Hilpoltstein
Jubel über 18 Prozent

Erste Hochrechnungen hieven die Grünen in den Polithimmel - Große Freude im Landkreis Roth

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Mit Sekt stoßen die Grünen aus dem Landkreis Roth mit ihrem Direktkandidaten Andreas Hofmann (weißes Hemd) auf den bayerischen Wahlerfolg an. −Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Bei den Grünen im Landkreis Roth knallen die Sektkorken schon vor der ersten Hochrechnung. Als der grüne Balken dann auf über 18 Prozent hochschnellt, ist der Jubel groß. Spontaner Applaus, lachende Gesichter und klirrende Sektgläser demonstrieren die Freude über das außerordentliche Ergebnis, das in Roth gebührend gefeiert wird.

"Das ist für uns ein historischer Abend", stellt der Direktkandidat Andreas Hofmann aus dem Rother Ortsteil Pruppach fest. "Und ein historisch gutes Wahlergebnis." Vor fünf Jahren lagen die Grünen in Bayern noch bei 8,6 Prozent. "Jetzt sind wir die zweitstärkste Partei." Angesichts des Absturzes der SPD raunen sie noch ein mitleidiges "Allmächd". Während sich die Sozialdemokraten quasi halbiert haben, hat sich das Ergebnis der Grünen im Vergleich zu 2013 verdoppelt.

"Wir werden zwar zwei oder drei Direktmandate erringen", stellt Hofmann fest, der auf Landkreisebene 14,3 Prozent erreicht hat. "Aber wohl eher nicht in Roth", schiebt er lachend hinterher. Das trübt aber keineswegs seine Freude. "Meine Erwartung ist weit übertroffen worden." Woran es gelegen hat? "Wir haben mit unserer Kampagne ,Mut geben statt Angst machen' den Nerv getroffen." Der Klimaschutz müsse nun ganz klar Thema Nummer eins werden.

Andrea Schindler, die für die Grünen im Stadtrat Roth sitzt, wird noch konkreter: "An unserem Wahlkampfstand in der Innenstadt bin ich immer wieder auf den Klimawandel angesprochen worden, die Hitze und die Dürre des vergangenen Sommers haben wohl viele aufgeweckt." Und dadurch sensibler gemacht für das Urthema der Grünen.

"Den Klimaschutz müssen wir auch an die erste Stelle stellen", zeigt sich Andreas Hofmann überzeugt. Genauso wie die ökologische Landwirtschaft, das Eindämmen des Flächenfraßes, den Verzicht auf Ackergifte und den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs. Allerdings seien das genau die Themen, bei denen die Schnittmenge mit der CSU, die wohl dringend auf einen Koalitionspartner angewiesen ist, denkbar gering sei. "Die CSU müsste sich klar zu einer proeuropäischen Haltung durchringen und faire und gerechte Politik machen", fordert Hofmann von einem möglichen Bündnispartner. "Wir müssen weg von den Populismusparolen hinsichtlich der zu uns geflüchteten Menschen."

Aber mit Gedankenspielen zu möglichen Koalitionen will sich Hofmann ohnehin zurückhalten, zumal es nach den ersten Hochrechnungen so aussieht, als würde es für ein bürgerliches Bündnis von CSU und den Freien Wählern reichen. Ganz abgesehen davon, dass er persönlich eine Koalition mit der CSU für "extrem schwierig" hält, solange sich die Christsozialen nicht wieder auf alte Werte besinnen würden statt sich im Populismus zu verfangen. Sein Parteikollege Mario Engelhardt, der die Grünen im Bezirkstag vertreten möchte, stellt ebenfalls klar: "Für uns gilt, dass wir nicht unsere grüne Seele verkaufen."

Auch wenn es nicht klappt mit einer Regierungsbeteiligung, "wir sind die zweitstärkste Partei im Landtag. Meine Freude über das Gesamtergebnis ist riesig", erklärt Hofmann. "Da ist es auch nicht so schlimm, wenn ich selbst nicht im Landtag sitze. Ich hätte mir aber gewünscht, dass die AfD unter fünf Prozent bleibt", fügt er hinzu. "Ich fürchte, dass wir nun auch im Landtag - genauso wie im Bundestag - diese Scheißhausparolen hören müssen. Und das dürfen Sie ruhig so schreiben", sagt er. "Wir müssen unsere Demokratie gegen die Angriffe von rechts schützen."

Die AfD müsse man im Landtag zur Sacharbeit zwingen und ansonsten links liegen lassen. "Oder rechts", wie Hofmann süffisant hinterherschiebt. Engelhardt sieht es ebenfalls als eine Gefahr, wenn sich Wähler aus Frust von den etablierten Parteien abwenden und die AfD wählen.

Jutta Scheffler, die die Grünen viele Jahre im Kreistag vertreten hat und immer noch im Rother Stadtrat sitzt, ist jedenfalls vom bayernweiten Ergebnis ihrer Partei begeistert. "Alles über 15 Prozent ist irre toll", sagt sie. "Aber wir haben uns das auch über die Jahre hart erarbeitet", zeigt sie sich überzeugt.
 

Monika Meyer