Hilpoltstein
Fürchtlinge, Phrasen und viele Forderungen

Erstmals tritt Die Partei bei der Bezirkstagswahl und der Landtagswahl an - Mehr Strom aus Solar und Allersberg an die Oberpfalz verkaufen

11.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:42 Uhr
Sieht sich und Die Partei als "das Mittel für Franken": Patrick Volkert aus Georgensgmünd tritt als Spitzenkandidat der Satirepartei bei der Landtagswahl an. −Foto: Riß

Hilpoltstein (lur) "Ja zu Politik. Nein zu Politik. Aus Gründen. "Das steht auf einem Flyer von Die Partei. Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage: Wer sind die und was wollen die? Seit 2004 besteht diese Protestpartei.

 Auch in Roth gibt es einen Kreisverband und in Hilpoltstein wurde ein Ortsverband gegründet. An Selbstbewusstsein mangelt es genauso wenig wie an "inhaltsleeren Phrasen" - aber das sei ja auch eines der politischen Ziele, sagt Yannick Pleick aus Hilpoltstein: "Wir wollen auf das tagesaktuelle Geschehen reagieren, Turbopolitik betreiben",erzählt der 19-Jährige.

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wird Die Partei an der bayerischen Landtagswahl und der mittelfränkischen Bezirkstagswahl teilnehmen. Für den Stimmkreis Roth gehen Patrick Volkert als Direktkandidat für den Landtag und auf Listenplatz vier bei der Bezirkswahl sowie Yannick Pleick auf Listenplatz drei bei der Landtagswahl ins Rennen. "Forderungen und Dings" gibt es viele, die Umsetzbarkeit darf - wie vielleicht bei jeder anderen Partei auch - angezweifelt werden. Neben "Mehr Strom aus dem Hilpoltsteiner Ortsteil Solar", spricht sich Die Partei für "ein Bordstein- und Eckstein-Verbot im Landkreis" aus und möchte ihre Ziele mit dem "Verkauf von Allersberg an die Oberpfalz" finanzieren.

Ein aktuelles Anliegen sei auch die Obergrenze für Fürchtlinge. "Da stecken wir echt in einer Krise, überall nur noch Fürchtlinge", sagt Patrick Volkert und verweist auf einen Drei-Fragen-Test, mit dem man herausfinden könne, ob man selbst ein Fürchtling sei. Die Auswertung läuft - wie sollte es anders sein - immer darauf hinaus, Die Partei zu wählen, denn: "Fürchte dich nicht - Die Partei ist mit dir. "

Es sei "an der Zeit, diesen hoffnungslosen Einheitsbrei aufzumischen", sagt der 30-jährige Patrick Volkert aus Georgensgmünd, "und damit möchte ich im Landtag und Bezirkstag anfangen. " Man wolle den großen Parteien zeigen, dass Veränderungen längst überfällig sind. "Wir sind eine Partei der extremen Mitte - und ich wünsche mir unwillkürliche Macht. "

Auch Yannick Pleick rechnet sich "extrem gute Chancen" bei der anstehenden Wahl aus. "Diverse Parteien übernehmen ja schon den Wahlkampf für uns. " Politik und Soziologie studiert der 19-Jährige momentan mit dem Ziel: Rente mit 26 - und der schnellste und einfachste Weg dafür sei eben, in die Politik zu gehen. Einen Blick auf die Gehaltslisten hat auch Vinzenz Waldmüller, stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbandes Hilpoltstein, geworfen. "Politiker verdienen halt gut", lautet das Motiv des 18-Jährigen, sich zu engagieren.

Für die Gründung des hiesigen Ortsverbandes habe es mehrere Argumente gegeben. "Zum einen sind wir junge, politisch interessierte Leute", sagt der angehende Politikwissenschaftsstudent. Zum anderen wolle man sich "das politische Geschehen zu Gemüte führen", indem man etwa Stadtratssitzungen besuche und sich dieses "Kindertheater antut". Schließlich: "Was die können, das können wir auch", resümiert der Hilpoltsteiner.

Auf die Frage, warum man Die Partei mit seiner Stimme unterstützen sollte, antworten alle drei überzeugt: "Weil sie sehr gut ist. " Es gehe darum, jeden anzusprechen - "vom Erstwähler bis zum Letztwähler". Pleick erklärt: "Zunächst sollen die Leute uns wählen, dann kann jeder mit seinem Anliegen zu uns kommen und wir versuchen, es umzusetzen. " Schnell korrigiert er sich: "Und wir setzen es dann um. " Immerhin verspreche Die Partei ja alles - "außer Bier, das trinken wir".ZUR PERSONPatrick Volkert wurde am 3. Mai 1988 in Lauf an der Pegnitz geboren. Die Grundschule besuchte er in Leinburg, danach ging er auf die Mittelschule.

Anschließend begann Volkert eine Ausbildung zum Schornsteinfeger, die er 2006 erfolgreich beendete. Heute lebt der 30-Jährige in Georgensgmünd und arbeitet als Maschinen- und Anlagenführer.

2010 ist Patrick Volkert "irgendwie zur Piratenpartei gekommen", für die er sich aber nie eingesetzt habe. Seine politische Heimat fand er erst 2017 bei Die Partei. Ein Jahr später wurde der Ortsverband in Georgensgmünd gegründet und Volkert wurde zum Vorsitzenden des Kreisverbandes gewählt. Sein politisches Ziel ist die Machtübernahme 2022.

lur