Landersdorf
Leben und arbeiten wie vor mehr als 2000 Jahren

Keltenfest im Geschichtsdorf bietet vielfältige Einblicke - Wanderung nach Landersdorf - Soja-Toastanlage ist geöffnet

12.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:41 Uhr
Einen Eindruck vom Alltagin vorgeschichtlicher Zeit gewinnen die Besucher im Keltendorf, wie hier etwa beim Brettchenweben. −Foto: Schultheiß

Landersdorf (evs) An diesem Sonntag haben Besucher des Marktes Thalmässing die Qual der Wahl. Denn der 16. September ist regelrecht gespickt mit Veranstaltungen - allen voran der Michaelimarkt in der Ortsmitte.

Doch auch auf den Dörfern gibt es viel zu entdecken: Hautnah Geschichte erleben kann man von 10 bis 17 Uhr beim Keltenfest in Landersdorf, das auf der Hoch-Hochfläche liegt.

Die Abteilung für Vorgeschichte der Naturhistorischen Gesellschaft (NHG) aus Nürnberg organisiert das Fest rund um das Geschichtsdorf jährlich am dritten Septembersonntag. Dort stehen neben dem von der NHG ab 1993 als archäologisches Experiment errichteten Keltenhaus die von den Freunden der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf errichteten Nachbauten von Häusern aus der Stein- und Bajuwarenzeit.

Beim traditionellen Fest sind vielfältige Einblicke in die vor- und frühgeschichtlichen Kulturen möglich. Anhand von Rekonstruktionen und Darbietungen können sich die Besucher ein Bild vom Alltagsleben von der Jungsteinzeit über die Bronze- und Eisenzeit bis hin in die Bajuwarenzeit machen, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Authentisch gewandete "Kelten" und "Bajuwaren" beleben die Szenerie und vermitteln einen Eindruck vom Alltag in vorgeschichtlicher Zeit. Sie erläutern den Gästen, wie die Leute früher lebten und woher man das heute weiß. Zu sehen sind unter vielen anderem "vorgeschichtliche Jäger", die unermüdlich ihre Waffen erklären, beispielsweise die verschiedenartigen Pfeile mit Spitzen, Widerhaken und Federn, je nachdem, was gejagt werden soll.

In einem Backofen werden wie in jedem Jahr die beliebten Keltenplätzchen gebacken aus Zutaten, die in der Zeit vor mehr als 2000 Jahren bekannt waren: Hafer und Dinkel, Butter, Eier und Honig.

Weberinnen stellen mit Brettchen farbenfrohe Bänder her, die zeigen, dass die Kleidung früher beileibe nicht eintönig war. Wie aus der rohen Wolle ein Garn gesponnen wird, ist ebenfalls zu sehen: Mit Hilfe von Spindel mit Spinnwirtel, wie man es vom Märchen Dornröschen kennt. Vielleicht siedet in einem Kessel mit verschiedenen Kräutern auch ein Strang gesponnener Wolle zum Färben. Sicher zu sehen sind die harmonisch zueinander passenden farbigen Wollstränge in verschiedenen Gelb-, Grün- oder Rottönen.

Für Eltern mit Kindern ist dieses Fest gut geeignet, denn die Straße zum Geschichtsdorf führt nicht weiter, so dass die Eltern ihre Kinder unbedenklich auf Entdeckungsreise schicken können.

Auch für eine stilgerechte Verpflegung ist gesorgt: Man kann sich an Keltenwürsten stärken, delikat-deftigen Bratwürsten mit Gewürzen, die bereits in der Keltenzeit bekannt waren, in der Region wuchsen oder schon damals hier gehandelt wurden. Die Landersdorfer Frauen bieten aber auch so moderne Speisen wie Kaffee und Kuchen sowie Küchle an.

Die NHG schafft es sicher wieder wie in jedem Jahr, glaubhaft das Leben der Kelten in einem Spagat zwischen wissenschaftlicher Darstellung und Unterhaltung den Besuchen zu präsentieren. Davon überzeugen kann man sich auf dem Areal am südlichen Dorfausgang von Landersdorf.

Um 10.15 Uhr beginnt am Waizenhofer Espan eine Führung am archäologischen Wanderweg nach Landersdorf zum Fest, bei der Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß an den einzelnen Stationen beispielsweise über Abschnittswälle oder die vorgeschichtliche Verhüttung von Eisen informiert. Die Strecke ist etwa vier Kilometer lang. Zum Treffpunkt biegt man in Waizenhofen am westlichsten Anwesen nach Norden ab und fährt rund 300 Meter auf der Schotterstraße zum an der Straße ausgeschilderten Parkplatz.

Ebenfalls angeboten wird um 14 Uhr eine Führung am etwa 700 Meter entfernten Schauacker, der in historischer Dreifelderwirtschaft bestellt wird und auf dem seltene Ackerwildkräuter zu entdecken sind. Treffpunkt ist der Parkplatz am Geschichtsdorf.

Zusätzlich kann bei Werner Bernreuther in Landersdorf die Soja-Toastanlage von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden. Die Toastanlage ist an diesem Tag in Betrieb und zu jeder vollen Stunde wird eine Führung angeboten.