Röthenbach
Verhaltene Freude

Jubelarien über Einzug in den Landtag bleiben bei Rother AfD aus - Anspannung bei Direktkandidat Ferdinand Mang

14.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr
Über die knapp elf Prozent der AfD, die in der ersten Hochrechnung genannt werden, gibt es viel zu reden, auch für Ferdinand Mang (l.). −Foto: Riß

Röthenbach/Wendelstein (lur) Knapp elf Prozent kann die AfD nach ersten Hochrechnungen für sich verbuchen.

Damit zieht die Partei erstmals in den Landtag ein. Aber so recht mag trotzdem keine Feierstimmung bei der Wahlparty in Röthenbach aufkommen. Für Ferdinand Mang, Direktkandidat im Stimmkreis Roth, heißt es weiter abwarten.

Überschaubar ist die Anzahl der Gäste, die sich gestern Abend in der Gaststube in Wendelstein eingefunden hat. "Die Aufregung ist groß", sagt Ferdinand Mang kurz vor 18 Uhr. "Zwischen 10 und 15 Prozent ist alles drin. " Ohnehin sei in letzter Zeit deutlich zu beobachten gewesen, dass sich das politische Bild in Bayern ändere, "da erwartet man die Ergebnisse natürlich mit umso mehr Spannung", verrät der 40-Jährige. Die eher konservativen CSU-Wähler im Freistaat würden sich umorientieren, so dass auch die Freien Wähler und Grünen an Bedeutung gewinnen.

Mit der ersten Prognose von elf Prozent bleibt die Freude bei den Anwesenden eher verhalten. Man müsse abwarten,außerdem sei es kein Ergebnis, nur eine Prognose, ist zu hören. Dann folgt die erste Hochrechnung: 10,9 Prozent - die Stimmung unverändert. "Das Ergebnis liegt im Erwartungsbereich, da kann man schon stolz sein", sagt Ferdinand Mang. Knapp elf Prozent aus dem Stand, das müsse man erst einmal schaffen. Immerhin genug, um in den Landtag einzuziehen. "Jetzt können wir endlich mit unserer Politik beginnen und den anderen auf die Finger schauen. " Auf die großen Emotionen wartet man an diesem Abend in Röthenbach aber vergeblich. Der mageren Ausbeute der SPD schenken die rund 20 Anwesenden einen kurzen Jubel, bei dem Ergebnis der Grünen geht ein genervtes Raunen durch den Saal. Beim eigenen Abschneiden ist die Rede von "guten Zahlen, die keine Überraschung wären".

Abgesehen von den anwesenden AfD-Kandidaten Ferdinand Mang, Raimund Swoboda und Ralph Müller will sich ansonsten kein Gast wirklich über den Wahlausgang äußern. Und auf einem Foto in der Zeitung mag sich erst recht keiner entdecken. Da wird freundlich, aber bestimmt mehrfach auf die neue Datenschutzverordnung hingewiesen Ein Beschluss der nicht unbedingt beliebten EU.

"Seit drei Jahren hab' ich einfach Angst, was da noch alles auf uns zukommt", gesteht dann doch ein älterer Herr. "Da hat Deutschland noch eine große Aufgabe vor sich. " Deshalb hat der ehemalige Lehrer wohl der AfD seine Stimme gegeben.

Gut eine Stunde nach den ersten Hochrechnungen füllt sich der Saal weiter, bei Bratwurst und Bier bleibt die Stimmung aber verhalten. Ferdinand Mang wechselt immer wieder zwischen Gesprächen und Telefonaten - die Anspannung bei dem 40-Jährigen fällt nicht ab, denn wie sein Abschneiden im Stimmkreis Roth ausfallen wird, ist bis dato noch ungewissen. "Ich harre der Dinge, die da kommen. Die Aufregung bleibt. " Jetzt sei er aber erst einmal über das Ende des anstrengenden Wahlkampfs froh. Besonders das Aufhängen der Plakate habe es in sich gehabt. "Wir hatten es da nicht so leicht wie die anderen Parteien und mussten unsere Wahlplakate weit oben aufhängen - das heißt immer wieder rauf auf die große Leiter. "

Dann wendet sich Mang wieder den Gästen in der Gaststube zu. Er erzählt, diskutiert und lässt sich fotografieren - nachdem er sich den Schweiß von der Stirn getupft hat. Ein gemütlicher und geselliger Abend soll es noch werden. Doch die Anspannung bleibt.