen, sei es möglich, im Gegenzug die Kapazitäten schrittweise zu erweitern. "Das Potenzial ist auf jeden Fall da", so Winterstein.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt der Zweckverbandsversammlung kam die neue Datenschutz-Grundverordnung aufs Tapet. Hier habe die VHS ihre Verwaltungssoftware bereits entsprechend überarbeitet, so Winterstein. Die Website gelte es noch anzupassen und Mitarbeiter zu schulen. Sensibilität müsse man gegenüber den Dozenten als Freiberuflern walten lassen.

Doch es gibt Unterstützung: Die hiesige VHS habe nämlich Pilotcharakter. Was hier in Zusammenarbeit mit einem Datenschutzberater erarbeitet werde, diene künftig als Vorlage für andere Landkreise. In jedem Fall aber habe die Verordnung eine Ausweitung der Dokumentation zur Folge.

Die Gemeindevertreter wussten ihrerseits von ersten Kontrollen in ihren Rathäusern zu berichten, bei denen einiges aufstieß: Offene Räume, personalisierte E-Mails, Ausschussbesetzungen - das alles sei auf den Prüfstand gekommen, die Vorschriften drohten die Verwaltungen zu lähmen.

Wenn allerdings die Kommunikation zwischen Bürger und Gemeinde komplett eingestellt werde, dann sei dem Datenschutz genüge getan, so lautete ein bissiger Kommentar aus der Versammlung. Zweckverbandsvorisztender Mahl, selbst Rathauschef in Hilpoltstein, hatte einen noch radikaleren, wenngleich nicht ernst gemeinten Vorschlag: Auf der ganz sicheren Seite sei man erst, "wenn der Bürgermeister alles alleine entscheidet".