Thalmässing
Lange Leitung nach Thalmässing

Abwasser aus Eysölden, Steindl und Tiefenbach wird in Kläranlage des Kernorts gepumpt

16.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:01 Uhr
Die Tage der Kläranlage Eysölden sind gezählt. Da die Kommune aber das benachbarte Grundstück erwerben konnte und dort Regenüberlaufbecken und Pumpwerk errichtet werden, kann die Anlage genutzt werden, bis die Überleitung nach Thalmässing steht. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Fast zwei Jahre ist es her, dass sich der Thalmässinger Marktrat entschieden hat, die Kläranlage in Eysölden nicht zu sanieren und stattdessen das Abwasser aus diesem Ort und aus Steindl und Tiefenbach in die Thalmässinger Kläranlage einzuleiten.

Die technische und bauliche Seite dieses Projekts, das spätestens Mitte 2021 in Angriff genommen werden soll, ist in der Sitzung des Marktrats am Dienstagabend vorgestellt worden.

"Das ist langfristig die wirtschaftlichste Lösung", sagte Planer Ludwig Book vom Ingenieurbüro Klos aus Spalt. Die ursprünglich anvisierte Sanierung der Kläranlage in Eysölden sei wegen des schwammigen Untergrunds sehr schwierig und kostspielig, zudem gebe es dafür keine Zuschüsse. Die gibt es jedoch für die Überleitung nach Thalmässing. Bei rund 5,7 Kilometer Druckleitung und 150 Euro Förderung pro Meter summiert sich das auf etwa 858000 Euro. Die Kosten für Regenüberlaufbecken (695000 Euro), Pumpwerk und Rechen (474000 Euro), Druckleitung Eysölden bis Alfershausen (624000 Euro) und Leitung von Alfershausen bis zum Staufer Weg in Thalmässing (530000 Euro) belaufen sich unterm Strich auf 2,626 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zu den Kosten von 2,33 Millionen Euro, die im Zuge der Studie 2017 ermittelt worden waren, eine Steigerung von 12,5 Prozent, die laut Book dem Bauboom geschuldet ist.

Die Planung sieht vor, dass vom Westrand der jetzigen Kläranlage in Eysölden im Spülbohrverfahren eine Druckleitung an Flurbereinigungswegen entlang bis zur Straße von Alfershausen nach Thalmässing verlegt wird; von dort aus folgt die Leitung der Straße und unterquert bei der Thalachbrücke den Bach. "Die Leitung ist mit 5,7 Kilometern zwar relativ lang, doch rechnet sich das bei der Größe der Ortschaft, die angeschlossen wird", so Book. In Thalmässing führt die Leitung südlich des Seniorenheims bis zum Fußweg und von dort zur Florianstraße, weil ab hier die vorhandenen Kanalrohre groß genug für die Einleitung des Abwassers aus Eysölden sind. Von dort geht es Richtung Hauptstraße und Münchener Straße und die Thalach entlang bis zur Kläranlage.

Auf der ganzen Strecke muss eine Förderhöhe von 65 Metern bewältigt werden, "das ist für die Druckleitung und die Pumpen relativ viel". An den flacheren Streckenabschnitten beispielsweise entlang der Thalach werden Belüftungsschächte mit Kompressoren eingebaut, damit das Abwasser nicht zu lange in den Rohren stehenbleibt.

Da die Kommune von der Baumschule Bischoff das an die Kläranlage anschließende Grundstück erwerben konnte, wird dort am südlichen Rand ein offenes Regenüberlaufbecken entstehen. Auch auf dieser Fläche ist der Baugrund nicht ideal, tragfähiger Boden kommt erst in sieben Metern Tiefe. Statt Unmengen von Kubikmetern Boden auszutauschen, setzt man auf eine Bohrpfahlgründung. Daneben wird das Pumpwerk mit einem vorgeschalteten Rechen errichtet.

Die Frage von Michael Kreichauf (CSU), ob die Rückbaukosten in den genannten 2,626 Millionen enthalten seien, verneinte Book. Die Becken seien noch bis zur Fertigstellung der Druckleitung und des Pumpwerks in Betrieb und könnten dann den durch die Baumaßnahmen anfallenden Aushub aufnehmen. Book schätzt deshalb die Kosten für den Rückbau relativ niedrig. Positiv sei es, so Kreichauf, dass das Grundstück Bischoff erworben werden konnte. So könne die alte Kläranlage weiterlaufen, bis der Umschluss vollzogen sei.

Eva Dorner (TL) sorgte sich, dass es Probleme wegen des Auslaufens der wasserrechtlichen Erlaubnis für die Kläranlage Eysölden geben könnte. Bürgermeister Georg Küttinger (TL) konnte sie jedoch beruhigen: Mitte 2020 werde ein Antrag gestellt, die wasserrechtliche Erlaubnis bis Ende 2021 zu verlängern. Bis dahin soll die neue Anlage fertig sein. Bei der Ausschreibung, die vermutlich in mindestens drei Losen erfolgt, soll den Betrieben ein Spielraum beim Beginn der Arbeiten bis Mitte 2021 eingeräumt werden. "Vielleicht gibt es dann bessere Angebote", hofft der Bürgermeister.

Andrea Karch